Torfabbau bei Hämeenlinna, rund 100 Kilometer nördlich von Helsinki. In dichtem Fichtenwald lag hier einst abgeschieden ein Moorgebiet, das Röyhö-Suo. Im Laufe von Jahrtausenden hatten sich in einer Lehmsenke zwei bis sechs Meter dicke Torfschichten gebildet. Ende der 90er Jahre begann sich der Vapo-Konzern, Finnlands größter Torfproduzent, für das Gebiet zu interessieren. Seit fünf Jahren wird auf einer Fläche von 150 Hektar Torf abgebaut. Juha Koskiniemi, regionaler Produktonsleiter des Vapo-Konzerns, erläutert:
"Vom Feld werden jeweils drei bis fünf Zentimeter dicke Schichten abgetragen. Zunächst trocknet der Torf an der Sonne. Sein Feuchtigkeitsgehalt sinkt von rund 80 auf 40 Prozent. Danach wird der Torf abgesaugt oder eingesammelt."
An einer Asphaltstraße liegt abgebauter Torf - zu gigantischen Hügeln aufgeschüttet, mit Planen abgedeckt, gelagert für den Bedarf in den Wintermonaten.
"Der hellbraune Torf nennt sich Umwelttorf. Er wird in der Rinder- und Geflügelzucht als Trockenmaterial, im Gartenbau oder bei der Kompostierung verwendet. Der dunkelbraune Torfberg ist Energietorf. Er geht zur Energiegewinnung in Kraftwerke."
Schätzungen zufolge besitzt Finnland zehn Millionen Hektar Torfgebiete, von denen derzeit 50.000 Hektar oder 0,5 Prozent für den Abbau genutzt werden. Ein großer Teil des Torfs wandert als Brennstoff in Wärmekraftwerke. Rund acht Prozent des jährlichen Strombedarfs werden in Finnland mit Torf gedeckt. Doch seit der Emissionshandel begonnen hat, ist die Zukunft der Energietorfnutzung unsicher. Aimo Aalto vom Energieressort des Industrieministeriums:
"Im Emissionshandel zählt Torf zu den Nettoverschmutzern. Torf wird nicht als erneuerbarer, sondern als fossiler Rohstoff betrachtet. Da die CO2-Emissionen anderer Energieträger, einschließlich Steinkohle, spürbar geringer sind, ist damit zu rechnen, dass vor allem Wärmekraftwerke den Einsatz von Torf reduzieren. Torf wäre dann nicht mehr wettbewerbsfähig genug."
Die für die Torfindustrie bedrohliche Situation veranlasste die Regierung zum Handeln. Sie bereitet inzwischen zwei Gesetzentwürfe vor, mit denen der Energietorfabbau trotz hoher CO2-Belastung unter den Bedingungen des Emissionshandels gesichert werden soll. Mit Hilfe eines Einspeisetarif-Gesetzes soll der im Winter an Wärmekraftwerke gelieferte Torf subventioniert werden. Ein zweites Gesetz subventioniert die für Torfabbaufirmen unattraktive, weil kostspielige Reservebevorratung. Aimo Aalto:
"In strengen Wintern leiden wir unter Stromengpässen in Spitzenzeiten. Die Versorgung muss jedoch gesichert werden. Auch der Beschäftigungsaspekt spielt eine Rolle. Die Torfindustrie beschäftigt rund 4000 Arbeitskräfte. Viele Abbaufelder liegen in strukturschwachen Regionen und sind dort ein wichtiger Faktor."
Bei Umweltschützern stoßen die Gesetzesvorhaben zur Subventionierung der Energietorfproduktion auf entschiedene Ablehnung. Mari Puoskari, Bioenergie-Sachverständige des Finnischen Naturschutzbundes:
"Wir fordern die Beendigung des Torfabbaus in Finnland bis 2025. Neben den Belastungen der Gewässer gehört Torf zu den schlimmsten Stimulatoren des Treibhauseffekts."
Die Regierung verweist darauf, dass die Gesetze bis zum Jahre 2010 befristet sind. Frühestens dann soll Finnlands neues Atomkraftwerk auf der Halbinsel Olkiluoto an der Westküste ans Netz gehen und im Winter auftretende Versorgungsengpässe beseitigen. Den Naturschutzbund überzeugt diese Argumentation nicht. Mari Puoskari:
"Der Klimawandel ist dramatisch. Der Strukturwandel in der Energieprodukion muss sofort beginnen. Andere Länder nutzen Einspeisetarife zur Subventionierung von erneuerbaren Energieträgern wie Windkraft oder Bioenergie. Die Subventionierung von Torf ist ein Schritt in die falsche Richtung."
Derzeit werden die Gesetzentwürfe im Parlament behandelt. Dort verfügt die Koalitionsregierung aus der traditionell in den ländlichen Regionen verankerten Zentrumspartei, aus Sozialdemokraten und Schwedischer Volkspartei über eine klare Mehrheit. Und im kommenden März sind Parlamentswahlen. Die Torfindustrie braucht sich daher zumindest bis zum Jahre 2010 wohl keine ernsthaften Sorgen zu machen.
"Vom Feld werden jeweils drei bis fünf Zentimeter dicke Schichten abgetragen. Zunächst trocknet der Torf an der Sonne. Sein Feuchtigkeitsgehalt sinkt von rund 80 auf 40 Prozent. Danach wird der Torf abgesaugt oder eingesammelt."
An einer Asphaltstraße liegt abgebauter Torf - zu gigantischen Hügeln aufgeschüttet, mit Planen abgedeckt, gelagert für den Bedarf in den Wintermonaten.
"Der hellbraune Torf nennt sich Umwelttorf. Er wird in der Rinder- und Geflügelzucht als Trockenmaterial, im Gartenbau oder bei der Kompostierung verwendet. Der dunkelbraune Torfberg ist Energietorf. Er geht zur Energiegewinnung in Kraftwerke."
Schätzungen zufolge besitzt Finnland zehn Millionen Hektar Torfgebiete, von denen derzeit 50.000 Hektar oder 0,5 Prozent für den Abbau genutzt werden. Ein großer Teil des Torfs wandert als Brennstoff in Wärmekraftwerke. Rund acht Prozent des jährlichen Strombedarfs werden in Finnland mit Torf gedeckt. Doch seit der Emissionshandel begonnen hat, ist die Zukunft der Energietorfnutzung unsicher. Aimo Aalto vom Energieressort des Industrieministeriums:
"Im Emissionshandel zählt Torf zu den Nettoverschmutzern. Torf wird nicht als erneuerbarer, sondern als fossiler Rohstoff betrachtet. Da die CO2-Emissionen anderer Energieträger, einschließlich Steinkohle, spürbar geringer sind, ist damit zu rechnen, dass vor allem Wärmekraftwerke den Einsatz von Torf reduzieren. Torf wäre dann nicht mehr wettbewerbsfähig genug."
Die für die Torfindustrie bedrohliche Situation veranlasste die Regierung zum Handeln. Sie bereitet inzwischen zwei Gesetzentwürfe vor, mit denen der Energietorfabbau trotz hoher CO2-Belastung unter den Bedingungen des Emissionshandels gesichert werden soll. Mit Hilfe eines Einspeisetarif-Gesetzes soll der im Winter an Wärmekraftwerke gelieferte Torf subventioniert werden. Ein zweites Gesetz subventioniert die für Torfabbaufirmen unattraktive, weil kostspielige Reservebevorratung. Aimo Aalto:
"In strengen Wintern leiden wir unter Stromengpässen in Spitzenzeiten. Die Versorgung muss jedoch gesichert werden. Auch der Beschäftigungsaspekt spielt eine Rolle. Die Torfindustrie beschäftigt rund 4000 Arbeitskräfte. Viele Abbaufelder liegen in strukturschwachen Regionen und sind dort ein wichtiger Faktor."
Bei Umweltschützern stoßen die Gesetzesvorhaben zur Subventionierung der Energietorfproduktion auf entschiedene Ablehnung. Mari Puoskari, Bioenergie-Sachverständige des Finnischen Naturschutzbundes:
"Wir fordern die Beendigung des Torfabbaus in Finnland bis 2025. Neben den Belastungen der Gewässer gehört Torf zu den schlimmsten Stimulatoren des Treibhauseffekts."
Die Regierung verweist darauf, dass die Gesetze bis zum Jahre 2010 befristet sind. Frühestens dann soll Finnlands neues Atomkraftwerk auf der Halbinsel Olkiluoto an der Westküste ans Netz gehen und im Winter auftretende Versorgungsengpässe beseitigen. Den Naturschutzbund überzeugt diese Argumentation nicht. Mari Puoskari:
"Der Klimawandel ist dramatisch. Der Strukturwandel in der Energieprodukion muss sofort beginnen. Andere Länder nutzen Einspeisetarife zur Subventionierung von erneuerbaren Energieträgern wie Windkraft oder Bioenergie. Die Subventionierung von Torf ist ein Schritt in die falsche Richtung."
Derzeit werden die Gesetzentwürfe im Parlament behandelt. Dort verfügt die Koalitionsregierung aus der traditionell in den ländlichen Regionen verankerten Zentrumspartei, aus Sozialdemokraten und Schwedischer Volkspartei über eine klare Mehrheit. Und im kommenden März sind Parlamentswahlen. Die Torfindustrie braucht sich daher zumindest bis zum Jahre 2010 wohl keine ernsthaften Sorgen zu machen.