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Termin bei der Ministerin

Für viele ist das ein Traum: eine Zeit lang in ein fernes Land gehen und dort Entwicklungshilfe leisten. Bislang brauchte man dafür meist eine entsprechende Qualifizierung zum Beispiel als Arzt oder Krankenschwester. Das soll sich jetzt ändern. Mit dem Programm "weltwärts" unterstützt das Entwicklungshilfeministerium junge Leute zwischen 18 und 28 Jahren, die bis zu zwei Jahre in einem Entwicklungsland helfen wollen.

Von Esther Körfgen | 26.01.2008
    Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul begrüßt jeden einzelnen Freiwilligen mit Handschlag. Noch geht das, es sind nur 50. In ein paar Monaten schon sollen es 3000 sein, vom kommenden Jahr an 10.000, jährlich. Zu den ersten gehört auch Greta Bader:

    "Mich haben schon immer die Situationen von Menschen in anderen Ländern interessiert, und gerade das Thema Armut hat mich schon immer sehr beschäftigt, weil man hier so eingekapselt ist im Westen mit dem ganzen Reichtum, und man sich das gar nicht vorstellen kann, wie es den Leuten dort geht, ich wollte auch meinen Beitrag leisten für mehr Solidarität in der Welt."

    Die Freiburger Abiturientin wird in wenigen Tagen nach Nicaragua aufbrechen. Ein Jahr will sie dort bleiben und für den christlichen Entwicklungsdienst "Eirene international" arbeiten.

    "Ich arbeite für eine NGO, die heißt ADIC, die wurde von einer Gruppe von nicaraguanischen Frauen gegründet, die setzen sich für bessere Lebensverhältnisse ein, für Umweltschutz, aber auch viel für Frauenrechte und aber auch für die Rechte von Kindern und Jugendlichen."

    Was sie selbst dort tun wird, weiß sie noch nicht so genau, wahrscheinlich wird sie sich mit Kindern beschäftigen, mit ihnen malen, vielleicht schauspielern. So könnte sie weiter geben, was sie in der Theater-AG an der Schule gelernt hat. Nützen wird ihr auch der Spanisch-Leistungskurs. Fremdsprachenkenntnisse machen sich gut in der Bewerbung. Aber wichtiger noch war der Organisation, dass Greta ein ernsthaftes Interesse an der Arbeit zeigte.

    "Man muss dem Träger immer bewusst machen, dass man dorthin geht wegen dem Projekt. Um was Soziales zu machen. Und nicht einfach nur, weil man Erfahrungen machen will und nur an sich selber denkt, sondern dass man sich einsetzt für das, was man da macht."

    Über 100 Entsendeorganisationen haben sich um die Teilnahme am "weltwärts"-Programm beworben, fast die Hälfte von ihnen sind bislang anerkannt worden, und die Zahl steigt ständig. Was das Programm für die Organisationen so attraktiv macht: Das Entwicklungsministerium fördert die Freiwilligen mit einer kräftigen Summe, bei einer Einsatzzeit zwischen sechs Monaten und zwei Jahren. Heidemarie Wieczorek-Zeul:

    "Das Schöne an der Initiative ist, dass auch junge Leute unabhängig vom Geldbeutel ihrer Familien tatsächlich in Entwicklungsländern tätig sein können, und deshalb stellen wir den Organisationen 580 Euro pro Monat zur Verfügung plus der Auslandskrankenversicherung, damit die Kosten tatsächlich abgedeckt sind."

    Auch Bewerber ohne Abitur und Studium seien willkommen, und: Männer. Denn seit langem ist in der Entwicklungsarbeit das Phänomen zu beobachten, dass zwei Drittel der Bewerber Frauen sind. Damit sich das ändert, wird der Einsatz jetzt bei vielen Organisationen als Zivildienst anerkannt. Einer der das macht, ist Sascha Schützenmeister aus Hamburg. Der Abiturient geht Ende Februar für ein Jahr nach Kambodscha, für den Deutschen Entwicklungsdienst.

    "Ich wollte ja zunächst als Ersatz für den Zivildienst ins Ausland. Ich wollte auf jeden Fall die Welt kennen lernen, was für mich dabei lernen, und auch noch etwas tun und versuchen zu verändern, dass ich in 50 Jahren nicht sage: Ich habe nichts hinbekommen und habe nichts versucht"

    Sascha zieht es in den Dschungel. Zu einem Öko-Tourismus-Projekt. Er wird amerikanische oder australische Touristen durch ein Naturschutzgebiet führen. Und damit den Kambodschanern eine Einnahmequelle erschließen, die gleichzeitig hilft, die Natur zu bewahren. Ein großes Projekt. Dass er darin voraussichtlich nur kleine Schritte gehen kann, stört ihn nicht.

    "Also ich würde ungemein gerne sehen wollen, wie es ist, auf kleiner Ebene was zu helfen. Politiker reden ja immer davon, dass ganze Länder aus der Schuldenfalle geholt werden müssen, und ich möchte gerne sehen, wie es ist, mit wenigen Menschen Entwicklungspolitik machen zu können, und dass ich als einzelner was bewegen kann, und nicht nur die UNO oder die EU."

    Informationen unter:

    weltwärts - Der neue entwicklungspolitische Freiwilligendienst
    Arbeitskreis "Lernen und Helfen in Übersee" e.V. (AKLHÜ)