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Ukraine-Krise
Klitschko lehnt Gespräche ab

Der ukrainische Oppositionspolitiker Vladimir Klitschko hat ein Gesprächsangebot des ukrainischen Präsidenten Viktor Janukowitsch zurückgewiesen. Klitschko bezeichnete Janukowitsch als Marionette Russlands.

11.12.2013
    Vitali Klitschko spricht in ein Mikrofon.
    Vitali Klitschko bei einer Protestkundgebung auf dem Unabhängigkeitsplatz. (Anatoly Maltsev / picture alliance / dpa)
    Der Profiboxer geht davon aus, dass die Proteste gegen die Regierung noch zunehmen: "Ich erwarte in den nächsten Tagen Millionen Menschen auf der Straße, mehr als je zuvor", schrieb er in einem Beitrag für die "Bild"-Zeitung. Die Demonstrationen könnten das Ausmaß der Orangenen Revolution vor neun Jahren noch übertreffen. Auch andere Oppositionspolitiker lehnten Gespräche ab: Man werde nicht verhandeln, solange Janukowitsch nicht die Regierung entlassen und sämtliche festgenommenen Demonstranten freigelassen habe.
    Die USA warnten die Ukraine unterdessen vor einem Einsatz des Militärs gegen die Demonstranten. Verteidigungsminister Chuck Hagel forderte seinen ukrainischen Amtskollegen Pawlo Lebedew auf, jegliche militärische Gewalt gegen die Protestbewegung zu unterlassen, wie ein Pentagon-Sprecher mitteilte.
    Schon zuvor hatte ein Sprecher des Weißen Hauses das Vorgehen gegen die Demonstranten verurteilt: Die Gewalt in den Straßen der Hauptstadt Kiew sei inakzeptabel für einen demokratischen Staat. Die Versammlungsfreiheit müsse gewährleistet bleiben. Das US-Außenministerium erklärte, man ziehe eine Reihe von Möglichkeiten in Betracht, darunter Sanktionen. Noch sei aber keine Entscheidung getroffen.
    Mit bunten Graffitis besprühte Barrikaden blockieren den Chreschtschatyk, die zentrale Straße in der ukrainischen Hauptstadt Kiew.
    Die Demonstranten in der ukrainischen Hauptstadt Kiew bleiben hartnäckig. (Deutschlandfunk / Sabine Adler)
    Wappnen für weiteren Polizeieinsatz
    In der Nacht zum Mittwoch hatten Sicherheitskräfte Demonstranten von den Zufahrten zum Unabhängigkeitsplatz in Kiew abgedrängt, dem Sammelort der Opposition. Nach und nach wurden Demonstranten beiseite geschoben, stellenweise kam es zu Auseinandersetzungen. Mehrere Polizisten und Regierungsgegner wurden verletzt. Ein Sturm des Rathauses blieb jedoch aus.
    Rund 5.000 Regierungsgegner wappneten sich am Mittwochabend auf dem Maidan genannten Platz für einen weiteren Polizeieinsatz. Mit Schaufeln schütteten sie Schnee zu neuen Barrikaden auf und verstärkten die Bollwerke mit Sandsäcken, Metallstangen und Ästen.
    Opposition nach Polizeieinsatz in Kiew nicht mehr zu Gesprächen bereit
    Nach Angaben der ukrainischen Präsidentenkanzlei ist Viktor Janukowitsch bereit, selbst an den Gesprächen am "Runden Tisch" teilzunehmen. Zu dem "nationalen Dialog" hat er "Vertreter aller politischen Kräfte, Priester und Vertreter der Öffentlichkeit" eingeladen. Zugleich versicherte er, die Regierung werde niemals Gewalt gegen friedliche Demonstranten anwenden.
    Die Opposition hatte Kompromisse in der politischen Krise zuvor jedoch abgelehnt. Boxweltmeister und Oppositionsführer Vitali Klitschko sagte in Kiew, Janukowitsch wolle nicht mit dem Volk sprechen und verstehe nur die Sprache der Gewalt, mit der er gegen Demonstranten vorgehe. "Mit dem, was in der vergangenen Nacht passiert ist, hat Janukowitsch den Weg zu jeder Art von Kompromissen versperrt", sagte Klitschko.
    Bundesregierung: Friedliche Demonstranten müssen geschützt werden
    In den westlichen Ländern stieß der Polizeieinsatz auf Ablehnung. US-Außenminister John Kerry erklärte, das Vorgehen sei nicht akzeptabel und diene nicht der Demokratie. Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton sagte, sie beobachte das Geschehen mit Trauer. Bundesaußenminister Guido Westerwelle appellierte an die Ukraine, die friedlichen Proteste zu schützen.
    Zwei Oppositionelle stehen auf einer aus Brettern errichteten Straßensperre vor einer Brücke im Regierungsviertel in Kiew.
    Die Opposition blockiert das Regierungsviertel mit Straßensperren. (Deutschlandradio / Sabine Adler)
    In der Ukraine streiten sich Regierung und Opposition seit Wochen darüber, ob sich das Land enger an die Europäische Union oder an Russland binden sollte. Präsident Janukowitsch hatte ein Abkommen über engere Zusammenarbeit und freien Handel mit der EU nicht unterzeichnet, nachdem Russland mit wirtschaftlichen Sanktionen gedroht hatte.