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Äußerungen zu sexuellem Missbrauch
Peng Shuai spricht von Missverständnis

Tennisstar Peng Shuai hat in einem Interview bestritten, den Vorwurf eines sexuellen Übergriffs gegen einen chinesischen Spitzenpolitiker erhoben zu haben. Die Tennisspielerinnen-Vereinigung WTA und Menschenrechtsorganisationen halten das für unglaubwürdig.

Von Ruth Kirchner | 20.12.2021
Sie habe niemals gesagt oder geschrieben, dass jemand sie sexuell angegriffen habe, sagt Peng Shuai.
Sie habe niemals gesagt oder geschrieben, dass jemand sie sexuell angegriffen habe, sagt Peng Shuai. (picture alliance / dpa / Photoshot / Bai Xue)
Das sechsminütige Handyvideo ist teilweise verwackelt, das Gespräch wirkt improvisiert und Tennisstar Peng Shuai nervös. Sie müsse betonen, sagt sie zu einer Reporterin der Zeitung „Lianhe Zaobao“ aus Singapur, dass sie niemals gesagt oder geschrieben habe, dass jemand sie sexuell angegriffen habe. Sie fühle sich missverstanden.
Anfang November klang das anders. In einem Post auf einer chinesischen Social-Media-Plattform hatte die 35-Jährige geschrieben, sie sei von Zhang Gaoli, früher Vizepremier der Volksrepublik, zum Sex gezwungen worden. Pengs Behauptung in dem neuen Video, sie habe das nie gesagt, wirft Fragen auf, sagt Yaqiu Wang von Human Rights Watch in New York.
Denn wochenlang war Peng verschwunden. Die Sportwelt machte sich Sorgen. Dass sie jetzt wie zufällig Fragen zu dem Vorfall beantwortet, sei wenig glaubwürdig.
„Die chinesische Regierung lässt immer wieder Menschen verschwinden. Dann lässt sie diese Leute wieder auftauchen in Videos, und sie sagen Dinge, die sie offensichtlich selbst nicht glauben.“

WTA hat Zweifel

Auch der Frauentennisverband WTA, der alle Turniere in China wegen des Falls zunächst abgesagt hat, hat Zweifel. Auftritte wie in dem Video würden die Sorgen über Peng Shuais Wohlergehen und ihre Fähigkeit, ohne Zensur und Zwang zu kommunizieren, nicht zerstreuen, teilte die Organisation mit. Der Verband fordert weiter eine Untersuchung. Dass China sich darauf einlässt, ist unwahrscheinlich. Fragen wehrt die Regierung ab.
„Das ist keine diplomatische Frage, nächste Frage“, sagte Außenamtssprecher Zhao Lijian in Peking. Im chinesischen Internet werden seit Wochen alle Debatten zum Fall Peng Shuai strikt unterbunden. Ihr erster Post wurde sofort gelöscht. Nur das neue Video, in dem sie den Vorwurf des sexuellen Übergriffs jetzt bestreitet, ist auch in China zugänglich.