"Es gab einige Professoren der Columbia Universität die wir die alte Schule nannten, die viele Praktiken, die es dort gab, ablehnten. Die Mitarbeiter mussten Treue-Eide ablegen. Und man hatte den Eindruck, dass die ökonomische Situation der Absolventen die akademischen Freiheiten beschnitten. Und diese Professoren wollten das durchbrechen um etwas völlig neues aufzubauen."
Das war die Geburtsstunde der so genannten New School, erklärt Michael Schober, der heutige Dekan der Universität, die 1919 vor genau 90 Jahren in New York gegründet wurde. Von der etablierten Upper West Side, wo die Columbia Universität liegt, zog man ins damals noch alles andere als vornehme Greenwich Village. Schnell entwickelte sich die New School for Social Research, wie sie bald hieß, zu einem bedeutenden Ort intellektueller Debatten. Und als Anfang der 30er-Jahre in Europa und besonders im Deutschland der Nationalsozialisten jüdische und generell kritische Wissenschaftler aus den Universitäten getrieben wurden, öffnete die New Yorker New School als erste ihre Türen.
Über 180 meist jüdische Wissenschaftler hatten dadurch ab Ende 1933 kurz- oder längerfristig an der New School eine akademische Heimat. Darunter so bekannte Geistesgrößen wie Erich Fromm, Max Wertheimer, Hannah Arendt aber auch Künstler wie Hans Eisler, Erwin Piscator und Carl Zuckmayer. – Alvin Johnson, der Direktor der New School, fand dafür den idealen Namen, meint der heutige Dekan Michael Schober.
"Es war eine geniale Idee das dann Exiluniversität zu nennen, so dass Förderer gleich erkennen konnten, aha, das ist es, was gerade gebraucht wird."
Um an die Gründung der Exiluniversität vor 75 Jahren zu erinnern, trafen sich gestern und heute führende Vertreter amerikanischer und deutscher Universitäten in Berlin. Weniger um über die Historie, als über heutige Bedrohungen der Unabhängigkeit von Wissenschaft zu diskutieren.
In den letzten acht Jahren der Bush Administration habe es in den USA mit der Begründung der Terrorbekämpfung eine ganze Reihe zum Teil sehr bedrohlicher Einschnitte in die Wissenschaftsfreiheit gegeben, betonten alle US Teilnehmer. Teilweise mit erheblichen Konsequenzen. Der Virologe Thomas Butler zum Beispiel, hatte 30 Jahre lang an einer Universität in Texas an einem Impfstoff für Pest geforscht. Weil er Erregerstämme aus Afrika in die USA gebracht hatte, genauso wie er es jahrzehntelang praktiziert hatte, hatte er plötzlich die neuen Terrorgesetze verletzt. Plötzlich wurde sein gesamter Fachbereich vom FBI zerpflückt. Die Konsequenz ist sehr besorgniserregend, meint der Dekan der New Yorker Columbia Universität, Jonathan Cole.
"Die Konsequenz daraus sieht man an Orten wie zum Beispiel der Cornell Universität, wo der Nobelpreisgewinner Professor Richardson lehrt. Er sagt, es gab dort vor Jahren 72 Leute, die an Vorsorge für Krankheiten arbeiteten, die von Bio-Terroristen genutzt werden könnten. Heute ist die Zahl auf zwei gesunken. Die Konsequenz daraus, dass die Regierung sich in die freie Wissenschaft eingemischt hat ist, dass Professoren diese Forschungsbereiche einfach verlassen haben."
Aber es genügt unter Umständen auch schon, wenn man heutzutage an einer amerikanischen Universität als Student in der Bibliothek das falsche Buch ausleiht, meint Professor Cole.
"Unsere Terrorgesetze erlauben unserer Regierung, besonders dem FBI und den Sicherheitsleuten, die Universitätsbibliotheken zu betreten und das Verhalten von Studenten und Wissenschaftsmitarbeitern zu untersuchen. Sie können auch deren E-Mails und Computerprogramme untersuchen. Und das auch wenn gegen die Untersuchten keinerlei Indikatoren vorliegen, dass sie eine Bedrohung darstellen. Und den Bibliothekaren die diesen Leuten den Zugang gewähren müssen, ist es nicht erlaubt den Studenten oder Wissenschaftlern mitzuteilen, dass gegen sie ermittelt wurde. Ansonsten müssen die Bibliothekare damit rechnen, für kriminelle Aktivitäten verurteilt zu werden."
So was wäre in Deutschland heute nicht vorstellbar, meinte der langjährige Professor und ehemalige sächsische Ministerpräsident Kurt Biedenkopf daraufhin in der Diskussion.
"Wenn Polizisten in die Bibliothek kommen, würde das nicht funktionieren. Es würde kein Mensch akzeptieren. ... auch die Fakultäten würden es nicht akzeptieren."
Heute vielleicht, antwortete Jonathan Cole darauf lax. In den USA jedenfalls, in dem Land, das vor 75 Jahren so beeindruckend deutschen Wissenschaftlern half, habe sich in den letzten Jahren wenig Widerstand gezeigt.
"Es gab wenige Präsidenten, wenige Rektoren oder Kanzler und Wissenschaftler, die aufgestanden sind und sich gegen diese Politik ausgesprochen haben. Und auch nur wenige Studenten."
Das war die Geburtsstunde der so genannten New School, erklärt Michael Schober, der heutige Dekan der Universität, die 1919 vor genau 90 Jahren in New York gegründet wurde. Von der etablierten Upper West Side, wo die Columbia Universität liegt, zog man ins damals noch alles andere als vornehme Greenwich Village. Schnell entwickelte sich die New School for Social Research, wie sie bald hieß, zu einem bedeutenden Ort intellektueller Debatten. Und als Anfang der 30er-Jahre in Europa und besonders im Deutschland der Nationalsozialisten jüdische und generell kritische Wissenschaftler aus den Universitäten getrieben wurden, öffnete die New Yorker New School als erste ihre Türen.
Über 180 meist jüdische Wissenschaftler hatten dadurch ab Ende 1933 kurz- oder längerfristig an der New School eine akademische Heimat. Darunter so bekannte Geistesgrößen wie Erich Fromm, Max Wertheimer, Hannah Arendt aber auch Künstler wie Hans Eisler, Erwin Piscator und Carl Zuckmayer. – Alvin Johnson, der Direktor der New School, fand dafür den idealen Namen, meint der heutige Dekan Michael Schober.
"Es war eine geniale Idee das dann Exiluniversität zu nennen, so dass Förderer gleich erkennen konnten, aha, das ist es, was gerade gebraucht wird."
Um an die Gründung der Exiluniversität vor 75 Jahren zu erinnern, trafen sich gestern und heute führende Vertreter amerikanischer und deutscher Universitäten in Berlin. Weniger um über die Historie, als über heutige Bedrohungen der Unabhängigkeit von Wissenschaft zu diskutieren.
In den letzten acht Jahren der Bush Administration habe es in den USA mit der Begründung der Terrorbekämpfung eine ganze Reihe zum Teil sehr bedrohlicher Einschnitte in die Wissenschaftsfreiheit gegeben, betonten alle US Teilnehmer. Teilweise mit erheblichen Konsequenzen. Der Virologe Thomas Butler zum Beispiel, hatte 30 Jahre lang an einer Universität in Texas an einem Impfstoff für Pest geforscht. Weil er Erregerstämme aus Afrika in die USA gebracht hatte, genauso wie er es jahrzehntelang praktiziert hatte, hatte er plötzlich die neuen Terrorgesetze verletzt. Plötzlich wurde sein gesamter Fachbereich vom FBI zerpflückt. Die Konsequenz ist sehr besorgniserregend, meint der Dekan der New Yorker Columbia Universität, Jonathan Cole.
"Die Konsequenz daraus sieht man an Orten wie zum Beispiel der Cornell Universität, wo der Nobelpreisgewinner Professor Richardson lehrt. Er sagt, es gab dort vor Jahren 72 Leute, die an Vorsorge für Krankheiten arbeiteten, die von Bio-Terroristen genutzt werden könnten. Heute ist die Zahl auf zwei gesunken. Die Konsequenz daraus, dass die Regierung sich in die freie Wissenschaft eingemischt hat ist, dass Professoren diese Forschungsbereiche einfach verlassen haben."
Aber es genügt unter Umständen auch schon, wenn man heutzutage an einer amerikanischen Universität als Student in der Bibliothek das falsche Buch ausleiht, meint Professor Cole.
"Unsere Terrorgesetze erlauben unserer Regierung, besonders dem FBI und den Sicherheitsleuten, die Universitätsbibliotheken zu betreten und das Verhalten von Studenten und Wissenschaftsmitarbeitern zu untersuchen. Sie können auch deren E-Mails und Computerprogramme untersuchen. Und das auch wenn gegen die Untersuchten keinerlei Indikatoren vorliegen, dass sie eine Bedrohung darstellen. Und den Bibliothekaren die diesen Leuten den Zugang gewähren müssen, ist es nicht erlaubt den Studenten oder Wissenschaftlern mitzuteilen, dass gegen sie ermittelt wurde. Ansonsten müssen die Bibliothekare damit rechnen, für kriminelle Aktivitäten verurteilt zu werden."
So was wäre in Deutschland heute nicht vorstellbar, meinte der langjährige Professor und ehemalige sächsische Ministerpräsident Kurt Biedenkopf daraufhin in der Diskussion.
"Wenn Polizisten in die Bibliothek kommen, würde das nicht funktionieren. Es würde kein Mensch akzeptieren. ... auch die Fakultäten würden es nicht akzeptieren."
Heute vielleicht, antwortete Jonathan Cole darauf lax. In den USA jedenfalls, in dem Land, das vor 75 Jahren so beeindruckend deutschen Wissenschaftlern half, habe sich in den letzten Jahren wenig Widerstand gezeigt.
"Es gab wenige Präsidenten, wenige Rektoren oder Kanzler und Wissenschaftler, die aufgestanden sind und sich gegen diese Politik ausgesprochen haben. Und auch nur wenige Studenten."