Ich habe eben eine halbe Stunde auf dem Heimtrainer gesessen und gestrampelt wie ein Verrückter. Ich habe keine Probleme mehr mit dem Herzen.
Unter der Bauchdecke trägt Wentzel eine 500 Gramm schwere und wenige Zentimeter große Pumpe aus Titan. Sie leistet, was das eigene Herz nicht mehr leisten kann: das mit Sauerstoff angereicherte Blut aus der Lungenvene in die Hauptschlagader zu befördern. DuraHeart ist ein so genanntes Linksherz-Unterstützungssystem, erklärt der Direktor des Bad Oeynhausener Herzzentrums, Reiner Körfer:
Von der Funktion der linken Herzkammer hängt die Durchblutung aller anderen Organe ab. Wenn die linke Herzkammer nicht funktioniert, dann funktioniert eigentlich gar nichts mehr. Und wenn ich jetzt die Arbeit durch so ein System übernehme, dann gewährleiste ich eben eine Wiederdurchblutung der übrigen Organe.
Körfer vergleicht DuraHeart mit einem Kraftwerk, das dem natürlichen Kreislauf hinzugeschaltet wird. Das sauerstoffreiche Blut gelangt aus der linken Herzkammer durch einen Verbindungsschlauch in die Pumpe hinein. Dort befindet sich ein Rotor, der das Blut mit bis zu 2400 Umdrehungen pro Minute beschleunigt, bis es durch einen ausgehenden Schlauch in die Hauptschlagader gelangt. Da sich der Rotor der Pumpe gleichmäßig dreht, entsteht ein konstanter Blutstrom. Patienten mit diesem Unterstützungssystem haben daher weder einen Puls, noch lässt sich ihr Blutdruck messen. Körfer:
Es gibt jetzt Diskussionen darüber, wie lange ein Mensch das aushalten kann. Aber erstaunlicherweise ist es ja so, wenn das Herz des Patienten sich ein bisschen erholt, dann hilft es mit, zu pumpen, und so bekommt das ganze System ein bisschen Pulsation. Und insofern ist es zu erwarten, dass Patienten eine nicht-pulsatile Pumpe für lange Zeit tolerieren.
Nicht nur wegen des konstanten Blutstroms unterscheidet sich DuraHeart von anderen Unterstützungssystemen. Der Rotor innerhalb der kleinen Titankammer ist nicht an einem Stift aufgehängt, sondern schwebt frei, ohne die Wände zu berühren. Sensorengesteuerte Elektromagneten, die oberhalb der Blutkammer angebracht sind, halten den Rotor stets in der mittleren Position, auch bei Erschütterungen. Die Drehung des Rotors kommt durch weitere Magneten zustande, die sich unterhalb der Blutkammer befinden. Dank dieser widerstandsfreien elektromagnetischen Aufhängung arbeitet die Pumpe nicht nur geräuschlos, sondern nahezu verschleißfrei und hat daher eine Funktionsdauer von zehn bis fünfzehn Jahren. Einen weiteren Vorteil sieht der Bad Oeynhausener Leiter des Herzinsuffizienz-Programms, Ali El Banayosy, in den geringen Abmessungen:
Es ist viel viel kleiner, als die anderen Systeme, die wir bis jetzt benutzt haben. Somit ist das System auch, kann für Frauen eingesetzt werden sowie für Kinder. Manche Systeme waren nicht möglich zu implantieren, die waren zu groß, sperrig.
Da das gesamte DuraHeart-System im Körper implantiert wird, sind Patienten in ihrer Mobilität kaum eingeschränkt. Sie müssen lediglich Batterien bei sich tragen, die mit der Pumpe durch ein Kabel verbunden sind, das unterhalb des Rippenbogens aus dem Körper austritt. Jede Batterie hält etwa drei Stunden. Eine spezielle Ladestation bekommen die Patienten, wie Günter Wentzel, mit nach Hause.
Da sind sechs Batterien bei, also so, dass Sie gut über die Runden kommen können am Tag. Ich bin ja auch schon wieder am spinnen, von wegen mit dem Mountainbike fahren.