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Fußball in der Ukraine
"Interesse an Sport in Kriegszeiten ist da"

In vollen Kneipen hätten die Menschen in Kiew das Spiel der WM-Qualifikation zwischen Wales und der Ukraine geschaut, berichtet Dlf-Korrespondent Peter Sawicki. Das zeige, dass das Interesse an Sport selbst in Kriegszeiten da sei. Zum Neustart der Fußball-Ligen im August gebe es aber noch viele Fragen.

Peter Sawicki im Gespräch mit Marina Schweizer |
Menschen im Stadion schwenken ukraninische Flaggen.
Beim Benefizspiel im Borussia-Park feierten Fans aus der Ukraine ihre Mannschaft. (Federico Gambarini/dpa)
Die Ukraine wird die Fußball-WM in Katar im Winter verpassen. Die Ukrainer verloren das entscheidende Playoff-Spiel in der Qualifikation am Sonntag (05. Juni 2022) gegen Wales mit 0:1. Die Menschen in der Ukraine hätten die Nachricht "gefasst bis nüchtern" aufgenommen, sagte Osteuropa-Korrespondent Peter Sawicki im Deutschlandfunk.
Doch sogar in Kiew hätten sich Menschen in Kneipen versammelt, um das Spiel zu schauen, berichtet Sawicki. "Die Ukraine ist grundsätzlich ein sportbegeistertes Land, wenngleich der Sport in der Fernsehberichterstattung derzeit natürlich nicht die überragende Rolle spielt." In den sozialen Medien habe es nach dem Spiel dann aber Diskussionen über Nationaltrainer Oleksandr Petrakov gegeben. "Das zeigt: Das Interesse an Sport ist in Kriegszeiten schon da, wenngleich natürlich untergeordnet."
Dennoch hätte man die WM wohl auch gerne als Bühne für übergeordnete Botschaften mitgenommen, so Sawicki. "Aber aus ukrainischer Sicht ist das sicherlich kein Muss."

Fußball-Ligen sollen im August wieder starten

Im August sollen nun aber die ukrainischen Fußball-Profiligen der Männer und Frauen wieder starten, selbst, wenn noch Krieg herrschen sollte. Das gab Verbandspräsident Andrej Pawelko bekannt. "Wobei dann natürlich die entscheidende Frage ist, unter welchen Bedingungen das wirklich geschehen könnte. Ukrainische und polnische Medien spekulieren darüber, dass das zum Teil oder komplett in der Westukraine geschehen könnte, vielleicht auch zum Teil in Kiew", so Sawicki.
Eine andere Variante sei, im Ausland zu spielen. "Polen oder die Türkei werden da als Abnehmerländer genannt." Viele Fragen seien aber noch offen, so Sawicki.