Mittwoch, 24. April 2024

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Tour de France 2020
"Mit der Pandemie müssen wir leben"

Nils Politt hofft weiter auf eine Austragung der Tour de France 2020 - sei es später im Jahr oder ohne Zuschauer. Trotz der Coronakrise könne man nicht alles absagen und sich zuhause einsperren, sagte der deutsche Radrennfahrer im Dlf. Für viele Sponsoren und Teams sei die Tour de France überlebensnotwendig.

Nils Politt im Gespräch mit Matthias Friebe | 12.04.2020
Der deutsche Radprofi Nils Politt bei der Präsentation seines Teams "Israel Start-up Nation".
Der deutsche Radprofi Nils Politt hofft auf eine Tour de France im Jahr 2020, ansonsten werde es für einige Radsportteams finanziell eng, sagte er im Dlf. (Deutschlandradio / Tim Aßmann )
Die Hoffnung sei, dass die Tour in diesem Jahr noch stattfinde, sagte Radrennfahrer Nils Politt im Deutschlandfunk. Er glaube aber nicht, dass die Frankreich-Rundfahrt zum vorgesehenen Zeitpunkt Ende Juni starten werde, viel eher sei eine Verlegung sehr wahrscheinlich. Der 26-Jährige hofft, dass die Tour Ende Juli/Anfang August gestartet werden kann.
"Für alle Radsportteams wäre es sehr, sehr wichtig, wenn die Tour stattfinden würde - gerade auch für die Sponsoren. Und dort hat die Tour dann auch einen gewissen Vorrang gegenüber den anderen Veranstaltungen." Zuletzt waren zahlreiche Frühjahrsklassiker, wie Paris-Roubaix oder die Flandernrundfahrt abgesagt worde. Der Giro d'Italia war auf einen unbestimmten Termin verschoben worden.
"Die ASO wird alles daran setzen, dass die Tour de France 2020 noch stattfindet"
"Mit der Pandemie und dem Coronavirus müssen wir jetzt leben, aber man kann deswegen nicht alles absagen und sich zuhause einsperren", sagte Politt im Deutschlandfunk. Es sei hart was gerade auf der Welt passiere, gerade auch mit Blick auf die Todesfälle.
"Trotzdem muss das Leben, der Sport und die Wirtschaft weitergehen", fuhr der gebürtige Kölner fort. Wenn es nach ihm ginge, könne man auch wieder ab Mitte des Jahres Radrennen fahren.
Egan Bernal und Geraint Thomas auf ihren Rädern. Sie lachen beide.
Guillou: "Die Tour ist Teil des französischen Erbes"
Während Olympia und EM schon verschoben sind, wartet man in Frankreich mit dem Großevent "Tour de France" noch ab. Der französische Radsport-Reporter Clément Guillou erklärt im Dlf die Gründe.
Sollte in diesem Jahr gar kein weiteres Rennen mehr stattfinden, werde es extrem schwierig für alle Teams, sagte Politt. Offiziell hat sich sich der französische Tour-Veranstalter ASO bis zum 15. Mai Zeit erbeten, um über das weitere Vorgehen in der Coronakrise zu beraten.
Politt glaubt fest daran, dass die ASO "alles daran setzen werde, dass die Tour de France dieses Jahr noch stattfindet."
Coronavirus
Tour de France essentiell
Politt zeigte sich von dem Gedanken, eine Tour de France ohne Zuschauer zu veranstalten, nicht begeistert, gab aber zu, dass dies "besser wäre, als gar keine Tour de France." Auch wenn dies durchaus sehr schwierig zu organisieren sei, denn es wird befürchtet, dass Zuschauer trotzdem am Streckenrand stehen würden, um das Rennen zu verfolgen.
Andre Greipel, Nils Politt, Rick Zabel bei der Teampräsentation des Israel Start-Up Nation Cycling Teams in Tel Aviv.
Israel - Sportler als Friedensbotschafter
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Für viele Sponsoren und die Existenz der Teams, sei eine TV-Übertragung der Tour de France aber extrem wichtig, wenn auch die Zuschauer nicht dabei wären und es eine andere Atmosphäre wäre. Politt fährt seit diesem Jahr für das isralische Radsportteam Israel Start-Up Nation. Momentan geht er allerdings fest davon aus, dass im Jahr 2020 noch Radrennen stattfinden werden.
"Man sieht, wie schnell das gehen kann"
Er könne sich momentan glücklich schätzen, dass sein Teameigner Sylvan Adams, hinter dem Team stehe und keine Gehaltskürzungen vorgesehen habe.
Er trainiere aktuell weiter hart und halte sich fit. Das meiste Zeit über fahre er dabei allerdings alleine oder maximal mit einem weiteren Kollegen. Die Auflage der Behörden sei, dass man mit maximal einem weiteren Fahrer zusammen trainieren dürfe.

Für ihn sei eine Erkenntnis der Coronakrise, dass das Leben immer "eine Lücke reißen" kann. Die ganze Situation habe sich extrem beschleunigt, bis auf einmal die ganze Welt still gestanden habe. "Da sieht man, wie schnell das gehen kann.