" Der Druck der Bevölkerung ist so groß, dass sie die Ressourcen aus dem Wald braucht. Wir haben davon gesprochen, dass dieser Wald der Supermarkt der lokalen Bevölkerung ist. Es gibt Bauholz, es gibt Feuerholz, Früchte, Tier, Kaffe Honig - nicht nur Nahrungsmittel, alles wird von diesem Wald bereit gestellt. "
Die Regierung ist zu schwach, die Schutzgebiete zu kontrollieren. Sie siedelt Menschen dorthin um, die mit der traditionell nachhaltigen Nutzung nicht vertraut sind, das gefährdet den Bestand der wilden Kaffeesträucher zusätzlich. Außerdem vergeben die Bürokraten in Addis Abeba Konzessionen an Firmen, die kurzfristigen Profit machen wollen. "Staatliche Schutzgebiete sind eine Art Feigenblatt für die äthiopische Regierung", beobachtet der Sozialgeograf Stellmacher, "sie sollen die Geldgeber in der EU und anderswo zufrieden stellen." Der wilde Kaffee ist gefährdet, aber er bleibt die Chance für die Region:
" Es gibt auch die Frage, inwieweit die genetischen Ressourcen, die in diesem Wald bestehen, genutzt werden können - eventuell für Kaffeezüchter weltweit. Denn diese genetischen Ressourcen gibt es nur in diesen Kaffeewäldern, weil sie nicht durch Züchtung verändert wurden wie in Brasilien oder Vietnam, sind das noch die originalen wilden Kaffeesorten, die es nur dort in diesen Gegenden gibt. Und das gibt natürlich einen Anreiz diese Wälder zu schützen. Da forschen wir noch, wie man eine Vermarktung dieses wilden Kaffees promoten kann, ohne dass der Wald nach und nach in eine Kaffeeplantage verändert. "
Durch das Interdisziplinäre Forschungsprojekt hat sich immerhin das Äthiopische Kaffeewald-Forum gegründet, das verschiedene Interessengruppen vor Ort zusammenführt. Eine ähnliche Katalysatorfunktion hat seit 2001 das vom Bund unterstützte interdisziplinäre BIOTA-Projekt in Benin entwickelt. In der Savannenlandschaft Westafrikas wachsen unzählige Arten an Heilpflanzen, Grundlage einer erschwinglichen und effizienten Gesundheitsversorgung. Aber, so Annika Wieckhorst, Mainzer Projektleiterin:
" Es ist so, dass fast die Hälfte aller verwendeten Medizinalpflanzen von den Heilern momentan als zurückgehend eingeschätzt erden, also zurückgehend in ihrem vorkommen. Gründe sind v.a. der zunehmende Baumwollanbau in der Region. Es wurde vor ca. 10 Jahren eine Baumwollfabrik in Pehunco gebaut, die maßgeblich dazu beiträgt, dass die Baumwollfelder immer mehr ausgeweitet werden - auf Kosten der Habitate und auf Kosten der Umwelt. Die Heiler merken das ganz konkret bei der alltäglichen Ausübung ihres Berufs. Die Wege, um die Heilpflanzen zu finden, wurden immer länger, das war natürlich sehr zeit- und kostenintensiv, denn in der Zeit, die sie brauchten, um länger Heilpflanzen zu sammeln, konnten sie natürlich keine Patienten behandeln. "
Motivation genug, um Ende 2004 eine 40 Hektar große Fläche auf einem bewaldeten Hügel unter Schutz zu stellen, ein traditionell wichtiges Sammelgebiet. Den Artenreichtum verteidigen - nicht gegen, sondern auf Betreiben der Betroffenen. Fünf Schutzprojekte gibt es inzwischen in der Region im Norden Benins. Bei ihren Treffen sammeln die Heiler selbst Geld für ihre Gärten und vermitteln dem Nachwuchs schonende Erntepraktiken, erzählt die Ethnologin Annika Wieckhorst.
" Wir haben 2004 eine Heiler-Vereinigung gegründet, die weitete sich aus zu einem Garten-Komitee, in diesem Komitee sind auch Bauern und vertreten dort ihre Interessen. Ich denke, diese Institutionalisierung auf der lokalen Ebene trägt maßgeblich dazu bei, dass es ein nachhaltiges Potential auch mit sich bringt, dieses Projekt. "