Archiv


"Thermoskanne" für das Haus

Ingenieurwissenschaften. - Besser isolierte Gebäude sind eine wichtige Maßnahme im Klimaschutz. Für Altbauten sind die Auflagen aber nur schwer oder gar nicht zu erfüllen, und auch bei Neubauten ist es schwierig. Abhilfe könnten so genannte Vakuum-Isolations-Paneele leisten, die man salopp als die Thermoskanne fürs Haus bezeichnen könnte.

Von Karsten Schäfer |
    Das Prinzip kennt jeder. Es funktioniert genauso wie bei einer Thermoskanne. Die hält Heißes heiß und Kaltes kalt und das mit einem ganz einfachen Isoliermaterial: mit nichts. Denn der doppelwandige Glas- oder Edelstahlkörper der Thermoskanne ist evakuiert, das heißt, in ihm herrscht völlige Leere. Und dieses Nichts leitet die Wärme eben sehr schlecht, isoliert also gut. Dieses Prinzip wollen sich Forscher und Ingenieure auch für das Bauwesen zunutze machen, allerdings gibt es einen entscheidenden Unterschied, wie Ulrich Heinemann vom Zentrum für angewandte Energietechnik in Würzburg weiß.

    " Den atmosphärischen Druck von einem Bar, und man muss sich das mal vor Augen führen, der entspricht einer Gewichtslast von zehn Tonnen pro Quadratmeter, die muss diese Isolation aufnehmen können. Bei den Thermoskannen macht das das zylindrische Gehäuse. bei den flachen evakuierten Isolationen muss es ein geeignetes Füllmaterial sein."

    Dieses Füllmaterial muss offenporig sein, damit es im Vakuum nicht explodiert und sollte eine geringe Wärmeleitfähigkeit haben. Für die meisten Vakuum-Paneele setzen die Hersteller als Füllstoff gepresste Kieselsäure ein. Als Pulver ist sie so fein, dass die größten Poren nur wenige hundert Nanometer groß sind. Eine Hochbarrierefolie außen, dichtet das Vakuum ab. Allerdings isoliert ein solches rund fünf Zentimeter dickes Bauelement auch ohne Vakuum schon sehr gut. Das ist auch nötig, weil der Unterdruck mit der Zeit verloren geht. Ulrich Heinemann.

    " Man muss sagen, generell dringen durch diese Folien endliche Mengen von Gasen ein. Sie haben eine schleichende Degeneration der Wärmedämmwirkung. Dies hängt davon ab wie gut das Paneel gefertigt ist. Wie dicht die Folie ist, wie dicht die Siegelnähte sind. Aber unsere Erfahrungen zeigen allerdings, dass man mit mehreren Jahrzehnten rechnen kann."

    Aber nicht bei der Planung. Da nämlich gehen die Architekten und Ingenieure bei der Berechnung der Wärmeleitfähigkeit von vollständig belüfteten Vakuum-Paneelen aus. Denn auch nach mehreren Jahrzehnten muss die Leistung der Heizung ja noch ausreichen und keiner soll frieren müssen. Direkt nach dem Einbau ist die Isolationswirkung der Paneele aber noch fantastische zehnmal höher als die herkömmlicher Dämmstoffe. Damit sind Vakuum-Paneele gerade für die Altbausanierung ideal.

    " Wenn Sie nicht genug Platz haben oder der Platz beschränkt ist, sei es das Gebäude nach außen hin nicht vergrößern können. Sie können nicht auf den Bürgersteig hinaus oder der Nachbar ist mit einer Annäherung nicht einverstanden, dann kommt Vakuum-Isolation in Frage für die Außendämmung."

    Aber auch innerhalb von Häusern werden Vakuum-Paneele schon für die Isolierung von Decken oder Kellerwänden eingesetzt. Darüber hinaus eröffnen sich den Architekten wieder ganz neue Gestaltungsmöglichkeiten. Ulrich Heinemann.

    " In der Vergangenheit musste man nicht unbedingt gut dämmen. Also da konnten Sie schlanke Fassaden machen. Sie haben also heute wieder diese Möglichkeit etwas Ähnliches zu gestalten. Sie können also auch Dachgauben machen. Sie können Türmchen an die Häuser machen. Sie können für Bürogebäude, wie es in der Vergangenheit eigentlich der Fall, die Fassade relativ schlank und ansprechend gestalten."

    Im Fassadenbau werden Vakuum-Isolations-Paneele wohl auch ihren flächenmäßig größten Einsatzbereich finden. Denn als Bauelement sind sie rund zehnmal teurer als herkömmliche Dämmung. Fassaden aber sind ohnehin relativ teuer und für viele Gebäude auch ein gestalterisches Aushängeschild, das als Vakuum-Isolations-Paneele auch noch eine hervorragende Wärmedämmung hat.