Samstag, 20. April 2024

Archiv

Überfällige Einrichtung
Zentrum für Sport und Menschenrechte

Das Jahr 2018 soll für den Sport ein neues Kapitel aufschlagen. In Genf in der Schweiz nimmt das Zentrum für Sport und Menschenrechte seine Arbeit auf. IOC-Präsident Thomas Bach spricht dabei von einer neuen Chance, Menschenrechtsorganisationen von einer überfälligen Entscheidung.

Von Ingo Bötig | 03.01.2018
    In sichtbar lockerer Atmosphäre gestikulieren 2014 IOC-Präsident Thomas Bach (rechts) und der damalige UN-generalsekretär Ban Ki-moon vor dem Olympiamuseum in Lausanne.
    Ex-UNO-Generalsekretär Ki-moon (li.) und IOC-Präsident Bach sind Weggefährten. (KEYSTONE)
    Maßgeblich initiiert wurde die neue Einrichtung für Sport und Menschenrechte von der Regierung der Schweiz. Sandra Lendenmann Winterberg, leitet die Abteilung Menschenrechtspolitik im Auswärtigen Amt in Bern und sagt: "Es gab eine Suppe, die immer weiter gebrodelt hat und wo wir fanden, die trüben das Image, und die trüben diese positive Message, die wir eigentlich mit diesen Großsportveranstaltungen verbinden wollten."
    Unhaltbare Zustände auf Baustellen für internationale Sportveranstaltungen. Menschenunwürdige Arbeitsbedingungen. Zwangsumsiedlungen von Anwohnern, um so Platz zu schaffen für neue Sportstätten. Das waren nur einige Negativschlagzeilen der vergangenen Jahre, weiß Sandra Lendenmann Winterberg: "Als Fernziel soll es das Ziel sein, dass diese Veranstaltungen menschenrechtsverträglich durchgeführt werden können. Ja, das geht nicht von heute auf morgen, sondern Schritt für Schritt."
    IOC-Präsident Bach spricht von neuer Chance
    Unterstützt wird das neue Zentrum für Sport und Menschenrechte unter anderem vom Internationalen Olympischen Komitee IOC, vom Weltfußballverband FIFA, von Menschenrechtsorganisationen, Spielergewerkschaften, Regierungen und Sponsoren. Das Engagement des IOC erklärt Präsident Thomas Bach so: "Die Aufgabe eines IOC-Präsidenten ist zu sehen, wo man Abhilfe schaffen kann und wo der Sport tätig werden kann."
    Thomas Bach spricht von einer neuen Chance – für den Sport und für alle, die sich an internationalen Großveranstaltungen beteiligen. "Weil wir bisher unsere Anliegen vorangetrieben haben auf bilateraler Ebene. Wir haben Menschenrechtsfragen immer wieder angesprochen mit Gastgebern Olympischer Spiele, mit Regierungen der Gastgeberländer. Und hier hat sich dann herauskristallisiert in diesen Gesprächen, dass es gut wäre, auch in einen multilateralen Dialog einzutreten."
    In diesen multilateralen Dialog will auch die Organisation "Solidar Suisse" eintreten. Weltweit setzt sie sich für faire Arbeitsbedingungen und soziale Gerechtigkeit ein. Vorstandsmitglied Joachim Merz: "Es ist eigentlich überfällig diese Entscheidung, dass sich die großen Sportverbände dazu bekennen, überhaupt Menschenrechte auf dem Monitor zu haben." Merz überlegt kurz und ergänzt deutlich: "Der Tatbeweis steht noch aus."
    Das neue Zentrum für Sport und Menschenrechte wird im Laufe des Jahres seine Arbeit aufnehmen. Den Vorsitz hat die ehemalige Präsidentin Irlands, Mary Robinson.