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Tumorvermessung per Ultraschall

Medizintechnik. - Hautkrebs ist in Deutschland die zweithäufigste Tumorart, jedes Jahr sterben mehr als 2000 Menschen daran. Je eher der Krebs erkannt, um so höher sind die Heilungschancen. Daher werden auf der Jahrestagung der neue, viel versprechende Verfahren zur Hautkrebsdiagnose vorgestellt.

    "Die Diagnose von Hautkrebs ist heutzutage lausig", schimpft der schwedische Dermatologe Jürgen Serup von der Universität Linköping. Der Grund ist die althergebrachte Untersuchungsmethode, die Biopsie. Dazu schneidet man ein Stück Haut heraus und schickt es ins Labor. Doch oft können die Ärzte dabei nur einen sehr kleinen Bruchteil der Haut untersuchen, die sie für verdächtig halten. Neue Diagnosegeräte könnten das beheben. Eine der neuen Methoden ist der Hochfrequenz-Ultraschall. Bei ihm kommen - wie der Name schon sagt - verhältnismäßig hohe Schallfrequenzen zum Einsatz. Das Ultraschallgerät der Gynäkologen arbeitet mit fünf Megahertz, der Ultraschall für die Haut hingegen mit bis zu 100 Megahertz. Schallwellen mit so hohen Frequenzen können zwar nur wenige Millimeter in den Körper eindringen, liefern dafür aber sehr scharfe Bilder mit einer Auflösung von bis zu einem hundertstel Millimeter. Je genauer der Chirurg weiß, wie tief der Tumor in die Haut eingedrungen ist, um so präziser kann er ihn operieren. Auch der Erfolg einer Behandlung ließe sich mit dem neuen Verfahren überprüfen, zum Beispiel bei der Schuppenflechte. Stephan El Gammal, Chefarzt der Hautklinik Siegen: "Dabei ist es natürlich besonders interessant, wenn man nicht ständig Proben von den Patienten entnehmen und untersuchen muß." Funktionsfähige Prototypen gibt es schon und zurzeit ist die Industrie dabei, das neue Verfahren in die Praxis zu überführen. Da es relativ preiswert ist, erwartet Gammal einen Markterfolg.

    Eine Hoffnung der Experten aber hat sich nicht erfüllt, die Identifikation der Tumorart. "Man kann mit Ultraschall nicht sagen, daß das ein schwarzer Krebs oder ein Basalzellkarzinom ist, sonder nur feststellen bis zu welcher Tiefe der Tumor reicht", erklärt Gammal. Das soll mit einer anderen Methode, dem konfokalen Mikroskop möglich sein. Jürgen Serup erklärt: "Damit kann man sogar das Innenleben einzelner Hautzellen am Menschen erkennen, so daß man keine Gewebeprobe entnehmen muß." Eine Kamera mit das Mikroskopbild auf, doch vor die Kamera ist eine extrem kleine Lochblende montiert, die nur das Licht aus der Brennebene durchläßt. Dadurch wird das Bild extrem scharf. Serup: "Es stellte sich heraus, dass man mit dieser Methode Hautkrebs erkennen kann, ohne erst eine Hautprobe zu nehmen und dann auf die Laborergebnisse warten zu müssen." Dadurch kann der Arzt kann entscheiden, ob er sofort etwas gegen einen Tumor unternimmt oder nicht. Das Basalzellenkarzinom zum Beispiel verrät sich durch krankhaft verlängerte Zellkerne, die in dieselbe Richtung zeigen. Der schwarze Hautkrebs hingegen zeigt besonders starke Reflexe im Bild. Unglücklicherweise ist das Mikroskop alles andere als billig, weshalb seine Einführung vermutlich noch auf sich warten läßt.

    [Quelle: Frank Grotelüschen]