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Theologisches Studienjahr in Jerusalem

Wir hatten jetzt ´ne Vorlesung zu Theologie in Steinen und da meinte der Professor dann: "Okay wir gehen jetzt raus und gucken uns das direkt an." Und dann läuft man fünf Minuten und ist im Abendmahlsaal über den er gerade geredet hat.

Von Christina Bramsmann | 30.11.2004
    Eva Schreich ist auch zwei Monate nach ihrer Ankunft in Jerusalem noch ganz fasziniert von den tollen Studienbedingungen. Normalerweise studiert die 28-Jährige Theologie und Mathe auf Lehramt in Köln. Aber jetzt im Theologischen Studienjahr in Jerusalem ist sie einfach näher dran. Auch an den Professoren, die jeweils für zwei Wochen ihre Vorlesungen und Seminare geben, erzählt Evas Kommilitone Florian Giersch aus Münster:

    Sie kommen hierher und sie machen einfach das, was sie persönlich sehr interessiert und wo sie viel dran gearbeitet haben, so dass man hier immer das Sahnehäubchen mitbekommt.

    Für Freunde und Familien in der Heimat war die Entscheidung der Studierenden ausgerechnet ins politisch unsichere Israel zu gehen, nicht immer einfach zu verstehen. Aber Frank Dittmann aus Mainz sieht diese Ängste mittlerweile relativ nüchtern:

    Ich weiß um die Gefahren die es gibt durch Anschläge. Das ist aber mehr oder weniger ein kalkulierbares Risiko. Es ist aber auch nicht so stark, wie man meinen könnte, wenn man jetzt in Deutschland die schlechten Nachrichten hört.

    Allerdings ist die Welt im Nahen Osten auch nicht so heil, wie Frank Dittmann, Eva Schreich und ihre Kommilitonen anfangs in Jerusalem dachten:

    In der dritten Woche waren wir in Bethlehem und da hat man schon mitbekommen, wie das Leben für die Palästinenser ist, wie eingeschränkt die sind.
    Um den Konflikt besser zu verstehen ist es schon gut hier zu sein. Man nimmt sich sehr schnell zurück mit Urteile fällen, das geschieht von daheim aus schneller.

    Gegründet wurde das Theologische Studienjahr vor 30 Jahren von einem Benediktinermönch. Seitdem können evangelische und katholische Studierende gemeinsam das Land der Bibel entdecken. Ganz oben auf dem Lehrplan stehen aber auch das Judentum, der Islam und die vielen
    kleineren christlichen Gruppen, die alle in Jerusalem zu finden sind. Der besondere Reiz des Ortes für Studierende, bringt auch den heutigen Dekan, Joachim Negel, zum Schwärmen:

    Was die große Auszeichnung dieses Studienortes ist das sind natürlich die biblischen Stätten selbst. Man liest die Bibel anders, wenn man buchstäblich einmal von Jerusalem nach Jericho hinabgegangen ist, wie es heißt. Man liest den Auszug der Israelis aus Ägypten anders, wenn man selbst durch den Sinai gewandert ist. Wenn man gespürt hat, was Durst ist, was Ermüdung ist.

    Und genau das haben die Studierenden gleich zu Beginn ihrer Zeit am eigenen Leib erfahren. Zu Fuß wanderten sie zwei Wochen durch die Wüste bis zum Katharinenkloster in Ägypten. Dort soll Moses auf dem Berg Sinai die zehn Gebote von Gott entgegengenommen haben. Auf dem Weg ihrem Weg kommen die Studierenden aber nicht nur religiöse Orte vorbei. Auch das Leben in der Wüste, Pflanzen, Tiere und Menschen standen auf dem Stundenplan. Schon der Alltag in der Wüste kann zur Herausforderung werden, erinnert sich Eva Schreich:

    Da bekommt man ein ganz neues Gefühl für Wasser und Schatten, das ist sehr beeindruckend. Und auch für die Menschen, die in der Wüste leben.

    Weitere Infos:

    Das Theologische Studienjahr beginnt jeweils im August. Bewerben können sich katholische und evangelische Theologiestudenten aus allen deutschsprachigen Ländern bis zum 15. Dezember. Mehr Informationen gibt es im Internet unter Forum Studienjahr Jerusalem.