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Ultraschall stillt innere Blutungen

Medizin. - Ultraschall zählt heute in Krankenhäusern und Arztpraxen zu den Standard-Diagnoseverfahren, will man Bilder aus dem Körperinneren aufnehmen. US-Forscher arbeiten nun daran, Ultraschall auch zur Heilung von Krebs und zur Behandlung von inneren Blutungen zu verwenden. In dieser Woche stellen sie ihre Projekte auf der Tagung der Amerikanischen Gesellschaft für Akustik in Fort Lauderdale, Florida, vor.

05.12.2001
    Bündelt man den Ultraschall, so beginnt Gewebe im Fokus eines intensiven Ultraschallstrahls fast schlagartig zu kochen. Das macht sich die kleine Firma "Focus Surgery" in Indianapolis zu Nutze im Kampf gegen den Krebs, gegen Prostatatumoren. Naren Sanghvi von erklärt: "Erst macht man von der Prostata eine Ultraschall-Aufnahme, dann bündelt man denselben Ultraschallstrahl und richtet ihn auf den Tumor. Dadurch wird der Tumor sehr heiß." Gesteuert wird die Behandlung per Bildschirm, fügt Sanghvis Kollege Ralf Seip hinzu: "Der Arzt markiert den Tumor auf dem Bildschirm. Dann übernimmt der Hochintensitäts-Strahl und setzt eine Reihe von Narben, solange bis der markierte Bereich ausgefüllt ist. Innerhalb von zwei bis drei Sekunden heizt der Ultraschall das Tumorgewebe bis auf 80 Grad Celsius, um es, einfach gesagt, zu kochen und die Krebszellen abzutöten." Der Utraschall-Strahl kann genau gebündelt werden, sodass gesundes Gewebe keinen Schaden nimmt. Allerdings lässt die Hitze das Prostatagewebe anschwellen und verursacht dem Patienten zwei bis drei Tage lang Unbehagen.

    Das Stillen einer inneren Blutung will Shahram Vaezy von der Universität von Washington in Seattle mit hochintensivem Ultraschall erreichen. Heutzutage behandeln viele Ärzte innere Blutungen noch mit einer Jahrhunderte alten Methode, erklärt Vaezy: "Sie drücken oder nähen das blutende Gefäß zu. Oder sie verwenden neuere Methoden und verschließen die Wunde mit elektrischem Strom oder per Laser. Neuerdings gibt es auch blutstillende Wirkstoffe, die auf die innere Wunde gesprüht werden." Doch immer müssen die Ärzte dabei operieren. Das soll überflüssig werden, hofft Vaezy: "Wir bündeln einen hochintensiven Ultraschallstrahl genau dorthin, wo es blutet. Dadurch können wir die Blutung von außen stillen, und zwar ohne Operation." Der Ultraschallstrahl erhitzt die Blutgefäße innerhalb von Sekunden, bringt sie dadurch zum Schrumpfen und verschweißt sie regelrecht. Bislang haben die Forscher das Verfahren erfolgreich im Tierversuch getestet. Im nächsten Jahr wollen sie den ersten Versuch am Menschen wagen.

    [Quelle: Frank Grotelüschen]