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Internet. - In diesen Tagen startet eine neue Suchmaschine. Ihr Name: Blekko. Das kleine kalifornische Unternehmen versucht wieder mit einem neuen Ansatz, dem Titanen Google Konkurrenz zu machen.Der kalifornische Konzern dominiert diesen Markt. In den USA, so schätzt man, hält das Unternehmen einen Marktanteil von mehr als 60 Prozent. In Deutschland sollen es gar über 90 Prozent sein.

Von Marcus Schuler |
    Das Geschäft mit der Suche im Internet ist milliardenschwer. Google ist der Schrittmacher. Sein Algorithmus, mit dem es das Netz nach neuen Inhalten indexiert, ist das bestgehütete Geheimnis des Konzerns. Aber nicht nur deshalb haben es Konkurrenten wie Bing oder Yahoo so schwer. Bing, die Suchmaschine von Microsoft, kommt in den USA auf 18 Prozent Marktanteil, Yahoo auf gut 19 Prozent. Bei der Suche im Netz sind wir als Nutzer bereits festgelegt. Irgendwann einmal haben wir uns für eine Suchmaschine entschieden und bleiben ihre treu. Psychologie spielt hier eine wichtige Rolle, meint der Suchmaschinen-Experte Eric Kubitz:

    "Theoretisch arbeiten da viele an vielen guten Ideen. Auf der anderen Seite ist da der Gewöhnungsfaktor viel größer: Wenn ich seit zehn Jahren mit Google suche, glaube ich daran, dass die Suchwelt so aussieht, wie sie mir Google präsentiert. Deswegen haben es andere echt schwerer. Deswegen ist eine Änderung eigentlich wahnsinnig schwierig geworden, weil wir uns daran gewöhnt haben, was Google uns bietet und schlecht ist es ja nicht, was uns Google bietet."

    Neue Ansätze bei der Suche im Netz haben es schwer: Vergangenes Jahr hat es Wolfram Alpha versucht – die semantische Suchmaschine des britischen Mathematikers Stephen Wolfram. Die Maschine setzt Suchergebnisse zueinander in Beziehung und formuliert daraus Antworten. Zum Beispiel kann sie die in Englisch eingegebene Frage beantworten, wie alt Bundeskanzlerin Merkel ist. Der Marktanteil von Wolfram Alpha bewegt sich jedoch im kaum messbaren Bereich. Die Maschine ist ein Nischen-Thema. Microsofts Bing hat besonders viel Lob für ihre vertikale Suchfunktionalität bekommen. Dem Benutzer wird bei seiner Suche ein Oberbegriff vorgeschlagen, ein Filter, mit dem er nur Ergebnisse innerhalb dieses thematischen Oberbegriffs durchsuchen kann. Dadurch wird die Suche eingeschränkt und unter Umständen genauer.

    Doch dieses Alleinstellungsmerkmal währte nicht lange. Google zog im Mai nach und bietet nun auch auf der linken Seitenhälfte eine Optionsleiste an. Dort kann man Nachrichtenseiten, Verkaufsportale oder Blogs mit dem Begriff durchsuchen. Alle anderen Seiten werden rausgefiltert.

    "Das ist im Moment der wesentliche Trend, den man bei Google beobachten kann: Den User die Ergebnisse filtern zu lassen und nicht nur die relevantesten für alle zu bekommen, sondern letztendlich in einzelne Segmente reingeht und sich anschaut, was könnte denn da am wichtigsten sein, welcher Blogger hat da die interessantesten Beiträge geschrieben oder welche News sind da gerade zu haben."

    Suchmaschinen-Experte Kubitz berät vor allem Zeitungs- und Zeitschriften-Verlage in Deutschland, die mit ihren Inhalten bei Google besser gefunden werden wollen. Kubitz glaubt, dass es in Zukunft gar nicht so sehr auf die zuvor beschriebene Funktionalität einer Suchmaschine ankommt – also beispielsweise das Netz mit Hilfe von Filtern durchsuchen zu können. Der große Trend heißt: Suchergebnisse auch auf Geräten fernab eines PCs möglich zu machen - auf dem Navigationsgerät im Auto oder – schon jetzt Realität – auf dem Mobiltelefon.

    "Ich möchte zum Beispiel an das Google-Handy erinnern. Da gibt es ein so genanntes Goggles drauf. Da kann ich mir ein Foto vom Rathaus in München machen und wenn ich dann dort eingebe, ich würde gerne zum Odeonsplatz gehen, dann malt er mir auf die Karte den Weg, den ich zu laufen habe. Das sind alles Anwendungen, die uns die Suche ins richtige reale Leben reinbringen und nicht nur, wenn wir vor dem PC sitzen und dort das Wort Wohngebäudeversicherung eingeben."

    Bei Google rechnet man in den kommenden Jahren vor allem mit einer Zunahme bei lokalen Suchanfragen. Das amerikanische Beratungsunternehmen BIA/Kelsey schätzt, dass lokale Suche bis zum Jahr 2013 um 35 Prozent wachsen wird. Angetrieben wird dieses Wachstum vor allem von Mobiltelefonen. Für iPhone oder Android-Telefone gibt es schon heute eine Vielzahl von Anwendungen, die sowohl auf Suchmaschinen wie Google oder Bing zurückgreifen als auch die Ergebnisse mit dem eingebauten GPS-Empfänger verbinden. Der Benutzer bekommt anhand der satellitengestützten GPS-Daten zuerst Ergebnisse aus seiner unmittelbaren Umgebung geliefert. Nun versucht Blekko, in den Suchmaschinen-Markt vorzudringen. Eric Kubitz findet den Ansatz von Blekko interessant. Seine Begeisterung hält sich allerdings in Grenzen. Denn:

    "Als Nischenthema ist das sicherlich eine feine Angelegenheit. Und man darf auch nicht vergessen, dass der Markt der Suchmaschinen groß ist und diese Nische ist ausreichend, um eine ganze Menge Leute zu ernähren. Aber eine ernsthafte Konkurrenz zu Google. Das kann ich mir nicht vorstellen."