Aus dem Tunnelmund dünstet der muffige Geruch frischen Betons. Doch kein schwarzes Loch gähnt den mutigen Automobilisten an - wie in einer Hotellobby überflutet ihn warmes gelbes Licht:
In den ersten 200 Meter ist es ungefähr so hell wie draußen das Beleuchtungsniveau wird abgesenkt, damit sich das Auge an die etwas dunklere Beleuchtung im Tunnel anpassen kann,
erklärt Gerhard Wahl, der Leiter der Zentralen Betriebstätte des Autobahnamtes Zella-Mehlis,
Wir fahren jetzt an eine der Pannenbuchten heran, die ist heller erleuchtet, um eine gewisse Abwechslung aber auch gewisse Aufmerksamkeit zu bringen.
Alle 150 Meter gibt es eine solche Pannenbucht, ausgerüstet mit einem Notruftelefon in einer schalldichten Kabine. Die ist angesichts des Lärmpegels auch nötig. Wahl:
Wenn wir die Tür öffnen, wird automatisch die Rundumleuchte mit angeschaltet, um den anderen Verkehrsteilnehmern zu signalisieren, Achtung hier ist etwas. So hier würde ich einfach auf den Knopf drücken...
Worauf die Betriebsleitstelle antwortet:
Zentrale Betriebsleitstelle Bär, was kann ich für sie tun?
Der Knopfdruck war eigentlich überflüssig. Die Tunnelwächter hatten uns schon im Blick: Als wir die Kabinentür öffneten, schrillte ein Alarmton und eine Überwachungskamera schaltete sich an. 150 solcher Kameras stecken im Tunnel und ermöglichen eine lückenlose Kontrolle. Insgesamt werden auf den 8 Kilometern der Tunnelröhre 30. 000 Daten registriert.
Jede Tür wird überwacht, jeder Druckknopfmelder wird überwacht, jeder Feuerlöscher, die Lautsprecher, jede Kamera, die Spannung wird gemessen, die gesamte Lüftung wird überwacht, sagt Gerhard Wahl - und wird sogleich ein Opfer der perfekten Überwachung. Die Betriebsleitstelle meldet sich:
"Herr Wahl - die Tür der Querung ist nicht ordnungsgemäß geschlossen." George Orwell im Tunnel. Die totale Überwachung ist eine Konsequenz aus den verheerenden Unfällen der Vergangenheit. Damit es unter dem Rennsteig nicht zum Tunnel-GAU kommt, laufen Lichtleiterkabel die Wände entlang. Bei Hitze dehnen sich aus- das Licht wird anders gebrochen und der Computer zeigt auf einen Meter genau an, wo es brennt. Noch schneller reagieren die sogenannten Trübungsmesssensoren. Nach dem Prinzip : "wo Rauch ist, ist auch Feuer" schlagen sie Alarm. Wahl:
Und zwar wird ein Lichtstrahl auf eine 10 Meter langen Strecke ausgesendet, reflektiert und empfangen und das Empfangssignal wird auf Schwächung des ursprünglichen Signal gemessen. Damit hat man Größenordnung für Verschlechterung , ob durch Rauch oder Rußpartikel oder ähnliches.
Wenn es brennt, bestätigen sich die Techniker der Leitstelle als Radiomoderatoren. Sie schalten sich direkt ins laufende Radioprogramm ein. Alle 300 Meter sind die beiden Tunnelröhren mit Querungen verbunden. Deren rauchdichte Stahltüren halten einem Feuer anderthalb Stunden stand. Ausreichend Zeit zur Flucht. Einen Stau registrieren im Asphalt verborgene Induktionsschleifen. Alle 15 Sekunden messen die das Tempo der Autos. Wahl:
Hier sind die Übertragungseinrichtung für Geschwindigkeitsmessung gleich online-Übertragung.
Induktionsschleifen im Asphalt messen permanent das Tempo. Den gewohnten Rotblitz gibt es im Tunnel nicht,
sondern mit Fastinfrarot. um den Verkehrsteilnehmer nicht zu erschrecken, damit keiner in Panik auf die Bremse tritt, das merken sie also nicht, wenn sie im Tunnel geblitzt werden,
erklärt Gerhard Wahl. Während dank Online-Übertragung in der Bußgeldstelle die Überweisung aus dem Drucker rattern und das Punktekonto in Flensburg wächst, suggerieren ihnen die leuchtenden grünen Pfeile: alles ok, keine Gefahr. Nach knapp fünfminütiger Fahrt sieht der Automobilist Licht am Ende des Tunnels,– bis ihn der nächste Tunnel der Kammquerung wieder schluckt.