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Neuer Chef steht Aktionären Rede und Antwort

Seit Anfang des Jahres ist Tim Höttges neuer Vorstandsvorsitzender der Telekom. In Köln stellte er sich nun auf der Hauptversammlung den Fragen der Aktionäre und blickte auf das Jahr 2013 zurück, das sein Vorgänger und Freund René Obermann maßgeblich geprägt hat.

Von Benjamin Hammer |
    Der Vorstandsvorsitzende der Telekom, Tim Höttges.
    Der Vorstandsvorsitzende der Telekom, Tim Höttges, hat sich in Köln den Fragen der Aktionäre gestellt. (picture-alliance / dpa / Soeren Stache)
    Wenn man den früheren Telekom-Chef René Obermann auf den rasanten Verfall der T-Aktie ansprach, dann reagierte der bisweilen etwas gereizt.
    "Erzählen Sie mir die Geschichte auch noch in zehn Jahren. Ich weiß, es und es ist schlimm genug."
    Die Bilanz der Telekom-Aktie seit ihrer Erstausgabe hat den Konzern bisher auf fast jeder Hauptversammlung verfolgt. Doch in diesem Jahr ist etwas anders: Die Anleger fassen wieder Vertrauen in ihre T-Aktie. Die steht mit rund 13 Euro so hoch wie seit fünf Jahren nicht mehr.
    Gute Vorzeichen sind das für Tim Höttges. Es ist seine erste Hauptversammlung als neuer Chef der Telekom.
    "Es ist schon ein komisches Gefühl. Ich arbeite so lange in diesem Unternehmen und dennoch habe ich es mir nicht träumen lassen, heute hier zu stehen."
    Tim Höttges hat einen weiteren Startvorteil: Er war zuvor im Vorstand für die Finanzen zuständig. Gerade institutionelle Anleger finden das gut. Ingo Speich zum Beispiel von Union Investment.
    "Herr Höttges hat eine sehr gute Reputation am Kapitalmarkt."
    Aber:
    "Er ist bisher eher der Zahlenmensch und muss sicherlich in die Rolle als neuer Vorstandsvorsitzender der Deutschen Telekom auch hineinwachsen. Es bleibt abzuwarten ob er in die Fußstapfen von Herrn Obermann treten kann. "
    René Obermanns Fußstapfen lassen sich auch auf der Hauptversammlung in Köln noch gut erkennen. Schließlich wird dort das vergangene Jahr aufgearbeitet. "Es ist sein Jahr" sagt dazu Tim Höttges – und meint: Obermann. Seinen Freund.
    Das Jahr 2013 lief gut für die Telekom. Der Umsatz war um 3,4 Prozent gestiegen, unterm Strich machte der Konzern rund eine Milliarde Euro Gewinn. Im ersten Quartal des Jahres ging es ähnlich weiter: Der Umsatz stieg deutlich. Einzig der Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen sinkt weiter. Der Grund: Die hohen Kosten für den Ausbau der Netze in Europa und das Marketing in den USA. Tim Höttges geht bei diesem Thema in die Offensive.
    "Wir sparen nicht am falschen Ende. Das ist eine ganz bewusste unternehmerische Entscheidung für Wachstum."
    Offensiv wurde Höttges auch bei einem anderen Thema:
    "Google und Facebook zusammen sind an der Börse heute deutlich mehr wert, als die gesamte europäische Kommunikationsbranche zusammen. Wenn wir jetzt auch noch die Infrastruktur in Europa verlieren, verlieren wir unsere digitale Souveränität."
    Mit Hangout, Whatsapp und Skype seien Google, Facebook und Microsoft längst zu Kommunikationsanbietern aufgestiegen. Und dann folgt ein Seitenhieb.
    "Damit verschaffen sie sich einen Zugang zu den Kundendaten. Anschließend werden diese Daten im einträglichen Datengeschäft weitervermarktet. Uns würde man das niemals durchgehen lassen."
    Eines wird deutlich: Höttges fühlt sich auch im Feld von Regulierung und Wettbewerb sichtlich wohl. Kurz wird der ehemalige Finanzvorstand jedoch noch mal zum Zahlenmensch.
    "Wenn Sie heute Morgen auf den Kursticker gucken, werden Sie feststellen: Der Kurs ist in einem Jahr um 100 Prozent gestiegen."
    Gemeint ist die Aktie der Tochter in den USA. Ob und wann die Telekom das Unternehmen verkauft, dazu sagte Höttges heute nichts. Klar ist aber: Das Geldverdienen in Amerika macht dem Unternehmen sichtlich Spaß.