Mittwoch, 08. Mai 2024

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Überforderte Uni-Verwaltung

Mangelnde Betreuung, Professoren, die kaum ein Studierender zu Gesicht bekommt, schlechte Beratung: Das sind oft die ersten Erfahrungen, die Neuankömmlinge aus dem Ausland als erstes an deutschen Universitäten machen. Während Studierende im Grundstudium jedoch über die Probleme lediglich klagen, kommen die, die es sich leisten können und die besten Forschungsstudenten gar nicht erst nach Deutschland.

04.07.2003
    Christian Bode, Generalsekretär des Deutschen Akademischen Austauschdienstes, meint dazu:

    Man kann sagen, je höher qualifiziert die Studierenden sind, also dann im Graduiertenbereich, und im Doktorandenbereich und im Postdoktoranden-, desto härter ist die Konkurrenz und das haben uns die amerikanischen Hochschulen voraus, dass sie dafür seit langem eine intensive Tradition haben, die Besten zu fischen wo immer sie sie finden und die haben Ihren Preis.

    Dort sind die Stipendien höher, die Betreuung intensiver, dazu kommen bessere Forschungsbedingungen. Aber auch bei den Anfängern ist Deutschland nicht die erste Wahl. Oft kommen die Studierenden nur, wenn sie woanders entweder abgelehnt wurden oder die dortigen Studiengebühren nicht aufbringen. Denn noch ist das Studium in Deutschland zwar frei. Doch oft auch umsonst.

    Ich fürchte, dass die Zahl derer, die scheitern, doch nicht unbeträchtlich ist, oder, um es deutlicher zu sagen, viel höher ist, als was wir für erträglich halten, und das ist dann auch gar keine Werbung.

    Wer über ein Austauschprogramm wie "ERASMUS" kommt, kann auf mehr oder weniger engagierte Betreuer, finanzielle Absicherung und ein Quartier fürs Studium hoffen. Komplizierter dagegen ist die Lage der "free mover", die sich auf eigene Faust an deutschen Universitäten beworben haben. Maja Lapkiewicz vom Internationalen Club der Freien Universität Berlin spricht an, worüber fast alle klagen - über Orientierungslosigkeit angesichts des Selbstbedienungscharakters deutscher Unis und Hochschulen.

    Ich glaube, das diese Organisation sehr schwierig für die Studierenden ist, die vielleicht noch nicht immer dazu reif sind, selber zu entscheiden, was sie in der Zukunft machen wollen, wo sie ihre Schwerpunkte legen sollen, und die machen sehr viele Fehler. Und das sind diese Fehler, die oft dazu führen, dass sie kein Diplom bekommen.

    Aber ein Abschluss ist oft auch unmöglich, weil es Schwierigkeiten mit der Aufenthaltsgenehmigung gibt. Viele Studenten aus Osteuropa und Russland beispielsweise bekommen ihr Visum lediglich für ein Jahr. Andere, vor allem aus ärmeren Ländern, müssen aufgeben, weil sie schlichtweg kein Geld mehr haben. Und zu jobben ist auch nicht so einfach. Anna Sivakova aus Weißrussland über ihre Schwierigkeiten mit der deutschen Bürokratie:

    Es geht darum, dass die Ausländer hier eine Aufenthaltsbewilligung kriegen, wo in der Regel steht, dass sie dann 90 volle Tage pro Jahr arbeiten dürfen, es gibt aber noch eine Beschränkung, und zwar dass sie keine selbständige Erwerbstätigkeit ausüben dürfen, und das Problem ist zum Beispiel bei mir, dass ich jetzt nicht weiß, was es eigentlich ist, was dazu gehört, zu diesen selbständigen Erwerbstätigkeiten und deswegen weiß ich nicht, womit ich anfangen darf in Deutschland.

    Es geht auch anders...

    Dass ausländische Studierende nicht überall mit ihren Problemen alleingelassen werden, beweist der Preis des Auswärtigen Amts für exzellente Betreuung ausländischer Studierender an deutschen Hochschulen. In diesem Jahr gehen die mit insgesamt 15.000 Euro dotierten Preise an den Internationalen Club der Freien Universität Berlin und an das studentische Betreuungsnetzwerk "we4you".

    Geraldt Beyrodt vor der Verleihung am Freitagnachmittag mit Vertretern des DAAD und den Preisträgern gesprochen. Hören Sie das Gespräch als RealAudio-Datei.