Sechs Verhandlungsrunden sind schon gescheitert zwischen der IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) und den Arbeitgebern. Konkret geht es um den Rahmentarifvertrag für die 650.000 Beschäftigten. Er regelt etwa Arbeitszeiten, Zuschläge für Nacht- und Feiertagsarbeit, aber auch Urlaubstage.
Ein großer Knackpunkt der Gespräche ist etwas, das gerade für viele Tarifbeschäftigte selbstverständlich ist: die Einführung eines Weihnachtsgeld. Während die Arbeitgeber erst im nächsten Jahr darüber verhandeln wollen, fordert die IG BAU schon jetzt, das im neuen Rahmentarifvertrag zu verankern.
Außerdem geht es um Zeitzuschläge für Teilzeitbeschäftigte. Die waren Ausschlaggebend für die Kündigung des Tarifwerks seitens der Arbeitgeber, dem Bundesinnungsverband der Gebäudedienstleister. Seit August herrscht nun schon tarifloser Zustand in der Branche.
IG BAU veröffentlicht Arbeitsvertrag von Piepenbrock
Mittlerweile wird mit harten Bandagen gekämpft. Jüngstes Beispiel: Die IG BAU stellte am Montag einen sogenannten Dirty-Job-Pranger online, um Unternehmen zu entlarven, die die aktuelle Lage vermeintlich ausnutzten, um Arbeitnehmer zu schlechteren Bedingungen anzustellen.
Als erstes wurde das Unternehmen Piepenbrock aus Osnabrück an diesen Pranger gestellt, das bundesweit rund 26.000 Gebäudereiniger beschäftigt. Die IG BAU veröffentlichte einen Arbeitsvertrag, den das Unternehmen einem schon angestellten Beschäftigten zur vorgelegt haben soll. Darin werden vor allem die Zeitzuschläge zum Nachteil des Arbeitnehmers neu geregelt – "bis ein neuer Rahmentarifvertrag in der Gebäudereinigung für allgemeinverbindlich erklärt worden ist", wie es in dem Vertrag heißt. Der Mitarbeiter bleibt anonym, der Einzelfall ist nicht nachvollziehbar.
Die IG BAU rechtfertigt die drastische Maßnahme. Die Verhandlungsführerin Ulrike Laux sagte dem Deutschlandfunk:
"Wir wollen, dass die Beschäftigten wissen, welches Unternehmen welche Praxis anwendet. Und wir wollen auch, dass die Kunden es wissen. Die Kunden müssen wissen, ob das Unternehmen, das bei ihnen reinigt, gerade versucht, Ansprüche der Beschäftigten abzubauen, zu verschlechtern – und damit den Leuten wirklich Geld wegzunehmen."
Über Weihnachtsgeld soll nicht verhandelt werden
Am Freitag soll dann schon das nächste Unternehmen an den Pranger gestellt werden.
Piepenbrock weist die Darstellung der IG Bau zurück: Bestehende Arbeitsverträge seien nicht geändert worden. Der Innungsverband schlägt schärfere Töne an: Die Rede ist von öffentlicher Dreckschleuderei und scheinheiliger Propaganda seitens der Gewerkschaft. Diese habe bisher alle Angebote der Arbeitgeber abgelehnt.
Diese wollen jetzt noch nicht über das Weihnachtsgeld verhandeln, zuletzt waren kräftige Lohnerhöhungen vereinbart worden waren. "Die IG BAU muss endlich einsehen, dass aufgrund dieser enormen Kraftanstrengung kein Raum für eine zusätzliche Lohnerhöhung vor 2021 durch das geforderte Weihnachtsgeld besteht", heißt es beim Innungsverband.
Nach Einigung sieht es also momentan nicht aus, die Atmosphäre scheint vergiftet. Wann es zurück an den Verhandlungstisch geht, ist zu diesem Zeitpunkt völlig offen.