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Uhr im Auge

Neurologie. - Die Augen sind die Organe wohl unseres wichtigsten Sinnes. Doch neben dem Sehen erfüllen sie offenbar eine weitere Funktion, zumindest in Teilen. Bestimmte Zellen in der unteren Netzhaut spielen eine Rolle für den Biorhythmus des Körpers.

    Durch den Lichteinfall auf Zapfen und Stäbchen in der Netzhaut empfangen wir einen visuellen Eindruck von der Welt die uns umgibt. Doch abgesehen davon hat die Netzhaut offenbar noch Bedeutung für unsere biologische Uhr. Das hat zumindest Ignacio Provencio von der Uniformed Services University im US-Bundesstaat Maryland herausgefunden. "Vor einigen Jahren habe ich bereits ein neues Fotopigment in der Netzhaut, das Melanopsin. Es sitzt in den sehr seltenen Retinoganglialzellen", berichtet Provencio. Seiner Ansicht nach sind diese Zellen ideal, um die innere Uhr immer wieder zu eichen. Die Zellen funktionieren weniger wie eine Kamera als vielmehr wie ein Lichtmesser und zeigen so an, wann es Tag und wann es Nacht ist. Diese Zellen haben weitverzweigte Fortsätze, in denen sich das Melanopsin befindet. Es reagiert auf den Lichteinfall und die Zelle gibt diese Information an die Uhr im Gehirn weiter. "Vor sieben Jahren entdeckte ein Forscher von der Harvard Universität, dass auch blinde Menschen ihre innere Uhr nachstellen können", so Provencio. Diese Menschen hatten keine funktionierenden Sehzellen, ihre Retinoganglialzellen funktionieren allerdings. Tests mit blinden Mäusen und solchen Tieren, die überhaupt keine Augen hatten, haben genau diese Theorie gestützt.

    [Quelle: Kristin Raabe]