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Trumps Baltimore-Tweets
Scharfe Kritik an "Hass-Agenda" des US-Präsidenten

Nach seinen rassistischen Angriff auf vier demokratische Abgeordnete hat US-Präsident Donald Trump jetzt deren Kollegen Elijah Cummings beleidigt. Und dessen Stadt. Das hat am Wochenende für viel Kritik gesorgt - und für einen Ausbruch eines CNN-Moderators live on air.

Von Thilo Kößler | 29.07.2019
US-Präsident Donald Trump vor dem Weißen Haus in Washington
US-Präsident Donald Trump sorgt wieder mit Attacken per Twitter für Empörung (picture alliance/Stefani Reynolds/CNP/AdMedia)
CNN-Moderator Victor Blackwell zitierte die jüngste Twitter-Attacke des Präsidenten zunächst so, wie Trumps Tweets üblicherweise zitiert werden – mit der gebotenen Distanz auf Seiten eines professionellen Anchorman. Trump hatte den afroamerikanischen Abgeordneten Elijah Cummings frontal angegangen:
"Cummings' Wahlbezirk Baltimore ist ein widerliches, von Ratten und Nagetieren befallenes Chaos", las Blackwell vor. "Wenn Cummings mehr Zeit in Baltimore verbringen würde, könnte er vielleicht dabei helfen, diesen Drecksort aufzuräumen. Dort will kein Mensch mehr leben."
Moderator Blackwell ist selbst Afroamerikaner. Und er kommt aus Baltimore. Wenn Trump davon spreche, dass Baltimore von einer Rattenplage befallen sei, meine er die afroamerikanische Bevölkerung.
"When he tweets about infestation it's about black and brown people."
Plötzlich war die professionelle Distanz des CNN-Anchorman dahin. Blackwell kamen die Tränen – mit belegter Stimme bekannte er, dass er wie alle in Baltimore stolz auf seine Stadt sei.
"The president says about congressman Cummings' district that no human would want to live there. You know who did, Mr President? I did. And a lot of people I care about still do. There are challenges, no doubt. But people are proud of their community."
Blackwell erinnerte Trump daran, dass er auch der Präsident der Bürger von Baltimore sei – sie machten ihre Arbeit, kümmerten sich um ihre Familien, liebten ihre Kinder, die der Fahne ihre Treue schwören. Genau wie die Familien in den Wahlkreisen, die Donald Trump wählen. Auch die Bürger von Baltimore seien Amerikaner, sagte Blackwell.
"People get up and go to work there. They care for their families there. They love their children who pledge allegiance to the flag. Just like people who live in districts of congressmen who support you, Sir. They are Americans too. We'll be right back."
Trumps Stabschef verteidigt seinen Dienstherren
Erst vor zwei Wochen hatte Donald Trump vier Abgeordnete der Demokraten, allesamt "women of color", aufgefordert, dorthin zurückzukehren, wo sie hergekommen seien. Damit hatte er eine Debatte über den rassistischen Kern seiner Äußerungen provoziert, die er mit seinem Tweet gegen Elijah Cummings jetzt noch befeuerte.
Cummings ist einer der angesehensten Abgeordneten im Repräsentantenhaus, Vorsitzender des Kontrollausschusses - und ein vehementer Kritiker des Präsidenten. Unlängst prangerte er die unhaltbaren Zustände in den Migrantenlagern an der Grenze zu Mexiko an. Damit habe er sich den Zorn des Präsidenten zugezogen, rechtfertigte Mick Mulvaney, Trumps Stabschef im Weißen Haus, den Tweet seines obersten Dienstherrn: Wenn der Präsident so angegriffen werde, schlage er eben zurück, sagte Mulvaney in Fox News Sunday und stritt den rassistischen Charakter der Trump-Tweets rundweg ab:
"What is it about is that the president is fighting back at what he saw was being illegitimate attacks about the border in the hearing this week? And when the president hears lies like that he is going to fight back. And that's what you saw in his tweets."
Aufforderung an Trump, etwas für die Menschen zu tun
Das heizte die Empörung noch an. In CNN erklärte die demokratische Abgeordnete Rashida Tlaib – eine der unlängst attackierten Frauen – der Präsident habe nur eine Hass-Agenda, keine politische Agenda. Aber Donald Trump mache Rassismus nun zum politischen Programm.
"The president has a hate agenda. He does not have a policy agenda. Jake: This hate agenda is now seeking into policy making."
Cummings selbst forderte den Präsidenten auf, mit ihm zusammenzuarbeiten, um etwas für die Menschen in Not zu tun - ob in Baltimore oder im ganzen Land. Denn Baltimore ist bei weitem nicht die einzige Stadt in den USA, die mit grassierender Armut und mit Drogenmissbrauch zu kämpfen hat. Mit sozialem Niedergang, Verelendung und Verwahrlosung.
Zeitung: "Besser ein paar Ratten haben, als eine zu sein"
Erneut zog es das republikanische Lager vor, zu all dem zu schweigen. Mia Love schwieg nicht. Die ehemalige republikanische Abgeordnete, eine Afroamerikanerin, forderte Trump auf, sich zu entschuldigen. Er sei definitiv zu weit gegangen.
"The president has gone way too far. Anything less than a apology is unacceptable to me."
Doch Trump legte noch nach: Cummings tue nichts für seinen miserabel geführten Wahlkreis, teilte er über Twitter mit. Da hatte die "Baltimore Sun" die Ausfälle des Präsidenten schon mit den Worten kommentiert: "Es ist besser, ein paar Ratten zu haben, als selbst eine zu sein."