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Top-Managerin oder doch lieber Lehrerin?

Unter Internetadressen wie jungekarriere.com, maxxmaker.com oder adicor.de werden Tests angeboten. Die sind entweder gratis oder kosten bis zu 200 Euro, und der Nutzer kann dort Fragen klären wie: was kann ich, was weiß ich. Schön und gut, sagt John Webb, aber die zentrale Frage bei der Jobsuche ist doch: was will ich. John Webb hält Seminare an Hochschulen in ganz Deutschland. Er gehört dem Verband Deutscher Berufsberater an. Das ist ein wichtiges Detail, um die seriösen von den windigen Anbietern zu unterscheiden. John Webbs Seminare dauern zweieinhalb Wochen und die Teilnahme kostet zwischen 350 und 650 Euro.

    Diese Seminare handeln von einem Verfahren, das heißt auf englisch: life-work-planning. Es ist nicht in erster Linie ein Jobsuchverfahren. In erster Linie ist es ein Verfahren, um herauszufinden: wie definiere ich für mich einen Traumjob, was macht ein Traumjob für mich persönlich zum Traumjob.

    Durch das Sammeln von Erinnerungen und das Herausfiltern von Erfolgserlebnissen finden die Teilnehmer ihre Interessen und ihre Stärken heraus. Das Profiling-Center an der Bochumer Ruhr-Uni macht es ähnlich. Interessenfindung, Persönlichkeitsfindung, Wertefindung. Allerdings werden die Kunden hier einzeln betreut, aber eine umfassende Klärung der Fragen: wer bin ich und was ist mir wichtig, kann durchaus auch mehrere Tage dauern. Wer an der Beseitigung von Schwächen arbeiten will, dem kann hier geholfen werden. Lisa Krelhaus, Sozialpsychologin und Gründerin des Profiling-Centers.

    Als erstes ist es schon mal hilfreich, zu wissen, an welcher Stelle man sich sozusagen selbst im Weg steht. Wir würden dem Menschen dann entsprechende Selbstmanagementtechniken empfehlen, mit ihm vielleicht auch erarbeiten, so dass es normalerweise auch gelingt, das zumindest ganz deutlich positiv zu verändern.

    Je genauer ich mich kenne, desto mehr Möglichkeiten habe ich, unter Umständen auch außerhalb meines erlernten Berufs, meine Fähigkeiten und Interessen einzubringen, so das Credo des Profiling-Centers. Solchermaßen ausgestattet gibt es zwei Möglichkeiten. Die Direktbewerbung oder der Gang zum Arbeitsvermittler. Hermann Decker berät und vermittelt Studierende und Jungakademiker im Arbeitsamt Köln. Den Traumjob, so sagt er den meisten seiner Kunden, gibt der Arbeitsmarkt selten gleich beim Berufseinstieg her. Da muss der Bewerber auf ein kompromissfähiges Nebengleis ausweichen:

    Wenn er dieses gemacht hat, die ersten Erfahrungen gesammelt hat, dann hat er immer die Möglichkeit wiederum, sich zu orientieren, an seiner Ursprungsidee. Zu überlegen, wie könnte es weitergehen mit mir.

    Hermann Decker warnt allerdings davor, das Ziel Traumjob aus den Augen zu lassen und sich dauerhaft mit dem Kompromiss zufrieden zu geben. Dann nämlich ist Frust vorprogrammiert.

    Man bringt bessere Leistung, wenn ein bestimmter Bezug vorhanden ist, zu dem, was man tut.

    Sollte auf dem Weg zum Wunscharbeitsplatz noch eine Weiterbildung notwendig sein, kann das Arbeitsamt das mit Hilfe öffentlicher Mittel möglich machen. Das ist einer der Vorteile des Arbeitsamtes gegenüber privaten Vermittlern. Wie attraktiv ein Job auch sein mag. Dass er es ein ganzes Berufsleben lang bleibt, hält Hermann Decker für eine Illusion:

    Sie sollten sich gewiss sein, dass dieser Traumjob von ihrer eigenen Entwicklung abhängig ist und aber auch davon, dass sie dieses nicht ihr ganzes Leben tun müssen, sondern oft nicht tun dürfen und können, weil auch die Wirtschaft sich viel stärker Flexibilisierungsprozessen unterwirft.

    Mitglieder des Deutschen Verbandes für Berufsberatung bieten unter www.bbregister.de eine vor allem ergebnisoffene und branchenübergreifende Beratung an, besonders für diejenigen, die den Beruf wechseln wollen.

    Related Links:

    www.adicor.de

    www.arbeitsamt.de

    www.bbregister.de

    www.jungekarriere.com

    www.learnline.de

    www.maxxmaker.com

    www.profiling-center.de