Archiv


Überraschende Wendung

Bisher war die Befreiung von Studiengebühren in Hamburg auf reine wirtschaftliche Notfälle beschränkt. Überraschend will Wissenschaftssenator Jörg Dräger den Hochschulen nun doch die Möglichkeit einräumen, Studierenden in besonderen Härtefällen die Studiengebühren von 500 Euro pro Semester zu erlassen. Der AStA-Hochschulreferent Torsten Hönisch sagt, an welche Fälle er denkt:

Von Werner Nording |
    "Ich denke da vor allem an Fälle von schwerer Krankheit, Pflege von Angehörigen oder wenn jemand Opfer einer Straftat geworden ist. Aber auch wenn es ein Organisationsverschulden der Uni gibt, wenn man aus Pflichtveranstaltungen rausgelost wird. Alles Fälle wo es nicht gerechtfertigt ist, dass Studiengebühren erhoben werden."

    Auch für politische Arbeit, Hochschularbeit in Gremien oder für Leistungssportler sollte es nach Meinung des AStA eine Befreiung von den Studiengebühren geben. Der Vizepräsident der Uni Hamburg, Holger Fischer, ist anderer Ansicht. Die Uni werde da eher streng verfahren, fürs ehrenamtliche Engagement wird es keine Befreiung geben.

    "Ich denke wir werden die Kriterien so gestalten, dass ausschlaggebend ist, ob man aus freien Stücken in eine Situation gekommen ist, oder ob man unverschuldet in eine solche Situation hineingekommen ist. Wenn jemand aus freien Stücken dazu gekommen ist, wäre das eher seine freie Entscheidung, das muss man nicht noch zusätzlich belohnen. "

    Fischer weist darauf hin, dass Bewerber mit einem Abischnitt von 1,3 in Hamburg keine Studiengebühren bezahlen müssten. Auch für gute Studierende soll es eine solche Regelung geben.

    "Das Gesetz sieht bereits jetzt vor, dass Studierende, die besonders herausragend sind, befreit werden können, wegen eines besonders guten Abiturs, Vordiploms und Examens. Es werden jeweils fünf Prozent befreit."

    Bei den Studierenden gibt es darauf ein unterschiedliches Echo.

    "Das würde ich ganz gut finden. Wenn sich einer sehr anstrengt, kann man auch die Studiengebühren erlassen oder zumindest einen Teil. Die guten Studierenden werden dadurch belohnt, dass sie einen guten Abschluss kriegen, die können ja keine Belohnung kriegen in Form von Geld. Hier ist das Flugblatt dazu, Elite. Ich halte nichts von Eliten und von Ungleichheit, ich halte das mit der Gleichheit der Menschen, alle sollten keine Studiengebühren bezahlen."

    "In vielen Bundesländern wird derzeit über die Befreiung von Studiengebühren nachgedacht", sagt der Vizepräsident der Uni Hamburg. Er rechne damit, dass sich das etwa bei 30 Prozent einpendeln werde.

    "In einigen Bundesländern da werden vielleicht zehn Prozent mehr befreit in anderen etwas strikter. Da werden fünf Prozent weniger befreit. Es pendelt sich aber wohl bei den Werten 25 bis 30 Prozent Befreiung ein."