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Tiangong-1 ist kein Einzelfall
Der Absturz der Himmelspaläste

Der Absturz der chinesischen Raumstation Tiangong-1 sorgte vor Kurzem für Aufsehen. Die beiden rund acht Tonnen schweren Module traten unkontrolliert in die Atmosphäre ein und stürzten in den Pazifik. Vorher hatten sich viele gesorgt, dass die Trümmer bewohnte Gebiete treffen könnten. Dieser Vorfall war keineswegs außergewöhnlich.

Von Dirk Lorenzen | 09.05.2018
    Tiangong-1, beobachtet einige Wochen vor dem Eintritt durch das Fraunhofer-Weltraumradar in Wachtberg.
    Tiangong-1, beobachtet einige Wochen vor dem Eintritt durch das Fraunhofer-Weltraumradar in Wachtberg. (TIRA/Fraunhofer)
    Im Schnitt stürzt einmal pro Woche ein nicht mehr funktionstüchtiger Satellit oder eine Raketenstufe zurück zur Erde.
    Etwa 50-mal zuvor waren Objekte unkontrolliert in die Erdatmosphäre eingetreten, die mindestens die Ausmaße von Tiangong-1 hatten oder sogar noch deutlich größer waren.
    Den Rekord hält die erste NASA-Raumstation Skylab, die 75 Tonnen wog und vor knapp 40 Jahren in die Weiten Australiens gestürzt ist. Erst Ende Januar dieses Jahres sind die Reste einer gut acht Tonnen schweren russischen Zenit-Rakete in Peru niedergegangen.
    Bis heute ist kein Fall abstürzenden Weltraummülls bekannt, bei dem Gebäude beschädigt oder Menschen verletzt worden wären. Trotz sieben Milliarden Menschen auf der Erde: Unser Planet ist global gesehen sehr dünn besiedelt – und Ozeane und Wüsten bedecken den weitaus größten Teil der Erdoberfläche.
    Trotzdem bemühen sich die Raumfahrtagenturen inzwischen, ausgediente Satelliten und Raumschiffe gezielt zum Absturz zu bringen, üblicherweise in einen besonders leeren Teil des Südpazifiks.
    Dies war bei Tiangong-1 nicht möglich, weil China vor zwei Jahren den Funkkontakt zur Station verloren hatte.