"Nightshift - A Feeble Ballet" wird noch einmal am 29. und 30. April beim Donaufestival Krems zu sehen sein, ein Auftritt von CocoRosie mit den Rajasthan Roots ebenfalls dort am 30. April. In Krems wird auch Bianca Casadys Schwester Sierra ein eigenes Theaterstück präsentieren, sie nennt es eine Pop-Oper, unter dem Titel "Soul Life" wird es am 28. und 29. April aufgeführt.
Wer die Welt von CocoRosie liebt, wird sich sofort zuhause fühlen: Ein Gesicht in Großaufnahme an die Rückwand der schwarzen Bühne projiziert, erzählt zu schrägen Tönen die düstere Geschichte einer verlorenen Liebe.
Zigeuner und Pferde spielen auch eine Rolle, Schatten und Gräber - "Nightshift - A Feeble Ballet" heißt das erste Tanzstück von Bianca Casady, in dem sie ihren Anteil am Kosmos CocoRosie präsentiert:
"Ich bin ja eigentlich gar keine Musikerin. Wenn ich mit meiner Schwester an der Musik von CocoRosie arbeite, denke ich mir erstmal Charaktere aus, fange mit den Kostümen an, schreibe die Texte. Irgendwann hat Sierra mich dazu gebracht, zu singen, Sängerin bin ich also eher durch Zufall geworden."
Einen dieser CocoRosie-Charaktere trifft man in "Nightshift" wieder: die Vogelscheuche Tea Cake, getanzt vom Choreografen Bino Sauitzvy, mit dem Bianca Casady das Stück entwickelt hat. Eine buckelige Totengräberin wird auftauchen, eine Gruppe gebeugter Strafgefangener, dazwischen die zweite Casady-Schwester Sierra. Sie tanzt als junges Mädchen durch die nächtliche Welt, die ihre Schwester hier entworfen hat:
"Es geht in 'Nightshift' um die Möglichkeiten, sich nachts in eine andere Person zu verwandeln. Und es gibt diese Figuren, die ich "harmlose Monster" nenne, gesellschaftliche Außenseiter, die weniger als Menschen denn als Monster wahrgenommen werden."
Tanz bedeutet an diesem Abend Totentanz. Eckig, gebrechlich mühen sich die meisten Figuren über die Bühne: "A Feeble Ballet", ein klägliches Ballett, der Name ist Programm.
Doch so beabsichtigt das sein mag, ein klägliches Ballett kann nur schwer über 100 Minuten fesseln. Besonders deutlich wird das, wenn die Vogue-Tänzerin Leiomy Maldonado das erste Mal auftritt. In schwarzen Strapsen irritiert sie das Publikum zwar merklich, doch wenn sie sich mit Gewalt auf den Boden wirft und dann wieder in Salti rückwärts über die Bühne fegt, wacht der Saal auf: Zum ersten Mal an diesem Abend ist Leben auf der Bühne, Leidenschaft, und eine umwerfende Präzision im Tanz.
Die zwei Vogueing-Nummern von Maldonado lassen den Rest des Stückes noch kraftloser erscheinen. Man solle kein Tanztheater von ihr erwarten, das hat Bianca Casady schon vorher klar gemacht:
"Ich habe nicht in Kategorien von Tanz gedacht, eher in Kategorien wie Bewegung und Körperhaltung. Ich wollte ein Theaterstück ohne Dialoge machen. Aber der Ausdruck ist so körperlich, dass das Stück in die Abteilung "Tanz" gefallen ist."
Doch auch als Theaterstück fällt Nightshift durch: Zu undurchsichtig sind die erzählten und gesungenen Texte, zu wenig dicht das darstellende Spiel, um es einmal so zu nennen. Bianca Casadys morbide Welt verliert hier jede Magie, ihre Bilder und Charaktere wirken wie aus der Mottenkiste, daran ändern auch die Kostüme von Stardesigner Gaspard Yurkievich nichts. Buhrufe sind im ausverkauften Haus am Ende nicht zu hören, aber der Applaus fällt verhalten aus.
Etwas Trost gibt es für CocoRosie-Fans nach der Pause: ein Konzert zusammen mit der Gruppe Rajasthan Roots, einem Musikerkollektiv, das die traditionelle Musik aus dem Westen Indiens in einen Weltmusikkontext überführen möchte.
Das passte gut zusammen, zumal vor allem Stücke vom letzten CocoRosie-Album "Grey Oceans" gespielt werden, auf dem schon viele Elemente indischer Musik zu hören waren.
Bianca Casady:
"Wir haben uns bei einem Konzert in Dubai kennen gelernt, und wir fanden es eine schöne Idee, zusammen mit den Rajasthan Roots aufzutreten. Mit dieser Kombination wollten wir eine völlig neue Show auf die Bühne bringen."
Doch Neues entsteht hier kaum, die Rajasthan Roots dürfen vor allem Begleitband sein - bei diesen allesamt großartigen Musikern sehr schade. Wenn dazu die Casady-Schwestern in ihren schrägen Kostümen in Ausdruckstanz verfallen, mag das etwas Augenzwinkerndes haben. Doch es erinnert auch fatal an exzentrische weiße Damen, die sich vor exotischer Kulisse inszenieren. Die Verwandlungen, die CocoRosie in dieser Nacht geschehen lassen: Es sind vor allem Entzauberungen.
Wer die Welt von CocoRosie liebt, wird sich sofort zuhause fühlen: Ein Gesicht in Großaufnahme an die Rückwand der schwarzen Bühne projiziert, erzählt zu schrägen Tönen die düstere Geschichte einer verlorenen Liebe.
Zigeuner und Pferde spielen auch eine Rolle, Schatten und Gräber - "Nightshift - A Feeble Ballet" heißt das erste Tanzstück von Bianca Casady, in dem sie ihren Anteil am Kosmos CocoRosie präsentiert:
"Ich bin ja eigentlich gar keine Musikerin. Wenn ich mit meiner Schwester an der Musik von CocoRosie arbeite, denke ich mir erstmal Charaktere aus, fange mit den Kostümen an, schreibe die Texte. Irgendwann hat Sierra mich dazu gebracht, zu singen, Sängerin bin ich also eher durch Zufall geworden."
Einen dieser CocoRosie-Charaktere trifft man in "Nightshift" wieder: die Vogelscheuche Tea Cake, getanzt vom Choreografen Bino Sauitzvy, mit dem Bianca Casady das Stück entwickelt hat. Eine buckelige Totengräberin wird auftauchen, eine Gruppe gebeugter Strafgefangener, dazwischen die zweite Casady-Schwester Sierra. Sie tanzt als junges Mädchen durch die nächtliche Welt, die ihre Schwester hier entworfen hat:
"Es geht in 'Nightshift' um die Möglichkeiten, sich nachts in eine andere Person zu verwandeln. Und es gibt diese Figuren, die ich "harmlose Monster" nenne, gesellschaftliche Außenseiter, die weniger als Menschen denn als Monster wahrgenommen werden."
Tanz bedeutet an diesem Abend Totentanz. Eckig, gebrechlich mühen sich die meisten Figuren über die Bühne: "A Feeble Ballet", ein klägliches Ballett, der Name ist Programm.
Doch so beabsichtigt das sein mag, ein klägliches Ballett kann nur schwer über 100 Minuten fesseln. Besonders deutlich wird das, wenn die Vogue-Tänzerin Leiomy Maldonado das erste Mal auftritt. In schwarzen Strapsen irritiert sie das Publikum zwar merklich, doch wenn sie sich mit Gewalt auf den Boden wirft und dann wieder in Salti rückwärts über die Bühne fegt, wacht der Saal auf: Zum ersten Mal an diesem Abend ist Leben auf der Bühne, Leidenschaft, und eine umwerfende Präzision im Tanz.
Die zwei Vogueing-Nummern von Maldonado lassen den Rest des Stückes noch kraftloser erscheinen. Man solle kein Tanztheater von ihr erwarten, das hat Bianca Casady schon vorher klar gemacht:
"Ich habe nicht in Kategorien von Tanz gedacht, eher in Kategorien wie Bewegung und Körperhaltung. Ich wollte ein Theaterstück ohne Dialoge machen. Aber der Ausdruck ist so körperlich, dass das Stück in die Abteilung "Tanz" gefallen ist."
Doch auch als Theaterstück fällt Nightshift durch: Zu undurchsichtig sind die erzählten und gesungenen Texte, zu wenig dicht das darstellende Spiel, um es einmal so zu nennen. Bianca Casadys morbide Welt verliert hier jede Magie, ihre Bilder und Charaktere wirken wie aus der Mottenkiste, daran ändern auch die Kostüme von Stardesigner Gaspard Yurkievich nichts. Buhrufe sind im ausverkauften Haus am Ende nicht zu hören, aber der Applaus fällt verhalten aus.
Etwas Trost gibt es für CocoRosie-Fans nach der Pause: ein Konzert zusammen mit der Gruppe Rajasthan Roots, einem Musikerkollektiv, das die traditionelle Musik aus dem Westen Indiens in einen Weltmusikkontext überführen möchte.
Das passte gut zusammen, zumal vor allem Stücke vom letzten CocoRosie-Album "Grey Oceans" gespielt werden, auf dem schon viele Elemente indischer Musik zu hören waren.
Bianca Casady:
"Wir haben uns bei einem Konzert in Dubai kennen gelernt, und wir fanden es eine schöne Idee, zusammen mit den Rajasthan Roots aufzutreten. Mit dieser Kombination wollten wir eine völlig neue Show auf die Bühne bringen."
Doch Neues entsteht hier kaum, die Rajasthan Roots dürfen vor allem Begleitband sein - bei diesen allesamt großartigen Musikern sehr schade. Wenn dazu die Casady-Schwestern in ihren schrägen Kostümen in Ausdruckstanz verfallen, mag das etwas Augenzwinkerndes haben. Doch es erinnert auch fatal an exzentrische weiße Damen, die sich vor exotischer Kulisse inszenieren. Die Verwandlungen, die CocoRosie in dieser Nacht geschehen lassen: Es sind vor allem Entzauberungen.