Zu sehen sind ein Monster in der Gestalt eines vierbeinigen Tieres und ein Mädchen, das den Betrachter des schalenartigen hohen Gefässes aus Terrakotta direkt anschaut, die Augen und den breiten Mund weit aufgerissen. Das Gefäß stammt aus dem 4. Jhdt. vor Christus. Bemalt wurde es von dem sogenannten "Maler des bösen Wolfes". Eine Art Rotkäppchendarstellung aus etruskischer Zeit, interpretiert die Etruskologin Giuliana Tocco:
" Das Vasenbild zeigt vermutlich einen Weinberg, in dem ein Mädchen auf einen Wolf stößt. Eine alltägliche Szene, die trotzdem ungewöhnlich ist, denn meines Wissens existieren keine anderen Vasenbilder, die die Geschichte des bösen Wolfes wiedergeben. Eine Geschichte, die an spätere europäischen Märchen erinnert. Ein wichtiger Fund, denn so viel haben uns die Etrusker leider nicht hinterlassen."
Zu sehen ist das Gefäß mit dem etruskischen Rotkäpchen in einem ganz neuen Museum im süditalienischen Pontecagnano Faiano. Die kleine Ortschaft wird den meisten Italienreisenden unbekannt sein, denn Pontecagnano Faiano hatte bisher nicht viel zu bieten. In der Regel fährt man an dem Städtchen in der Provinz Salerno achtlos vorbei - auf dem Weg an die Strände Kalabriens und Siziliens. Mit 15 Millionen Euro finanzierte das römische Kulturministerium in der Ortschaft ein "Museo Archeologico Nazionale", in dem ausschließlich Grabungsfunde aus der näheren Umgebung ausstellt werden. Auf 9.000 Quadratmetern werden zum Teil außergewöhnliche Kunst- und Kultgegenstände gezeigt, die seit einigen Jahren unter Etruskologen für großes Aufsehen sorgen, erklärt Giuliana Tocco, die Direktorin des neuen Nationalmuseums:
" Wir wussten, dass schon in der Frühzeit der Etrusker dieses Volk nicht nur in Mittelitalien siedelte, sondern auch in der süditalienischen Region Kampanien, doch wir wussten nicht, bis zu jenem spektakulären Fund vor einigen Jahren, dass die Etrusker in Kampanien ebenso wichtige Städte hatten wie in der heutigen Toskana und im nördlichen Latium."
Grabungen im Umland von Pontecagnano zeigten, dass erste Siedlungen hier bereits im 10. Jhdt. v. Chr. entstanden. DNA-Tests und der Vergleich der Grabfunde ergaben, dass es sich bei den Resten von Toten in der Nekropole von Pontecagnano um Angehörige des etruskischen Volkes handelte, die sich in jener Epoche aus dem Etrurien genannten Mittelitalien nach Süden aufgemacht hatten, um dort Siedlungen zu gründen. Siedlungen, das beweisen die Ausstellungsstücke des neuen Museums, die in engen künstlerischen und wirtschaftlichen Beziehungen zu den etruskischen Städten in der Toskana und in Latium gestanden haben müssen.
Pontecagnano scheint einer der wirtschaftlich wichtigsten Brückenköpfe der Etrusker zu den Griechen und Ägyptern gewesen zu sein. Das erklärt auch die, wie in der Toskana und in Latium, zahlreichen Funde von Kult- und Schmuckgegenständen aus dem Handel mit dem westlichen und südlichen Mittelmeer. Giuliana Tocca:
" Auch wenn wir in Pontecagnano nicht wie beispielsweise in Cortona, in der Toskana, Reste von Handelsverträgen entdeckten, wird das Alltagsleben wie auch der Handel hier genauso abgelaufen sein wie in den bekannten Etruskerstädten Cerveteri, Cortona usw. Im Unterschied zu diesen Städten, die bereits etruskische Museen haben, hatten wir bisher kein Ausstellungsgebäude für unsere Funde, die von der Geschichtswissenschaft als die aufsehenerregendsten der letzten 50 Jahre bezeichnet werden. Funde, die wichtig für dieses Territorium sind."
Das neue etruskische Nationalmuseum zeigt neben Vasen und Krügen auch viele ungewöhnliche Funde, die in den letzten Jahren aus der Nekropole von Pontecagnano geborgen wurden. Darunter eine ungewöhnlich ausdrucksstarke und komplett erhaltene Pferdemaske in Bronze aus dem 8. Jhdt. v. Chr., deren Verwendungszweck unbekannt ist. Kurios sind auch die vielen Urnen in Form von Holzhütten, die in den Gräbern entdeckt wurden. Urnen aus der Eisenzeit, die aber in dieser Form auch von den Etruskern verwendet wurden. Im Grab 928 fanden die Archäologen ein elegantes Silbergefäß für Wasser oder Wein aus dem 7. Jhdt. v. Chr. Die bauchige Form verjüngt sich nach oben hin zu einer schmalen Öffnung. Rätselhaft sind auch verschiedene Alltagsgegenstände. So beispielsweise der Henkel einer Bronzetasse, der aus einem runden und mit Fabeltieren verzierten Griff besteht, an dem kleine Ringe baumeln.
Das Ende der süditalienischen Etruskerstadt kam mit den Römern. Aus bisher unbekannten Gründen siedelten sie im 2. Jhdt. v. Chr. in Pontecagnano hunderte von Familien des Volkes der Picenter an, das eigentlich an der Adriaküste lebte. Seitdem wurde die etruskische Vergangenheit der Region vergessen.
" Das Vasenbild zeigt vermutlich einen Weinberg, in dem ein Mädchen auf einen Wolf stößt. Eine alltägliche Szene, die trotzdem ungewöhnlich ist, denn meines Wissens existieren keine anderen Vasenbilder, die die Geschichte des bösen Wolfes wiedergeben. Eine Geschichte, die an spätere europäischen Märchen erinnert. Ein wichtiger Fund, denn so viel haben uns die Etrusker leider nicht hinterlassen."
Zu sehen ist das Gefäß mit dem etruskischen Rotkäpchen in einem ganz neuen Museum im süditalienischen Pontecagnano Faiano. Die kleine Ortschaft wird den meisten Italienreisenden unbekannt sein, denn Pontecagnano Faiano hatte bisher nicht viel zu bieten. In der Regel fährt man an dem Städtchen in der Provinz Salerno achtlos vorbei - auf dem Weg an die Strände Kalabriens und Siziliens. Mit 15 Millionen Euro finanzierte das römische Kulturministerium in der Ortschaft ein "Museo Archeologico Nazionale", in dem ausschließlich Grabungsfunde aus der näheren Umgebung ausstellt werden. Auf 9.000 Quadratmetern werden zum Teil außergewöhnliche Kunst- und Kultgegenstände gezeigt, die seit einigen Jahren unter Etruskologen für großes Aufsehen sorgen, erklärt Giuliana Tocco, die Direktorin des neuen Nationalmuseums:
" Wir wussten, dass schon in der Frühzeit der Etrusker dieses Volk nicht nur in Mittelitalien siedelte, sondern auch in der süditalienischen Region Kampanien, doch wir wussten nicht, bis zu jenem spektakulären Fund vor einigen Jahren, dass die Etrusker in Kampanien ebenso wichtige Städte hatten wie in der heutigen Toskana und im nördlichen Latium."
Grabungen im Umland von Pontecagnano zeigten, dass erste Siedlungen hier bereits im 10. Jhdt. v. Chr. entstanden. DNA-Tests und der Vergleich der Grabfunde ergaben, dass es sich bei den Resten von Toten in der Nekropole von Pontecagnano um Angehörige des etruskischen Volkes handelte, die sich in jener Epoche aus dem Etrurien genannten Mittelitalien nach Süden aufgemacht hatten, um dort Siedlungen zu gründen. Siedlungen, das beweisen die Ausstellungsstücke des neuen Museums, die in engen künstlerischen und wirtschaftlichen Beziehungen zu den etruskischen Städten in der Toskana und in Latium gestanden haben müssen.
Pontecagnano scheint einer der wirtschaftlich wichtigsten Brückenköpfe der Etrusker zu den Griechen und Ägyptern gewesen zu sein. Das erklärt auch die, wie in der Toskana und in Latium, zahlreichen Funde von Kult- und Schmuckgegenständen aus dem Handel mit dem westlichen und südlichen Mittelmeer. Giuliana Tocca:
" Auch wenn wir in Pontecagnano nicht wie beispielsweise in Cortona, in der Toskana, Reste von Handelsverträgen entdeckten, wird das Alltagsleben wie auch der Handel hier genauso abgelaufen sein wie in den bekannten Etruskerstädten Cerveteri, Cortona usw. Im Unterschied zu diesen Städten, die bereits etruskische Museen haben, hatten wir bisher kein Ausstellungsgebäude für unsere Funde, die von der Geschichtswissenschaft als die aufsehenerregendsten der letzten 50 Jahre bezeichnet werden. Funde, die wichtig für dieses Territorium sind."
Das neue etruskische Nationalmuseum zeigt neben Vasen und Krügen auch viele ungewöhnliche Funde, die in den letzten Jahren aus der Nekropole von Pontecagnano geborgen wurden. Darunter eine ungewöhnlich ausdrucksstarke und komplett erhaltene Pferdemaske in Bronze aus dem 8. Jhdt. v. Chr., deren Verwendungszweck unbekannt ist. Kurios sind auch die vielen Urnen in Form von Holzhütten, die in den Gräbern entdeckt wurden. Urnen aus der Eisenzeit, die aber in dieser Form auch von den Etruskern verwendet wurden. Im Grab 928 fanden die Archäologen ein elegantes Silbergefäß für Wasser oder Wein aus dem 7. Jhdt. v. Chr. Die bauchige Form verjüngt sich nach oben hin zu einer schmalen Öffnung. Rätselhaft sind auch verschiedene Alltagsgegenstände. So beispielsweise der Henkel einer Bronzetasse, der aus einem runden und mit Fabeltieren verzierten Griff besteht, an dem kleine Ringe baumeln.
Das Ende der süditalienischen Etruskerstadt kam mit den Römern. Aus bisher unbekannten Gründen siedelten sie im 2. Jhdt. v. Chr. in Pontecagnano hunderte von Familien des Volkes der Picenter an, das eigentlich an der Adriaküste lebte. Seitdem wurde die etruskische Vergangenheit der Region vergessen.