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Überbrückungshilfen für Profi-Sportvereine
Sportausschuss berät über Nachbesserungen

Zu bürokratisch, zu wenig Geld – und unfaire Vergabe-Richtlinien. Die Liste der Kritikpunkte am Coronahilfe-Programm des Bundes für Profi-Sportvereine ist schon jetzt groß. Nun hat sich auch der Sportausschuss des Bundestags mit den Überbrückungshilfen befasst - und setzt auf weniger bürokratische Lösungen.

Von Mathias von Lieben | 29.09.2020
Das Bild ist vom Besucherrang aus gemacht; man sieht unten die Teilnehmer an halbrunden Tischen und oben Zuschauer auf der Tribüne. Von der Decke hängt eine viereckige Digitaluhr herab.
Tagung des Sportausschusses (Archivbild) (Christoph Soeder/dpa)
Nur Vereine, die durch fehlende Zuschauereinnahmen während der Pandemie-Monate in eine akute, existenzgefährdende Notsituation geraten sind, sollen die Überbrückungshilfe des Bundes erhalten. Markus Kerber, Staatssekretär im zuständigen Bundes-Innenministerium, hatte dieses Kriterium am Sonntag im Deutschlandfunk so begründet: "Sie müssen das vergleichen mit einer Krankenhaussituation. Ich muss doch denjenigen bevorzugt helfen, die wirklich schwer verletzt eingeliefert werden."
Porträt Markus Kerber.
Coronahilfen - Steuergeld nur in Notsituationen
200 Millionen Euro soll der Profisport als staatliche Coronahilfen bekommen. Damit soll existenzbedrohten Vereinen und Verbänden geholfen werden, erklärt Staatssekretär Markus Kerber im Dlf.
"Selbst die, die lebensgefährdet sind, haben ja noch keine Hilfen bekommen", so die Feststellung von André Hahn, Obmann der Links-Fraktion im Sportausschuss. Bis Ende vergangener Woche sind beim Innen- und Sportministerium insgesamt nur 16 Anträge für die Bundeshilfen eingegangen. Der Sportpolitiker vermutet dahinter das komplizierte Antrags- und Vergabeverfahren für die Hilfen: "Man hat wieder bürokratische Monster aufgebaut, die jetzt nicht funktionieren."
"Wir sind unzufrieden, was die Umsetzung angeht"
Derzeit hat das Bundesverwaltungsamt das Antragsformular von der Website genommen, da die Richtlinien im Ministerium noch einmal überarbeitet werden. Unter anderem sollen in der neuen Version neben Vereinen auch Verbände antragsberechtigt werden und als Grundlage soll eine einfache Gewinn-Verlust-Rechnung ermöglicht werden. Und trotzdem: "Wir sind unzufrieden, was die Umsetzung angeht", sagt auch Mahmut Özdemir, der für die mitregierende SPD im Sportausschuss sitzt:

"Wir wollten schnell und gut helfen, insbesondere Corona-bedingte Schäden dadurch kompensieren. Und wir haben heute festgestellt, dass Gelder nicht so abfließen, nicht in der Dynamik abfließen, wie wir uns das wünschen. Und deswegen werden wir da nacharbeiten müssen – auch haushaltsgesetzgeberisch."
"Wir müssen Profisportvereine am Leben halten"
Erstmals beraten wurde auch über die vom Innenministerium eingeplanten Haushaltsmittel für den Sportbereich im Jahr 2021. In der Sitzung nächste Woche steht das Thema erneut auf der Tagesordnung. Doch schon jetzt sagt Oppositionspolitiker André Hahn von der Linken: "Der Haushalt ist schon jetzt in einer Schieflage für 2021, wenn dort kein einziger Euro für Corona-Hilfen eingeplant ist."

Ein Punkt, den auch Britta Dassler, die Obfrau der FDP im Sportausschuss, anmahnte: "Corona, wissen wir alle, ist nicht vorbei. Wir müssen Profisportvereine am Leben halten, die auf Zuschauer angewiesen sind."

Das Innenministerium konnte Fragen dazu bis Dienstagabend nicht beantworten.