Freitag, 26. April 2024

Archiv

Südchinesisches Meer
China bestellt US-Botschafter ein

Nach der Patrouillenfahrt des Kriegsschiffs "USS Lassen" in der Nähe eines Riffs der Spratly-Inseln hat Peking gegen die "ernste Provokation" protestiert. Das Land werde seine Souveränität über die umstrittene Inselgruppe verteidigen. Die USA sehen sich im Recht und kündigen weitere Aktionen an.

28.10.2015
    Nach Berichten chinesischer Staatsmedien musste sich US-Botschafter Max Baucus beim chinesischen Vize-Außenminister Zhang Yesui einfinden. Dieser habe energisch gegen die Provokation im Südchinesischen Meer protestiert. Zitiert wird Yesui mit den Worten, die USA hätten "extrem verantwortungslos" gehandelt.
    Washington hatte gestern den Zerstörer "USS Lassen" durch die Zwölf-Meilen-Zone um das Subi-Riff fahren lassen, die China als Hoheitsgebiet beansprucht. Die Patrouillenfahrt wurde einem Militärvertreter von US-Kriegsflugzeugen abgesichert. Ziel war es nach Angaben des Pentagons, die gesetzeskonforme Nutzung von Gewässern und Luftraum für alle Länder nach internationalem Recht zu gewährleisten. Die Operation stehe im Einklang mit internationalem Recht, so ein Sprecher. Der Zerstörer habe auch die Zwölf-Meilen-Zonen von Inseln durchquert, die von Vietnam und den Philippinen beansprucht würden. Derartige Patrouillen sollten künftig häufiger stattfinden.
    Der Zerstörer "USS Lassen" und ein weiteres Militärschiff
    Der Zerstörer "USS Lassen" bei einem früheren Einsatz (picture alliance / dpa / Martin Wright / US Navy)
    Das chinesische Verteidigungsministerium bezeichnete die Durchfahrt des Zerstörers dagegen als "illegal". Die "USS Lassen" sei dem Recht entsprechend von chinesischen Schiffen begleitet und gewarnt worden. Die USA missbrauchten die Freiheitsrechte der Seefahrt und versuchten, das Südchinesische Militär zu militarisieren.
    Künstliche Inseln
    China beansprucht den größten Teil des Meeresgebiets für sich, das zu einer der weltweit wichtigsten Schiffshandelsrouten zählt. Zudem werden große Vorkommen von Erdgas und Erdöl vermutet. Um die Ansprüche zu unterstreichen, hat Peking mehrere Korallenriffe zu künstlichen Inseln aufschütten lassen - das Subi-Riff ist eine davon. Diese Inseln sollen zum Beispiel als Start- und Landebahn für Flugzeuge genutzt werden.
    Insgesamt bestehen die Spratly-Inseln, die mehr als 1.000 Kilometer vor der chinesischen Küste liegen, aus rund 100 weit verstreuten Atollen und Riffen, von denen viele unbewohnt sind. Neben China erheben auch Taiwan und Vietnam Anspruch auf die gesamte Inselgruppe. Brunei, Malaysia und die Philippinen beanspruchen jeweils einen Teil der Inselgruppe für sich.
    Vorfall im Mai
    In dem Streit hatte es zuletzt im Mai Auseinandersetzungen gegeben: Damals flog eine amerikanische Überwachungsmaschine mit einem Fernsehteam an Bord über die Inseln. Die chinesische Marine warnte das Flugzeug mehrmals, es solle das Gebiet verlassen. Im August schickte Peking fünf Militärschiffe in die Zwölf-Meilen-Zone vor der Küste Alaskas, während sich US-Präsident Barack Obama zu einem Besuch in dem Bundesstaat befand.
    (jasi/tgs)