Mittwoch, 17. April 2024

Archiv

Tarifkonflikt
Pilotenstreik bei Ryanair

In Deutschland streiken die Piloten der Airline Ryanair - genauso wie in Belgien, Schweden und Irland. Sie fordern bessere Arbeitsbedingungen und Tarifverträge. Unternehmenschef Michael O’Leary muss nun nach Wegen suchen, sein Personal nicht weiter zu verprellen - und die Kosten dennoch niedrig zu halten.

Von Anne Demmer | 10.08.2018
    Boeing 737 Flugzeug der Billigfluglinie Ryanair auf dem Rollfeld, Flughafen Frankfurt-Hahn, Rheinland-Pfalz, Deutschland, Europa
    Die Piloten wollen den Sparkurs von Ryanair nicht mehr länger mittragen und fordern Tarifverträge (dpa / picture alliance/ imageBROKER)
    "Piloten sind glorifizierte Taxifahrer. Klar es ist ein kompliziertes Taxi und sie sind natürlich schon gut ausgebildet. Aber es ist halt ein Job – sie sollen die Leute einfach nur von A nach B bringen."
    Das sagte Michael O’Leary vor einigen Jahren über die Piloten des Konkurrenten Aer Lingus, die mehr Geld forderten. Für sein eigenes Personal war er lange nicht bereit mehr zu bezahlen. Gewerkschaften hat er abgelehnt, höhere Gehälter lächerlich genannt.
    Seit rund 25 Jahren hält O’Leary das Ryanair-Zepter in der Hand: Straff, effizient, möglichst billig, seine Devise. So konnte er die Preise für die Flugtickets niedrig halten – für die - wie er mal sagte - die Fluggäste über Scherben kriechen würden. Sogar bei den Toiletten wollte er sparen.
    Sparen an jeder Ecke
    "Wir haben drei Toiletten, wenn ich zwei davon loswerden könnte, dann hätte ich Platz für sechs Sitzplätze. So wäre es möglich die Tickets für jeden Fluggast um fünf Prozent zu senken."
    Jahrelang war er auf Erfolgskurs, hat British Airways, Lufthansa und Co den Rang abgelaufen, erklärt Siobhán Creaton, die Autorin von Ryanair – The full story.
    "Anfangs haben die traditionellen Fluggesellschaften die Iren als einen lästigen neuen Spieler belächelt, jemand der viel Lärm macht, ab und zu Tickets zum Schnäppchenpreis anbietet, mehr nicht. Es hat eine Weile gedauert, bis sie gecheckt haben, dass es ein Geschäftsmodell ist."
    Piloten fordern Tarifverträge
    Doch dieses Geschäftsmodell gerät ins Wanken – die Welt des Michael O’Leary ist aus den Fugen. Seit Monaten streiken seine Piloten - allein heute in Schweden, Irland, Belgien und Deutschland. Es ist der größte Streik in der Geschichte des Billigfliegers. Das dürfte auch das Ego des Ryanair-Chefs ankratzen. Die Piloten fordern endlich Tarifverträge, protestieren weil sie die Arbeitsbedingungen unzumutbar finden, O’Leary mit Standortverlegungen droht, wenn ihm die Ansprüche seiner Belegschaft lästig werden.
    Für den Ryanair-Boss wird es ein Balanceakt. Die Konkurrenz ist mittlerweile groß: Wenn der Billigflieger weiter erfolgreich sein will, dann muss er die laufenden Kosten niedrig halten, darf aber seine Piloten nicht weiter verprellen. Denn qualifiziertes Flugpersonal wird derzeit überall gesucht.