
Von einem "nationalen Schatz", ja einem "Geschenk Gottes" spricht Südafrikas Regierung. Es herrscht Euphorie angesichts der Schiefergasvorkommen in der Halbwüste Karoo. Dabei weiß keiner so genau, wie groß sie eigentlich sind. Erste Schätzungen gingen von bis zu 13 Trillionen Kubikmetern aus. Eine neuere Studie warnt jedoch, sie könnten nur ein Zehntel davon betragen. Für Südafrikas Präsident Zuma ist jedoch schon klar: Schiefergas gehört zur Zukunft der Energieversorgung in Südafrika, die bislang unter Engpässen und Stromausfällen krankt und damit die ohnehin schwächelnde Wirtschaft belastet.
"Angesichts dieser Situation brauchen wir eine radikale Veränderung des Energiesektors, einen nachhaltigen Mix aus Kohle, erneuerbaren Energien, Erdgas und Kernkraft. Schiefergas wird als bahnbrechende Technologie für unsere Wirtschaft anerkannt. Deshalb werden wir sie im Rahmen unserer guten Umweltgesetze auch weiter vorantreiben."
Gute Umweltgesetze, aber es hapert an der Umsetzung
Worte, die Kritiker nicht beruhigen können. Südafrika hat zwar gute Umweltgesetze, aber es hapert häufig an Umsetzung und Kontrolle. Die bislang durchgeführten Studien reichten nicht aus, um grünes Licht zu geben, warnt der Geologie-Professor Daniel Vermeulen.
"Vielleicht kann Fracking tatsächlich einige unserer Probleme bei der Energieversorgung lösen. Aber die Vor- und Nachteile sind noch nicht ausreichend gegeneinander abgewogen worden. Wir können nicht einfach die Erkenntnisse anderer Länder übernehmen. Jede Region ist anders. Bislang steht also nur eines fest: Mit Schiefergas lässt sich Energie produzieren. Das ist der einzige Vorteil."
Bauernverbände haben bereits mit Klagen gedroht
Die anvisierte Region für die Förderung ist die von Viehzucht geprägte Halbwüste Karoo. Bauernverbände haben bereits mit Klagen gedroht. Sie fürchten um die Existenz der Landwirte. Wo heute ihre Schafe grasen, könnten schon bald Fördertürme in den Himmel ragen. Fracking verbraucht enorme Wassermengen, in einer Gegend, wo Wasser ohnehin rar ist. Dazu kommt das Risiko einer Grundwasserverseuchung durch Chemikalien und Schwermetalle, betont Umweltaktivist Gray Maguire.
"Wir müssen keine solchen Risiken eingehen. Denn wir haben viele andere Möglichkeiten: Dazu gehören erneuerbare Energien und selbst konventionell gefördertes Erdgas. Es gibt also keinen Grund, warum wir auf diese extrem teure und riskante Energiegewinnung setzen sollten."
Für Südafrikas Regierung dagegen liegen diese Gründe auf der Hand: Fracking sei klimafreundlich - im Gegensatz zu den Kohlekraftwerken, die bislang den Löwenanteil des Energiehungers stillen. Außerdem verspricht sie eine bessere Infrastruktur und mehr Jobs. Ein wichtiges Argument angesichts einer Arbeitslosenquote von 25%. Vorläufige Explorationslizenzen sind bereits an mehrere Konzerne vergeben worden. Probebohrungen schienen kurz bevorzustehen. Doch nun könnte ausgerechnet die Regierung selbst die Pläne durchkreuzen: Mit einer Gesetzesnovelle, in der sich der Staat eine Art Vorkaufsrecht an dem geförderten Gas einräumt. Für Investoren ist das wenig reizvoll. Konzerne wie Shell haben bereits erhebliche Bedenken geäußert. Alle Augen ruhen deshalb nun auf Präsident Zuma, der die Novelle noch mit seiner Unterschrift in Kraft setzen muss.



