
Luke Skywalker, R2-D2, Yoda, Prinzessin Leia, aber auch Captain Kirk und Mr. Spock fliegen schon seit Wochen in Twinsburg zum Zwillingstreffen ein. Und das immer mindestens in zweifacher Ausführung. Ken und Kevin haben zu ihrem Enterprise-Outfit sogar das passende Funkgerät dabei. Sie wollen damit allerdings nicht an Bord gebeamt werden. Sie haben einen anderen Wunsch.
"Wir sind hierhergekommen, um Zwillinge zu heiraten. Und mit denen machen wir dann alles gemeinsam. Wir wohnen dann im selben Haus, haben nur ein Auto und kleiden uns alle gleich."
Wer jetzt glaubt, auf solche Ideen kommen nur Amerikaner, der irrt.
"Wir kommen aus Sydney, Australien. Das ist bereits unser 15. Festival in Twinsburg. Wir sind auf der Suche nach den Frauen unseres Lebens. Vielleicht klappt es ja dieses Mal."
Ken und Kevin McKenzy sind eineiige Zwillinge. Sie haben sich gemäß dem diesjährigen Weltraum-Motto gekleidet. Breits seit zwei Wochen laufen sie als Mr. Spock durch Twinsburg und sind absolut nicht voneinander zu unterscheiden. Im Gegensatz zu zwei jungen Frauen, die als Leutnant Uhura von Star Trek und Prinzessin Leia von Star Wars verkleidet sind. Wer sich im Genre auskennt weiß: die eine ist schwarz, die andere weiß. Genauso, wie die beiden jungen Frauen.
"Unsere Mutter wusste wohl von Beginn an, dass wir von zwei verschiedenen Vätern sind. Aber ihr damaliger Mann war dann doch ziemlich überrascht, als eine von uns schwarz war. Zum Schluss stellte sich raus: Er war von keiner von uns der Vater - von keiner von uns. Hier auf den Twins Days mussten wir natürlich nachweisen, dass wir die gleiche Mutter haben und am selben Tag geboren wurden. Es ist tatsächlich wahr: Wir sind zweieiige Zwillinge."
Und die wurden von ihrer Mutter Grace und Kelly getauft. Die Dame hatte nach der Geburt der Zwillinge zwar keinen Ehemann mehr, aber ihren Sinn für Humor offenbar nicht verloren.
Da sich Grace und Kelly in Größe, Gewicht und Hautfarbe unterscheiden, haben sie in Twinsburg die besten Chancen, am Sonntag Gold für "the most unlike female twins” zu gewinnen. Also für die unähnlichsten weiblichen Zwillinge. Im letzten Jahr haben Ken und Kevin, die beiden Australier, eine Medaille mit nach Sidney genommen. Und zwar für die eineiigen Zwillinge, die am weitesten angereist sind. Die Siegerehrung dazu haben sie auf ihrer Internetseite veröffentlicht.
Viele Preise werden vergeben
Auf den Twins Days geht eigentlich keiner leer aus. Fast alle bekommen einen Preis. Unähnliche oder besonders ähnliche Zwillinge, die ältesten und die jüngsten, die am besten angezogenen oder die talentiertesten.
Kathrin und Mageret King sind schon vor drei Wochen nach Twinsburg gereist und üben seit Tagen in den umliegenden Klubs ihr Bühnenprogramm ein. Sie sind eineiig und wollen bei den talentiertesten Zwillingen gewinnen.
Ihr eigentlicher Auftritt findet am Samstag statt. Sie haben sich als Elvis Presley verkleidet. Zu dem sie – angeblich - eine ewige Verbindung haben.
"Unser Nachname ist King: Und wir leben dort, wo der King of Rock’n’Roll, Elvis Presley gewohnt und gelebt hat. Eine Stunde von Graceland entfernt."
Kurios sind viele Geschichten, die es in Twinsburg zu hören gibt. Die 16-jährigen Japaner Kaito und Yuuki haben kürzlich ihren Führerschein gemacht - einen wohlgemerkt.
"Unser Fahrlehrer konnte uns absolut nicht auseinanderhalten. Darum haben wir nur einen Führerschein gemacht. Da fahren wir jetzt beide mit. Solange, bis wir einen Zweiten haben."
Das Festival in Twinsburg wird jedes Jahr größer. Völlig identisch aussehende Menschen reisen immer häufiger auch aus Europa an, erzählt Steffen Bayer, einer der Veranstalter.
"Die Zwillinge sind Deutsche, Englische, Schottische, Holländische. Aber auch Schweizer, Schweden und Franzosen sind dabei. Sie sprechen nicht alle Englisch und müssen trotzdem gut betreut und versorgt werden. Das ist eine logistische Meisterleistung, die das kleine Twinsburg seit 1976 stemmt. Dieses Jahr sind wieder rund 2.500 Sets angemeldet. Zu jedem Set gehören Zwillinge. Manchmal auch Mehrlinge."
Ausgelassene Stimmung
Twinsburg hat sich in den letzten Wochen verdoppelt. Hotels, Pensionen und Zeltplätze sind komplett ausgebucht. Die Szenerie wirkt fast ein bisschen gruselig. Wie im Film "Die Frauen von Stepford", wo die heile Welt in Wirklichkeit, aus künstlich produzierten Frauen besteht. In Twinsburg erzählen die Zwillinge nämlich ganz ähnliche Geschichten, wie die Frauen im Film.
"Wir wiedersprechen uns nie. Niemals. Niemals."
"Wir denken dasselbe, wir fühlen dasselbe."
"Wir haben einfach jede Menge Spaß miteinander."
Wer an diesem Wochenende also zufällig in Twinsburg vorbei kommt, könnte glauben, an einem Filmset gelandet zu sein. In einer Produktion von Steven Spielburg, mit einer Vorlage von Alfred Hitchcock und einem Drehbuch von Quentin Tarantino. So viele gut gelaunte Menschen in doppelter und dreifacher Ausführung sind zweifellos witzig aber irgendwie auch unheimlich.
"Happy Twins Days!"