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Surfen ohne Risiko, aber mit Handicap

Aus Sorge um die eigene Sicherheit während des Surfens sind viele Nutzer konsequent und sie schalten Ihren Internet-Browser auf Sicherheitsstufe Rot. Doch damit kicken Sie sich selbst ins Abseits der Internetwelt. Denn mit gesperrten Java-Skripts oder Cookies fließen die Informationen immer spärlicher. Der Bundesbeauftragte für Datenschutz beklagt den Trend und fordert mehr Engagement der Inhalteanbieter.

10.05.2003
    Von Wolfgang Noelke

    Wer sich weigert, an Preisausschreiben teilzunehmen oder die bunten Kunden-Kreditkarten zu nutzen, die verschiedene Unternehmen zum angeblich sorgenfreien Einkauf anbieten, hat im realen Leben noch gute Chancen, der Datenschnüffelei ein Schnippchen zu schlagen. Anders im Internet: Da hat man oft keine Wahl: Man muss die eingestellte Sicherheitsbarrieren herunterfahren - man muss also Java, aktive Skripte und Cookies akzeptieren - sonst öffnet sich die gewünschte Seite erst gar nicht. Für den Bundesdatenschutzbeauftragten Dr. Joachim Jakob ein unhaltbarer Zustand:

    Ich glaube, Unternehmen, die diesen Weg gehen, sollten darüber nachdenken, ob sie zum Schluss keine Kunden mehr haben, denn das Bewusstsein der Bevölkerung, was datenschutzrechtliche Positionen anbelangt, ist zwar sehr unterschiedlich - zugegebenermaßen, aber das Bewusstsein ist da und vor dem Hintergrund glaube ich, dass man Positionen, die den Kunden mit einbeziehen, als vertrauensbildende Maßnahme nutzen kann.

    Vertrauenswürdig wäre es, wenn Unternehmen auch für die nur erst knapp zehn Prozent der Internetnutzer, die ihren Browser auf die höchste Sicherheitsstufe eingestellt haben, ein alternatives Web- Angebot bereitstellen - denn der Unmut der Nutzer über Cookies, Pop-Ups und blinkende Animationen scheint wenigstens in den USA schon die Chefetagen zu erreichen:

    Ich merke, dass wir im Augenblick in Amerika, die ja nicht unbedingt die datenschutzfreundlichste Nation sind, eine ganz andere Entwicklung haben: Dass der Kunde seine datenschutzrechtliche Position formulieren kann und diese seine Position mit der datenschutzrechtlichen Politik des Unternehmens abgeglichen wird. Wenn es hier Unterschiede gibt in den Positionen, wird das dann über den Browser des Betroffenen deutlich gemacht und der Kunde entscheidet dann, ob er in seinen datenschutzrechtlichen Positionen zurückgehen will oder ob er zum Konkurrenz-Unternehmen geht. Ich glaube, dass dies eine sehr viel bessere Entwicklung ist, auch vor dem Hintergrund der Unternehmenspolitik: Denn hier kann man auch mit besonders datenschutzrechtlichen Positionen im Markt werben.