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Tropenkeime per Luftkraft

Medizin. - Die asiatische Lungenkrankheit SARS sorgt weiter für Schlagzeilen. Bei einer Pressekonferenz in Genf teilte die WHO mit, dass die Zahl der Erkrankten in China deutlich höher ist, als die chinesischen Regierung bisher angegeben hatte. Außerdem geht die WHO nun offiziell davon aus, dass die neue Variante des Corona-Virus der Erreger von SARS ist. Welche Rolle der internationale Luftverkehr bei der Verbreitung solch gefährlicher Krankheiten spielt, war am Mittwoch Thema der Wissenschaftspressekonferenz in Bonn.

    Dank der modernen Düsenjets gelang dem SARS-Erreger der Sprung über Kontinente. An Bord eines Passagierflugzeugs reisen einige Millionen Mikroben als ungebetene Insassen mit. Professor Rupert Gerzer, Direktor des Instituts für Luft- und Raumfahrtmedizin des DLR in Köln, weist aber darauf hin, dass die Ansteckungsgefahr im Flugzeug selbst eher gering ist: "Ein Flugzeug fliegt in etwa 12.000 Metern Höhe. Dort oben wird die Luft von außen angesaugt, die Luft ist außen steril und trocken. Beim Ansaugen wird sie kurzzeitig auf etwa 450 Grad Celsius erhitzt. Die Luft von außen ist also total steril, wenn sie hereinkommt." Damit die Luft auch sauber bleibt, wird sie alle fünf Minuten gefiltert. Die feinen Filter lassen keine gefährlichen Viren oder Pilze hindurch. Die Ansteckungsgefahr durch die Luft ist sehr gering. Auch Tröpfcheninfektionen sind im Flugzeug schwieriger als anderswo. Wegen der trockenen Luft trocknen auch die feinen Tröpfchen viel schneller aus.

    Gefährlich ist das Flugzeug eher dadurch, dass es Passagiere mit ansteckenden Krankheiten über die Ozeane transportiert. Gerzer: "Dort können sie dann andere Leute in Büros, auf Konferenzen, beim Einkaufen anstecken. Das sehen wir ja gerade im SARS-Gebiet." Pro Woche landen allein in Deutschland 40.000 Reisende aus Asien. Nur ein zuverlässiger SARS-Test am Flughafen könnte jedes Übertragungsrisiko ausschließen. Professor Reinhard Burger, Vizepräsident des Robert-Koch-Instituts in Berlin, warnt vor übereilten Hoffnungen auf einen solchen Test: "Es sind schon recht komplizierte Tests, die ein Speziallabor erfordern. Es ist auch wichtig, dass man keine falsch positiven oder falsch negativen Befunde erhalten. Sie könnten zum Beispiel leicht falsch positiv werden, wenn man nicht sicherstellt, dass keine Verunreinigungen von anderen, positiven Proben hinein gelangen."

    [Quelle: Kristin Raabe]