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Trainerausbildung
Kabinenansprache als Schlüssel

Tobende Trainer im Fußball - sie sind anscheinend rar geworden. Welchen Stellenwert hat die Kabinenansprache in der Trainerausbildung? Für DFB-Trainerausbilder Frank Wormuth sind wenige wichtige Informationen das Wichtigste, nicht die Emotionalität.

Frank Wormuth im Gespräch mit Marina Schweizer |
    DFB-Trainer-Ausbilder Frank Wormuth gestikuliert in der Hennes-Weisweiler-Akademie.
    DFB-Trainer-Ausbilder Frank Wormuth (dpa)
    "Rumpelstilzchen heißt ja, dass man emotional reagiert". Dies solle es immer noch zwischendurch geben, die berühmte "Wacht auf, Männer"-Ansprache, so Wormuth im Dlf. Doch dieses "Stilmittel" könne nicht oft angewendet werden. "Wenn Sie das jedes Wochenende machen, glaubt die Mannschaft keinen Ton mehr", so Wormuth. Er selbst habe es als Trainer auch nur ein- oder zweimal in der ganzen Saison gemacht, es hänge auch vom (Trainer-)Typ ab.
    "Eine Art Feedback-Gespräch für die Mannschaft"
    Einen breiten Raum nehme die Kabinenansprache in der Trainerausbildung beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) daher nicht ein. Die Halbzeitansprache sei auch - anders als vom Zuschauer wahrgenommen - nur fünf, sechs Minuten lang, nicht etwa eine Viertelstunde. Der normale Ablauf solle so sein, dass man erstmal die Spieler runterkommen und bei Bedarf auch untereinander streiten lasse. Dann habe der Trainer die Aufgabe, die 1. Halbzeit Revue passieren zu lassen - "in zwei, drei Sätzen", eine Art "Feedback-Gespräch für die Mannschaft". Dann gebe es zwei, drei Hinweise, wie es in der 2. Hälfte weitergehen sollte - "und das auf der Sachebene."
    Besondere Emotionalität nicht entscheidend
    Die Halbzeitansprache gebe die Möglichkeit, "das Schiff noch zu drehen", sei es durch emotionale Ansprache oder durch taktische Hinweise. Er habe die Erfahrung gemacht, dass besondere Emotionalität nicht entscheidend sei. "Manchmal habe ich auch festgestellt, wenn man ganz cool abklatscht und rausgeht, dann sind wir genauso gut drauf, wie wenn wir uns emotional vorher aufladen." Es gehe nur um "Bewusstseinsschürung". "Ich bin absolut der Meinung, dass das nur ein kleines Mosaiksteinchen ist, wenn wir Emotionen in der Halbzeitpause loslassen", betont Wormuth im Dlf.