Archiv


Tragen statt schlagen

Manche Spinnen oder Insekten verirren sich im Herbst in die Wohnung - und tierliebende menschliche Bewohner fragen sich, wie sie am besten damit umgehen sollten. Die Tiere einfach in Ruhe zu lassen, ist keine Lösung, denn sie würden die kalte Jahreszeit in warmer Umgebung nicht überstehen.

Von Rainer Langen |
    Bloß nicht scheuchen! Das ist eine wichtige Regel, wenn in diesen Tagen Schmetterlinge in der Wohnung auftauchen. Die wollen dort eigentlich gar nicht hinein. Da ist es viel zu warm für sie. Das Tagpfauenauge und der Kleine Fuchs suchen eigentlich ein Plätzchen in einem Schuppen, in der Garage oder im Keller, Hauptsache kühl und trocken. Dort überdauern sie die kalte Jahreszeit. Dafür reicht ihr Energievorrat jetzt noch. Aufscheuchen ist für sie jetzt lebensgefährlich, erläutert Birgit Königs vom Naturschutzbund Nabu in Düsseldorf.

    "Die brauchen sehr viel Energie, wenn man sie verscheucht und wenn sie selber flattern müssen. Und es könnte sein, dass das sozusagen der letzte Kraftakt wird, den er vollbringt, dass er den Winter eben nicht übersteht."

    In der Wohnung können sie aber auch nicht bleiben. Da würden sie vertrocknen. Vorsichtig in die Hand nehmen und in einen kühlen Raum tragen. Das ist der Rat der Naturschützerin:

    "Das wäre die Soforthilfe vor Beginn des Winters. In die Garage tragen. Die sind durchaus noch beweglich. Die krabbeln dann auch noch von der Hand und setzen sich ans Garagendach oder einen Balken, Dachstuhl könnte man auch nehmen oder wenn man hat, einen Schuppen."

    Hauptsache, sie können im Frühjahr wieder rausfliegen.

    Einfach Heraustragen ist auch die Methode der Wahl bei verirrten Marienkäfern. Ein Laubhaufen im Garten ist für die Käfer ein guter Platz.

    In der Moderschicht des Laubes könnten auch viele Spinnen gut überwintern. Aber manch eine verläuft sich jetzt im Herbst ins Haus. Da leben das ganze Jahr über schon die Hauswinkelspinne und die Zitterspinne als nützliche Insektenvernichter. Aber für die Verirrten ist der Ausflug in die vier Wände oft tödlich. Für die ist es viel zu warm. Ob man ihnen noch helfen kann, kommt ganz auf die Art der Spinne an, erläutert Martin Kreuels, Spinnenspezialist beim Nabu in Nordrhein-Westfalen:

    "Die Spinnen, die im Haus aktiv herumlaufen, das sind auch Arten, die draußen herumlaufen, um nach Futter zu suchen, die kann man wiederum nach draußen setzen."

    Tiere, die sich in die Ecken verkriechen, um zu überwintern, haben dagegen keine Chance.

    "Die werden in der Regel verhungern. Alles, was jetzt irgendwie in der Ecke sitzt und ruhig sitzen bleibt, würde ich auch sitzen lassen, weil man kann's letztendlich nur falsch machen."

    Ohnehin wird nicht bei jeder ausgerechnet für Spinnen Hilfsbereitschaft entwickeln - oder gar keine im Haus haben wollen. Vielleicht schlägt er dann nach ihnen. Aber das ist sinnlos.

    "Spinnen werden immer in unseren Häusern leben. Da können sie eigentlich keine Methode anwenden, das Haus so dicht zu kriegen als das keine Spinne mehr einwandern könnte. Das funktioniert einfach nicht."

    Bei anderen Wintergästen wird wohl niemand ans Erschlagen denken. Manchmal ziehen sich die streng geschützten Siebenschläfer und Haselmäuse in Schuppen und ungestörte Ecken in der Garage zum Winterschlaf zurück. Sie werden meistens gar nicht bemerkt. Wer sie trotzdem findet, kann diese Tiere getrost in Ruhe weiterschlafen lassen.