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Überprüfen und nachfragen

Hunderttausende von Menschen engagieren sich tagtäglich in Entwicklungshilfeprojekten, Billionen von Dollar und Euro fließen seit Jahrzenten von Nord nach Süd, von West nach Ost. Doch was hat sich wirklich geändert und wann kann man Projekte erfolgreich nennen?

Von Dorothea Heintze |
    Ulm, 27. Oktober 2009. Im Rahmen einer Pressekonferenz nimmt Bärbel Dieckmann, Präsidentin der Deutschen Welthungerhilfe, einen Spendenscheck entgegen. 16.000 Euro haben Ulmer Bürger in den letzten Wochen für das Hilfsprojekt Gandhij Songha in Indien gesammelt. Spender sind heute kritischer als früher und wollen wissen, ob ihr Geld sinnvoll investiert wird. Das weiß auch Bärbel Dieckmann und geht in ihrer Dankesrede darauf ein:

    "Für die Spender und Spenderinnen, die hier einfach gespendet haben, für dieses Dorf in Indien, denen können Sie sagen, es kommt bei den Menschen an. Wir machen eine sehr genaue Evaluation, auch der Millenniumsdörfer der Projekte; es ist immer Hilfe zur Selbsthilfe."

    Geschäftsführer des Ulmer Patenschaftsvereins für Gandhij Songha ist Andrea Fardani. Wann sind seiner Meinung nach die 16.000 Euro aus Ulm erfolgreich eingesetzt?

    "Erfolg wäre, wenn mit den 16.000 Euro Menschen in Indien, in diesem Dorf befähigt werden zu sehen, dass Entwicklung möglich ist, mit dieser Hilfe eben einmal sehen: Mit mehr Ausbildung verstehe ich mehr, wie ich besser anbauen kann."

    Vier Wochen später im indischen Unionsstaat Westbengalen. Wir besuchen das kleine Dorf Kalakata mit einigen Hundert Haushalten. In der Grundschule begrüßen uns aufgeregte Erstklässler mit einem Ständchen, dann zeigen sie, wie gut sie schon Englisch können.

    Seit 2005 fördert die Welthungerhilfe im Rahmen ihrer Millenniumskampagne hier in Westbengalen insgesamt acht Dörfer. In den insgesamt vier Tagen unseres Besuches sind wir täglich in den Dörfern unterwegs. Wir wollen vor allem wissen, was sich für die Frauen in den letzten Jahren geändert hat. Jahrelange Beobachtung hat gezeigt: Nur dort, wo man Mädchen und Frauen stärkt, geht es den Familien längerfristig besser. Gut ausgebildete und gesunde Frauen werden nicht schon als Teenager schwanger, bekommen weniger und gesündere Kinder. Mit Hilfe von Kleinkrediten bauen sie ein Mini-Business auf und reinvestieren das verdiente Geld in ihre Familie und das heißt vor allem: Bildung.
    Im Schulungszentrum von Arita treffen wir auf die dörfliche Selbsthilfegruppe. An die 20 Frauen sind zusammengekommen. Am Anfang, so berichten die Frauen, waren die Männer eifersüchtig, doch mittlerweile erkennen sie den Mehrwert: Die Frauen tragen etwas zum Haushaltseinkommen bei, und das finden alle gut. Wir sind beeindruckt von diesen Frauen, die teilweise noch nie in ihrem Leben aus dem Dorf herausgekommen sind. Sie handeln sehr selbstbewusst und wo nötig, lehnen sie sich gegen überkommene Strukturen auf. Doch da wir einige Frauen häufiger allein treffen, lernen wir auch die andere Seite kennen. Beispielsweise von der 33-jährigen Mammamita Mahatou.

    Mammamita hat zwei Töchter und einen Sohn, sie sind 16, 14 und 12 Jahre alt. Ihr Mann ist Besitzer einer Reismühle, seine Familie gehört zu den wohlhabenden im Dorf. Als eine der ersten Frauen wurde sie in den Stadtrat der Distrikthauptstadt Purulia gewählt. Wir fragen nach Kinderhochzeiten, die in Indien offiziell schon seit Jahren verboten sind. Mammamita klärt uns auf:

    "Natürlich werden viele Mädchen im Dorf immer noch mit zwölf verheiratet. In diesem Alter ist die Mitgift günstiger. Warum niemand etwas dagegen tut? Was soll man schon tun? Die Polizei holen? Dann ist die Nachbarsfamilie auf immer verfemt im Dorf, und - viel schlimmer: Das Mädchen wird nie einen Mann finden. Und was bitte wäre schrecklicher für eine indische Frau als unverheiratet zu bleiben?"

    Wir haken noch mal nach. Was ist mit ihren eigenen Töchtern? Würde sie die auch als Kind verheiraten? Und wie hoch wird in ihrer Familie die Mitgift sein? Mammamita lächelt stolz:

    "Nein, nein, Mammamitas Töchter sollen die Schule zu Ende machen. Aber dann werden sie natürlich heiraten, 100.000 Rupien pro Tochter werden es wohl schon sein. Natürlich würden sie schon lange dafür sparen."

    100.000 Rupien - eine utopische Summe, angesichts dieser schreienden Armut im Dorf. Zumal Mammamita uns auch noch erzählt, dass viele Familien das Geld für die Mitgift mithilfe des Kleinkreditprogrammes der Welthungerhilfe ansparen. Also deutsche Spendengelder für die Mitgift der Tochter? Ist das wirklich sinnvoll?

    Billionen von Dollar und Euro fließen seit 60 Jahren von Nord nach Süd, von West nach Ost. Hunderttausende von Menschen engagieren sich tagtäglich in Entwicklungshilfeprojekten. Doch was hat sich wirklich geändert? Weltweit steigt die Zahl der Armen und Hungernden. Und selbst da, wo es deutliche Verbesserungen gibt, wie in diesem Dorfprojekt in Indien, da beharren die Einwohner auf ihren Gesellschafts- und Kulturtraditionen und konterkarieren die Erfolge. Berichte darüber sind Wasser auf die Mühlen der Kritiker der Entwicklungszusammenarbeit. Schon vor zwanzig Jahren schrieb die deutsche Entwicklungsexpertin Brigitte Erler ihren Bestseller "Tödliche Hilfe". Heute heißen vergleichbare Bücher "Wir retten die Welt zu Tode" von William Easterly oder noch einmal "Dead Aid", also tödliche Hilfe, von der US-Bankerin mit afrikanischen Wurzeln, Dambisa Moya. Und auch in Deutschland hört man immer wieder die Meinung, es sei sinnvoller, für soziale Projekte im eigenen Land zu spenden als für Projekte in der Dritten Welt.

    Jörg Schwieger ist beim Deutschen Evangelischen Entwicklungsdienst in Bonn verantwortlich für die Überprüfung der Sinnhaftigkeit von Hilfsprojekten, im Fachjargon Evaluation. Der 57-Jährige ist ein alter Hase und kennt den Generalverdacht gegen die Entwicklungszusammenarbeit, von ihm nur kurz EZ genannt. Er hält dagegen:

    "Wenn man sagt, nix verbessert sich, dann verkennt man einen ganz wichtigen Umstand. Es verschlechtert sich laufend an den Rahmenbedingungen etwas, gegen die die Entwicklungszusammenarbeit handeln will. Man müsste sich also erstmal fragen und untersuchen: Wie wäre es denn ohne? Meine These ist: Es wäre dramatisch noch wesentlich viel schlechter, wenn es die EZ nicht gebe. Und diejenigen, die glauben, da verändert sich gar nichts, die haben falsche Erwartungen: Die glauben nämlich, mit EZ alleine könnte man erreichen, dass samt und sonders der Hunger auf der Welt verschwindet. Und das ist eine Illusion."

    Fachleute sprechen in diesem Zusammenhang vom Gegensatz zwischen der Mikro- und der Makro-Ebene. Auf der Makro-Ebene, dem Gesamtverhältnis von Industrie zu Entwicklungsländern, mit weltweitem Hunger und Armut, verändert sich tatsächlich sehr wenig. Und dies liegt zunächst einmal ganz generell daran, dass immer zu wenig Mittel da sind. Immer wieder aufschlussreich ist der Vergleich mit den weltweiten Rüstungsausgaben: In nur einem Jahr geben die Länder weltweit den gleichen Betrag für ihre Armeen aus wie insgesamt seit über 50 Jahren für alle Transferleistungen in die Dritte Welt. In einem Essay in der Zeitschrift Internationale Politik über die "Gescheiterte Hilfe" zitiert der Journalist Bartholomäus Grill diese Zahlen und formuliert griffig:

    "Im Weltmaßstab geht es also um Peanuts."

    Der Autor berichtet ausführlich von gescheiterten Hilfsprojekten: Da wurden Schneepflüge nach Guinea transportiert, mit Spendengeldern ausgebildete Ärzte aus Ghana emigrieren nach England. Dort herrscht Ärztemangel und die jungen Afrikaner werden mit Kusshand begrüßt. Grills Fazit:

    "Die vorläufige Bilanz der Entwicklungspolitik ist desaströs."

    Doch Bartholomäus Grill, der selbst seit Jahren in Afrika lebt, weiß auch:

    "Trotz aller Kritik aber sollte man nicht vergessen, dass es Abertausende von engagierten Helfern und Projekten gibt, ohne die es in manchen Krisenregionen noch düsterer aussehen würde."

    Auf dieser Mikro-Ebene funktioniert Entwicklungshilfe eben doch - wenn vielleicht auch nicht ganz reibungslos. Aber eines ist sicher: Den Frauen in Gandhij Songha in Indien geht es heute besser als vor fünf Jahren. Und die einmal eingeleitete Bewusstseinsänderung, dass eben eine Verbesserung möglich ist, die hat sich in den Köpfen verankert und wird dort auch nicht wieder verschwinden. Doch in der öffentlichen Wahrnehmung zählt die Mikro-Ebene nicht. Keine Frage, dies ist mehr als nur ein Imageproblem. Der Politologe Reinhard Stockmann gilt in Deutschland und international als herausragender Fachmann zu diesem Thema. Er fordert Nachweise für die Wirkung von Entwicklungszusammenarbeit:

    "Ich glaube, da liegt ein Grundproblem der deutschen Entwicklungszusammenarbeit, sowohl der staatlichen als auch der von Nichtregierungsorganisationen, dass sie nicht ausreichend belegen, dass sie wirkungsvolle Arbeit machen. Das heißt, es fehlen die wissenschaftlich fundierten unabhängigen Studien, die belegen, jawohl, Entwicklungszusammenarbeit bewirkt das, was wir uns vorgestellt haben."

    An der Universität des Saarlandes leitet Reinhard Stockmann das von ihm vor sieben Jahren gegründete Centrum für Evaluation, kurz CEVAL. Evaluation ist ein viel benutzter Begriff: Schulen, Krankenhäuser, Universitäten - alles, wird heute evaluiert. Auch in Saarbrücken geht es zunächst ganz generell um das Thema, doch der Schwerpunkt liegt auf der Entwicklungspolitik. Im vergangenen Frühjahr veröffentlichte Reinhard Stockmann im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und in Kooperation mit dem Hamburgischen Weltwirtschaftsinstitut eine Studie über "Evaluation in der deutschen Entwicklungszusammenarbeit". Das Fazit der über tausendseitigen Untersuchung ist ernüchternd: Deutsche Hilfsorganisationen überprüfen zwar ihre Projekte regelmäßig. Doch: Viel zu häufig machen sie dies mit einer falschen Methodik und kommen daher zu falschen Ergebnissen.

    Wer eine Evaluation durchführen will, der braucht dafür Fachleute, sogenannte Evaluatoren. Manfred Metz ist einer dieser Experten, von denen es deutschlandweit etwa einige Hundert gibt. Viele von ihnen sind in der DEGEVAL, der Gesellschaft für Evaluation, in speziellen Arbeitskreisen organisiert. Man trifft sich auf Fortbildungen im Institut von Reinhard Stockmann, national und international auf Kongressen. Manfred Metz ist häufig dabei. Der 63-jährige Berliner ist seit über 20 Jahren im Geschäft. Er hat Volkswirtschaft studiert und ist Doktor der Agrarwissenschaft. Fast die Hälfte des Jahres ist er für die unterschiedlichsten Organisationen unterwegs, und untersucht Hilfsprojekte, meistens zum Thema Ernährungssicherheit. Evaluationen, so berichtet er, gehören längst zum Alltag in den Hilfsorganisationen, doch die Tatsache, dass sie stattfinden, heißt noch lange nicht, dass sie auch sinnvoll sind. Manfred Metz:

    "Das ist Routine, dass Entwicklungshilfemaßnahmen nach drei Jahren etwa jeweils evaluiert werden. Und dann wird ein Evaluationsteam hingeschickt und dann machen die eine Evaluierung und schreiben den Bericht, und das ist mir eben auch schon mal passiert, dass dann der Bericht genommen wurde, ja schön und gut, und wurde abgeheftet, ohne sichtbare Konsequenzen. Obwohl wir auch zu irgendwelchen Schlussfolgerungen geraten waren, damals, dass sich das und das entscheidend ändern sollte, und ist dann nix passiert."

    Die Berufsbezeichnung Evaluator ist nicht geschützt. Bis jetzt kann sich jeder so nennen, der einmal eine Evaluation durchgeführt hat. Wer sich auszeichnen will, macht Fortbildungen mit. Neben dem Saarbrücker Institut gibt es noch eine Hochschule in Bonn. Drei bis vier Wochen dauert eine durchschnittliche Evaluation, pro Tag zahlen die Organisationen ein Honorar zwischen 400 und 600 Euro. Das hört sich nach viel an, doch in der Lebensrealität eines freiberuflichen Evaluators reiht sich eben nicht ein Projekt an das nächste. Immer wieder gibt es zwischendurch Durststrecken. Wer überleben will, muss gut drin bleiben im Geschäft. Da stellt sich die Frage nach Gefälligkeitsgutachten. Das hat auch Manfred Metz beobachtet:

    "Wenn Sie ein Gutachten machen und zu sehr kritischen Ergebnissen kommen, dann ist das für Sie aufwendiger, weil, da wird ganz genau nachgefragt, natürlich, da müssen Sie jeden kritischen Aspekt erläutern. Das bringt manche der Kollegen vielleicht dazu zu sagen, nein, diesen Aufwand, den möchte ich nicht treiben, ich treibe es nicht auf die Spitze."

    Schon seit Jahren fordern internationale Organisationen wie die OECD die Deutschen auf, die Effizienz ihrer Hilfsprojekte besser zu überprüfen. Unabdingbar hierfür sei eine zentrale Steuerung der Maßnahmen. Und hier ist das Bundesministerium gefordert. Doch die Evaluationsabteilung im BMZ ist mit gerade einmal 3,5 Vollzeitstellen dieser Aufgabe in keinster Weise gewachsen. Unter der früheren Ministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul hatte es zumindest Ansätze gegeben diesen Bereich auszubauen, möglicherweise sogar eine unabhängige Evaluationsagentur ins Leben zu rufen. Doch der neue Minister Dirk Niebel setzt andere Schwerpunkte. Evaluation ist für ihn momentan kein Thema.

    Noch einmal zurück nach Indien. Auch das Projekt der Welthungerhilfe wird begleitend evaluiert. Am letzten Tag unseres Besuches sind Kollegen aus einem weiteren, 200 km entfernten Dorfprojekt angereist. Ein Workshop ist angesetzt. Es geht um die Effizienz des Monitoring-Systems. Monitoring heißt in diesem Zusammenhang so viel wie "ständige Beobachtung". Während die verschiedenen Hilfsmaßnahmen laufen, werden die Betroffenen in regelmäßigen Abständen befragt, und zwar mit standardisierten Fragebögen. Doch welche Fragen sind überflüssig, welche zielen in die falsche Richtung? Und überhaupt: Muss man so viele Fragen stellen? Würden weniger Fragen vielleicht mehr bringen? Die Partner tauschen sich aus, aufmerksam beobachtet von der deutschen Projektleiterin der Welthungerhilfe. Sie protokolliert und wird die neuen Erkenntnisse später in Bonn mit dem Leiter der dortigen Stabsstelle Evaluation besprechen.

    Mindestens 1 Prozent ihres Gesamtbudgets sollten alle deutschen Hilfsorganisationen, staatliche wie private für den Bereich Evaluation bereitstellen, fordert Reinhard Stockmann in seiner Studie. Die Realität sieht anders aus, fast immer liegt dieser Betrag im Promillebereich. Längst nicht alle Organisationen geben diese Zahlen überhaupt heraus, hat Reinhard Stockmann erfahren. Auch bei der Welthungerhilfe liegt der Anteil im Etat bei lediglich 0,5 bis 0,7 Prozent. Trotzdem erhält die Organisation in der Stockmann-Studie eine sehr gute Beurteilung. Die entsprechende Stabsstelle wird von einem ausgewiesenen Fachmann geleitet. Die Methodik ist angemessen und auf dem neuesten Stand der Technik. Alle Projektevaluationen können auf Nachfrage eingesehen werden. Besser noch wäre es, so das Team um Reinhard Stockmann, wenn alle Berichte frei im Netz verfügbar wären. Doch das praktiziert zurzeit nur das BMZ selbst. Das ist bedauerlich, denn sowohl die privaten Spender wie die Steuerzahler, mit deren Geld ja auch unzählige Hilfsprojekte der NGOs finanziert werden, sollten diese Berichte einsehen können.

    Doch es liegt nicht nur an den Hilfsorganisationen, dass das Thema Evaluation in Deutschland so stiefmütterlich behandelt wird. Auch die Spender müssen aktiv werden. Viele fordern, dass jeder Euro, den die Organisationen bekommen, eins zu eins in den Hilfsprojekten umgesetzt werden soll. Und die Verwaltungskosten sollen so gering wie möglich gehalten werden. Doch alles, was es derzeit gibt und was in der Öffentlichkeit bekannt ist, ist das Deutsche Spendensiegel. Reinhard Stockmann wendet ein:

    "Sie wissen, es gibt das deutsche Spendensiegel, aber in dem Deutschen Spendensiegel gibt es kein Bewertungskriterium, ob sich eine Organisation eigentlich um die Wirkungen ihrer Arbeit kümmert oder nicht. Das halte ich für ein ganz gravierendes Defizit. Das Spendensiegel, was wir jetzt haben, reicht nicht aus. Das greift definitiv zu kurz. Wir brauchen entweder ein neues Siegel, ein TÜV-Siegel, das aus anderen Elementen besteht, oder einen grundsätzlich anderen Ansatz."

    Tatsächlich gibt es Ansätze, neue Qualitätskriterien für Hilfsorganisationen einzuführen. Allerdings wäre es wenig sinnvoll, wenn jede Organisation nun ein anderes TÜV-Siegel vorweisen kann, genau das würde die Spender noch mehr verwirren. Gefragt ist tatsächlich eine zentrale Vergabestelle, und dies kann nach Meinung aller Experten nur durch das Bundesministerium initiiert werden. Doch da ist zurzeit nichts in Sicht.

    Die Spender in Ulm können zufrieden sein. Ihr Geld für Gandhij Songha ist gut angelegt. Doch was machen die anderen? Sie können schließlich nicht alle zu ihren Projekten hinreisen. Doch sie könnten ihr eigenes Spender-Verhalten kritischer hinterfragen und sie könnten bei ihrer Spendenorganisation anrufen und nachfragen, was und wie evaluiert wird. Denn die Spender sind es, die die Richtung vorgeben, wie Reinhard Stockmann meint:

    "Solange das funktioniert, also als PR-Strategie, dass derjenige das meiste Geld bekommt, der auf diese Art und Weise wirbt, dann funktioniert es ja. Was notwendig wäre, ist in der Tat ein Einstellungswandel bei den Spendern. Die legen die Kriterien fest, nach denen sie ihr Geld verteilen. Und wenn die sagen würden, uns interessiert viel mehr, dass ihr uns nachweisen könnt, ob ihr mit eurer Arbeit auch etwas bewirkt, dann würden die sich auch eine andere PR-Strategie ausdenken."