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Technologisch aufgerüstet

Messe. – In Nürnberg trifft sich zurzeit wieder die internationale Spielwarenbranche. Rund 2700 Aussteller buhlen um die Gunst zunächst nur der Einkäufer, denn das Publikum darf nicht in die Messehallen. Entgegen dem Klischee von Puppen, Teddybären und Brettspielen rüsten immer mehr Spielzeuge technologisch auf.

    Vier Ringe aus Styropor fliegen durch die Nürnberger Messehallen und lassen sich durch keinen Luftzug aus dem Gleichgewicht bringen. Im Zentrum jedes Rings treibt ein Elektromotor einen Rotor an, zusammen sorgen sie für den nötigen Auftrieb. Den sicheren Flug macht ein Gyroskop möglich, das im Zentrum des Ringgevierts liegt. Der Kreisel nimmt jedes Trudeln des Gefährts auf. Zwei Magnetfeldsensoren registrieren es und geben die Information an einen 60-Megahertz-Rechner weiter, der die vier Elektromotoren entsprechend trimmt. Das Fluggerät wird im Frühling von einem chinesischen Unternehmen auf den Markt gebracht werden, erfunden wurde es allerdings von zwei Deutschen, die 2003 dafür sogar den 4. Preis im Wettbewerb "Jugend forscht" erhielten.

    Auch bei den Gesellschaftsspielen hält die Elektronik Einzug. Der Ravensburger Spieleverlag präsentiert in Nürnberg bereits das zweite Brettspiel, das mit einem Computerprozessor ausgestattet ist. Erfinder Rainer Knizia: "Die Insel entführt uns auf eine Südseeinsel, auf der wir eine alte Kultur treffen, die allerdings von einem Vulkan bedroht wird." Danach ist das Programm klar. Die Kultur muß erkundet und gleichzeitig vor dem Vulkan gerettet werden. Die Technik sorgt jedoch dafür, daß das nicht so schematisch ausfällt, wie von Brettspielen gewohnt. Knizia: "Der Spielplan wurde mit leitenden Farben bedruckt, daher weiß die Elektronik automatisch, wer ich bin, wo ich bin und was ich tue." Dadurch kann der Chip dem Spieler immer neue Aufgaben stellen, immer neue Situationen bieten. Knizia: "Jedesmal wenn wir die Insel neu erobern, sieht sie anders aus. Die Leute reagieren auf uns, die Insel merkt sich, was wir erforscht haben, was noch neu ist." Die Gesellschaft kommt trotz Computereinsatz nicht zu kurz, denn mehr als einen Rahmen soll das Gerät nicht bieten. Das eigentlich Interessante steuern weiterhin die Mitspieler bei. Knizia: "Phantasie kommt durch die anderen Mitspieler ins Spiel. Das hebt gerade das Gesellschaftsspiel, selbst wenn es elektronisch unterstützt ist, von einem PC-Spiel ab."
    Ein Jubiläum gibt es auf der Nürnberger Messe ebenfalls zu feiern. Der Konstruktionsbaukasten Fischer-Technik wird 40 Jahre. Die Firma fertigt jedoch nicht nur Bauteile für den Hobby-Konstrukteur sondern versorgt auch Firmen, Schulen und Hochschulen mit ihren Produkten. Hartmut Knecht, Leiter Entwicklung und Produktion der Firma: "Wir bieten ein spezielles Programm an Baukästen aber auch fertig gebauten Modellen für die Ausbildung in der Industrie- an Schulen und Hochschulen, mit denen man die Fertigungsabläufe simulieren kann, Hochregallager nachbildet und die Software testet, mit denen man auch Ausbildung macht und den Lernenden beibringt, wie man so eine Fertigungsstraße programmiert." Sogar aus den USA kommen Aufträge. Dort wird Fischertechnik im Technikunterricht an den Schulen eingesetzt.

    [Quelle: Arndt Reuning, Volker Mrasek]