Zugvögel leben gefährlich. Hochspannungsleitungen kreuzen ihre Flugrouten, traditionelle Rastplätze sind vom einen Jahr aufs nächste verbaut, und immer wieder fallen sie Greifvögeln zum Opfer. Kurz vor Afrika, auf der iberischen Halbinsel, lauert der nächste Feind am Nachthimmel: Der Riesenabendsegler, die größte Fledermaus Europas, soll Sperlingsvögel fressen. Keiner hat die Tiere je dabei beobachtet. Vermutet haben Biologen das aber schon eine ganze Weile: Vor sechs Jahren fanden spanische Wissenschaftler Federn im Fledermauskot. Ihre Theorie von der vogelfressenden Riesenfledermaus stieß in Fachkreisen allerdings auf Kritik.
"Sie haben die Federn im Kot gefunden und daraus geschlossen, dass sich die Fledermäuse von Vogelfleisch ernähren. Dieses Ergebnis wurde bereits im Jahr 2001 publiziert. Für mich war das aber nicht schlüssig. Deshalb habe ich die Veröffentlichung kritisiert. Es hätte ja auch sein können, dass die Fledermäuse einfach Federn verschluckt haben, die in der Luft herumschwebten. Und nicht unbedingt Vogelfleisch gefressen haben","
sagt Raphael Arlattez, Fledermausexperte am Zoologischen Institut in Bern. Arlattez wollte es genau wissen. Er schlug seinen spanischen Kollegen vor, Kohlenstoff-Isotope im Blut der Tiere zu untersuchen, also unterschiedlich schwere Formen des Elements. Mit dieser relativ jungen Methode lassen sich Fressgewohnheiten der Tiere analysieren. Je nach Muster der Kohlenstoffisotope lässt sich feststellen, ob sie Pflanzen, Insekten oder Wirbeltiere bevorzugen. Arlattez:
""Mit diese Technik konnten wir also zeigen: Die Riesenabendsegler ernähren sich im Sommer vor allem von Insekten. Im Frühling aber steht zusätzlich noch Vogelfleisch auf dem Speiseplan Und im Herbst wechseln sie plötzlich ganz zu den Vögeln."
Herbst und Frühling ist die Hauptreisezeit der Zugvögel. Milliarden von ihnen sind auf dem Weg zu ihren Winterquartieren in Afrika oder auf der Rückreise nach Europa. Im Herbst sind gerade die unerfahrenen Jungtiere eine leichte Beute, vermuten die Wissenschaftler. Fleischfresser sind nicht selten unter den Fledermausarten. Sie sind die Meister der Nischen. Im Laufe der Evolution haben sie sich an die unterschiedlichsten Lebensräume angepasst. Die meisten europäischen Fledermäuse mögen Insekten. Manche Arten ernähren sich von Blütenpollen und Früchten, andere von Blut. Arlattez:
"Der Riesenabendsegler ist etwas ganz besonderes. Denn bis jetzt kennen wir auf der ganzen Welt keine andere Fledermausart, die Zugvögel jagt. Wir wissen zwar: Es gibt Fledermäuse, die sich von kleinen Vögeln, Nagetieren oder Reptilien ernähren. Aber nur in den Tropen. Und sie spüren ihre Beute auch nicht mit Ultraschall auf Sie lauschen einfach, ob irgendwo etwas im Laub raschelt. Und jagen ihre Beute dann auf dem Erdboden, nicht in der Luft."
I
Der Riesenabendsegler hat eine einzigartige Nische besetzt. Er lebt nur dort im Mittelmeerraum, wo sich größere Schwärme von Zugvögeln versammeln. Und er geht nachts auf Beutefang, um Raubvögeln nicht in die Quere zu kommen. Alles spricht dafür, dass er die Singvögel in der Luft erbeutet und im Flug verspeist. Er verfügt über ein ausgefeiltes Echolotsystem und über genügend Körpermasse, um es mit Vögeln aufzunehmen. Doch über die Details der Jagd können die Forscher bislang nur spekulieren. In mehrere 100 Meter Höhe können sie der Riesenfledermaus nicht folgen. Arlattez:
"Unsere Kollegen aus Spanien versuchen zur Zeit, mit Hilfe von Radar die Fledermäuse in der Luft verfolgen. Und dann sehen, ob sie sich in der Luft den Schwärmen von Zugvögeln nähern Es wäre natürlich schön, wenn wir eine Videoaufnahme davon hätten, wie die Fledermäuse ihre Beute in der Luftfängen und fressen. Niemand weiß, wie sie das anstellen. Experimente in Gefangenschaft haben gezeigt, dass die Riesenabendsegler tatsächlich von Vögeln ernähren, wenn sie mit ihnen gefüttert werden. Wie sie das aber in der Luft machen, ist noch immer das große Geheimnis."
Fledermausforscher müssen sich also vorerst auf die Isotopenanalyse verlassen. Die könnten auch verraten, ob die Jagdmethoden des Riesenabendseglers weltweit wirklich einzigartig sind. Arlattez
"Wir können uns auch vorstellen, dass es ähnliche Fledermausarten, die Vögel im Flug jagen, auch in Zentralamerika gibt. Oder auf dem gesamten amerikanischen Kontinent. Das wissen wir im Moment nicht. Aber in den nächsten Jahren werden vielleicht mehr Forscher diese Isotopenmethode benutzen, um die Ernährungsgewohnheiten von großen Fledermäusen zu studieren, die es sie überall auf der Welt gibt."
"Sie haben die Federn im Kot gefunden und daraus geschlossen, dass sich die Fledermäuse von Vogelfleisch ernähren. Dieses Ergebnis wurde bereits im Jahr 2001 publiziert. Für mich war das aber nicht schlüssig. Deshalb habe ich die Veröffentlichung kritisiert. Es hätte ja auch sein können, dass die Fledermäuse einfach Federn verschluckt haben, die in der Luft herumschwebten. Und nicht unbedingt Vogelfleisch gefressen haben","
sagt Raphael Arlattez, Fledermausexperte am Zoologischen Institut in Bern. Arlattez wollte es genau wissen. Er schlug seinen spanischen Kollegen vor, Kohlenstoff-Isotope im Blut der Tiere zu untersuchen, also unterschiedlich schwere Formen des Elements. Mit dieser relativ jungen Methode lassen sich Fressgewohnheiten der Tiere analysieren. Je nach Muster der Kohlenstoffisotope lässt sich feststellen, ob sie Pflanzen, Insekten oder Wirbeltiere bevorzugen. Arlattez:
""Mit diese Technik konnten wir also zeigen: Die Riesenabendsegler ernähren sich im Sommer vor allem von Insekten. Im Frühling aber steht zusätzlich noch Vogelfleisch auf dem Speiseplan Und im Herbst wechseln sie plötzlich ganz zu den Vögeln."
Herbst und Frühling ist die Hauptreisezeit der Zugvögel. Milliarden von ihnen sind auf dem Weg zu ihren Winterquartieren in Afrika oder auf der Rückreise nach Europa. Im Herbst sind gerade die unerfahrenen Jungtiere eine leichte Beute, vermuten die Wissenschaftler. Fleischfresser sind nicht selten unter den Fledermausarten. Sie sind die Meister der Nischen. Im Laufe der Evolution haben sie sich an die unterschiedlichsten Lebensräume angepasst. Die meisten europäischen Fledermäuse mögen Insekten. Manche Arten ernähren sich von Blütenpollen und Früchten, andere von Blut. Arlattez:
"Der Riesenabendsegler ist etwas ganz besonderes. Denn bis jetzt kennen wir auf der ganzen Welt keine andere Fledermausart, die Zugvögel jagt. Wir wissen zwar: Es gibt Fledermäuse, die sich von kleinen Vögeln, Nagetieren oder Reptilien ernähren. Aber nur in den Tropen. Und sie spüren ihre Beute auch nicht mit Ultraschall auf Sie lauschen einfach, ob irgendwo etwas im Laub raschelt. Und jagen ihre Beute dann auf dem Erdboden, nicht in der Luft."
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Der Riesenabendsegler hat eine einzigartige Nische besetzt. Er lebt nur dort im Mittelmeerraum, wo sich größere Schwärme von Zugvögeln versammeln. Und er geht nachts auf Beutefang, um Raubvögeln nicht in die Quere zu kommen. Alles spricht dafür, dass er die Singvögel in der Luft erbeutet und im Flug verspeist. Er verfügt über ein ausgefeiltes Echolotsystem und über genügend Körpermasse, um es mit Vögeln aufzunehmen. Doch über die Details der Jagd können die Forscher bislang nur spekulieren. In mehrere 100 Meter Höhe können sie der Riesenfledermaus nicht folgen. Arlattez:
"Unsere Kollegen aus Spanien versuchen zur Zeit, mit Hilfe von Radar die Fledermäuse in der Luft verfolgen. Und dann sehen, ob sie sich in der Luft den Schwärmen von Zugvögeln nähern Es wäre natürlich schön, wenn wir eine Videoaufnahme davon hätten, wie die Fledermäuse ihre Beute in der Luftfängen und fressen. Niemand weiß, wie sie das anstellen. Experimente in Gefangenschaft haben gezeigt, dass die Riesenabendsegler tatsächlich von Vögeln ernähren, wenn sie mit ihnen gefüttert werden. Wie sie das aber in der Luft machen, ist noch immer das große Geheimnis."
Fledermausforscher müssen sich also vorerst auf die Isotopenanalyse verlassen. Die könnten auch verraten, ob die Jagdmethoden des Riesenabendseglers weltweit wirklich einzigartig sind. Arlattez
"Wir können uns auch vorstellen, dass es ähnliche Fledermausarten, die Vögel im Flug jagen, auch in Zentralamerika gibt. Oder auf dem gesamten amerikanischen Kontinent. Das wissen wir im Moment nicht. Aber in den nächsten Jahren werden vielleicht mehr Forscher diese Isotopenmethode benutzen, um die Ernährungsgewohnheiten von großen Fledermäusen zu studieren, die es sie überall auf der Welt gibt."