Archiv


The complete Frans Hals

Berühmt wurde er für seine Porträts, Gruppen- und Genrebilder. Er gehörte zu den bedeutendsten niederländischen Malern. Nun zeigt das Metropolitan Museum of Art eigen Werke und Leihgaben.

Von Sacha Verna |
    "Frans Hals verfüge über nicht weniger als siebenundzwanzig Schwarztöne"

    Schrieb Vincent van Gogh an seinen Bruder Theo, nachdem er die Bilder seines Landsmanns zum ersten Mal intensiv studiert hatte. Van Gogh war nicht der einzige Maler des neunzehnten Jahrhunderts, der sich für das Werk des Meisters begeisterte, der neben Rembrandt und Vermeer bereits zu Lebzeiten die Heilige Dreifaltigkeit des Goldenen Zeitalters in der niederländischen Malerei bildete.

    Künstler wie Manet, Monet und Gustave Courbet, John Singer Sargent und James Whistler pilgerten in Hals' Heimatstadt Haarlem, um im dortigen Frans- Hals-Museum die Porträts, Gruppen- und Genrebilder zu bewundern, für die Hals so berühmt geworden ist.

    Frans Hals, der 1582/83 geboren wurde und 1666 starb, wird oft als Virtuose der Oberfläche gefeiert. Gemeint ist damit Hals' spontaner Pinselstrich:

    "Der lockere Strich suggeriere Bewegung, das Spiel des Lichts und Atmosphäre, sagt der Kurator Walter Liedke. Allerdings verwahrt er sich gegen die Vorstellung von Hals als bloßem Virtuosen"

    #'"Man denkt an oberflächliche Bravour. Dabei ist es sehr wichtig zu sehen, wie Hals die Formen modelliert. Er trug jeden lockeren Pinselstrich langsam und sorgfältig auf, etwa um einen Lichtschimmer auf Satin wiederzugeben und damit Tiefe zu schaffen. Um die Oberfläche geht es nur bei seinen Nachahmern, sei es zeitgenössischen oder solchen im neunzehnten Jahrhundert."

    Das Metropolitan Museum zeigt seine eigenen elf Frans Hals-Gemälde, zwei Leihgaben aus amerikanischen Privatsammlungen sowie mehrere Bilder von Hals' Zeitgenossen und Nachfahren.

    Vier der Exponate sind Genrebilder. Damit begann Frans Hals seine Karriere. Genrebilder waren beliebt und stellten scheinbar zufällige Szenen aus dem täglichen Leben dar. Feucht-fröhlich Feiernde während des Faschings etwa. Oder ein überraschend vornehmes trinkendes Paar in einer Schenke. Tatsächlich sind diese Szenen jedoch hoch stilisiert und stecken voller Symbolik über die gesellschaftlichen Sitten und das Menschsein an sich.

    Eine andere Spezialität Frans Hals' waren großformatige Gruppenbilder, die, wie es damals Brauch war, städtische Gilden, die Bürgerwache oder Wohlfahrtsvereine in Auftrag gaben. Kaum eines dieser Meisterwerke hat Holland aber je verlassen. Dafür sind im Metropolitan Museum eindrückliche Porträts zu sehen. Der Kunstmarkt habe Hals' Motivwahl bestimmt, sagt Walter Liedke:

    "Haarlem ist eine mittelständische Handelsstadt, die Bier und Textilien herstellt. Für ihre Bürger war das Sammeln von Kunst neu. Was sie am meisten interessierte, waren Porträts ihrer selbst und ihrer Familie für die Nachwelt. Hals wusste, dass er sich gut auf naturalistische Porträts verstand. Und die Porträtmalerei, wenn man sie beherrschte, war der einzige verlässliche Markt für einen Künstler, der nicht für die Kirche oder den Staat arbeitete wie Rubens, sondern für jedermann."
    In dieser konzentrierten Schau präsentiert das Metropolitan Museum einen unbestrittenen Großen der europäischen Kunstgeschichte, nicht neu, nicht anders, dafür in seiner ganzen Pracht.

    "Frans Hals in the Metropolitan Museum”: Metropolitan Museum, New York, bis 10. Oktober 2011.