Freitag, 29. März 2024

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TV-Talkshows
Eine Lanze für Markus Lanz

Als Hauptmanegen gesellschaftlicher Debatten seien Talkshows in Zeiten des Internets wichtiger geworden, sagte der Kulturjournalist Arno Frank im Dlf. Dabei gehe es weniger um Meinungsbildung als um Meinungsbetonierung.

Arno Frank im Gespräch mit Sebastian Wellendorf | 27.06.2019
    Markus Lanz mit Joachim Gauck in der Talkshow "Markus Lanz" am 19.06.2019 in Hamburg
    Markus Lanz mit Joachim Gauck in der Talkshow "Markus Lanz" am 19. Juni 2019 in Hamburg (www.imago-images.de)
    Die Rolle der Talkshows habe sich inzwischen verstetigt, sagte Arno Frank, der regelmäßig Talkshows rezensiert: "Man weiß, was man bekommt, wenn man sich einen der großen Vier anschaut." Der Kulturjournalist bezog sich damit auf die TV-Formate von Anne Will, Maybrit Illner, Sandra Maischberger und Frank Plasberg.
    Im Internet hingegen gebe es "neue, ganz viele blasenhafte Foren der politischen Meinungsbildung". Die Talkshows seien Teil des Mainstreams. "In ihrer Ritualisierung nähern sich diese Talkshows schon den Parlamentsdebatten an, als deren Spiegelung sie ja auch schon gesehen werden", sagte Frank.
    Nachberichterstattung hält Themen im Umlauf
    Den Medien, die trotzdem regelmäßig über die Talkshows berichteten, gehe es vor allem um ihre Chronistenpflicht: "Es herrscht eine große Nachfrage nach diesen Texten." Manche Leute wollten sich die Talkshows nicht eine Stunde lang selbst ansehen, sondern die darin geäußerten Positionen danach kompakt zusammengefasst bekommen, sagte der Journalist.
    Maybrit Illner habe ihm gesagt, dass sie auf diese Berichterstattung Wert lege, weil das von ihnen gesetzte Thema so länger im Umlauf bliebe. Frank dazu: "Da sitzen große Redaktionen dran, die machen sich Gedanken drüber, was sie da präsentieren und wie und mit welchen Gästen. Und dann wünschen die sich auch, dass im Nachgang darüber länger diskutiert wird."
    Markus Lanz sei es in letzter Zeit gelungen, die "relevanteste politische Talkshow" zu machen. Er werde unterschätzt, weil er auf eine "weichere und magazinigere Art" Fragen stelle als seine Kollegen. Aber er sei derjenige, der Alice Schwarzer grille und den AfD-Kandidaten für Brüssel mit seinen eigenen Widersprüchen konfrontiere. "Diese Liste ließe sich endlos fortsetzen", sagte Frank.