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Umsatzsteigerung trotz Wirtschaftskrise

Heute gingen in Berlin 19 Organisationen vor die Presse, die sich zum zusammengetan haben. Trotz Zeiten der Wirtschaftskrise fiel ihre Bilanz für 2009 weitgehend positiv aus.

Von Dieter Nürnberger |
    Das Ergebnis für 2009 dürfte wohl selbst die Optimisten innerhalb des Forums Fairer Handel überrascht haben. Trotz der fast überall spürbaren Folgen der Wirtschafts- und Finanzmarktkrise konnte die Bilanz gesteigert werden. Und das sogar im zweistelligen Bereich. Konkret: Die deutschen Verbraucher gaben im vergangenen Jahr rund 322 Millionen Euro für fair gehandelte Produkte aus. Das sei mehr als jemals zuvor und entspricht einer Umsatzsteigerung von 21 Prozent.

    Das Forum Fairer Handel führt dies überwiegend auf das gewachsene Vertrauen der Verbraucher zurück. Aber natürlich auch auf eine erweiterte Produktvielfalt und auf mehr Verkaufsstellen in Deutschland. Auch Supermärkte und Discounter sind ja inzwischen darunter. Antje Edler ist Koordinatorin beim Forum Fairer Handel.

    "Zum einen tatsächlich immer wieder eine Ausweitung von fair gehandelten Produkten. Das Angebot hier wird immer breiter. Vor allem treffen die Verbraucher auch an immer mehr Stellen fair gehandelte Produkte an. Die Klassiker kennen ja alle – das ist Kaffee und Tee, Zucker und Schokolade. Daneben gibt es aber auch Trockenfrüchte und Honig. Recht neu sind Blumen und was erfolgreich anläuft, das sind Fairtrade-gesiegelte Baumwolle und die Textilien."

    Der Marktanteil fair gehandelter Produkte ist – trotz dieses ungewohnt hohen Wachstums beim Umsatz – allerdings weiterhin eher gering. Je nach Produkt liege man im Durchschnitt zwischen einem und zwei Prozent Marktanteil. Immerhin konnte rund 1,2 Millionen Kleinbauern in aller Welt aber durch die Praxis des Verkaufs fair gehandelter Produkte ein Einkommen über dem Durchschnitt garantiert werden. Werden die Familien der Bauern hinzugerechnet, dann dürfte es sich insgesamt um rund 5 bis 6 Millionen Menschen handeln, die davon profitieren.

    Die "richtige Verwendung des Geldes" sei das Hauptargument der Verbraucher, solche Produkte zu kaufen. Und dafür stehe auch das Fairtrade-Siegel, sagt Volkmar Lübke, zuständig für die Marktforschung.

    "Es gibt, das muss man zugeben, inzwischen eine Menge Siegel, die auch so etwas wie fair signalisieren. Problematisch ist, dass dieser Begriff nicht gesetzlich geschützt ist. Verbraucher sollten vor allem darauf achten, dass die fairen Priese, diese Mindestpreise, auch garantiert werden. Wenn der Weltmarktpreis einmal höher ist, dann wird trotzdem der Fairtrade-Aufschlag gezahlt. Zudem: Es wird auch für Bioqualität oder die Umstellung auf diese Produkte ein Biozuschlag gezahlt. Die Kleinbauern werden somit davor bewahrt, in die Armut abzufallen. Oder auch Produkte anzubauen, von denen wir nicht begeistert sind."

    Dennoch gab und gibt es auch Kritik an der Verlässlichkeit des Fairtrade-Siegels. Erst vor wenigen Tagen hatte die Stiftung Warentest herausgefunden, dass auch dieses Siegel an Grenzen stoße. Eine vollständige Abbildung und Überprüfbarkeit der gesamten Produktionskette – in diesem Fall ging es um Textilien – sei nicht gewährleistet. Dazu Volkmar Lübke.

    "Dieses Siegel für Textilien bezieht sich in der Tat zunächst auf die Baumwolle. Wenn es gekauft wird, dann wird signalisiert, dass es sich immer um den Rohstoff handelt. Also nicht um weitere Produktionsstätten. Aber wir arbeiten daran, es könnte in zwei oder drei Jahren der Fall sein, dass die gesamte Kette abgedeckt wird. Aber derzeit ist dies noch nicht möglich."

    Erfreulich für den fairen Handel, auch das zeigt die Bilanz 2009, das Vertrauen in gesiegelte Produkte ist unabhängig vom Einkommen recht hoch. In den oberen Einkommensschichten liegt es bei 48 Prozent, in den unteren immerhin noch bei 37 Prozent.

    Und ein möglicher Schritt das Umsatzwachstum weiter zu steigern, ist die Faire Woche, die auch in diesem Jahr wieder im September stattfindet. Es wird über 1.000 Veranstaltungen geben – ganz unterschiedlicher Art – beispielsweise Verkostungsaktionen in Supermärkten oder auch Kochwettbewerbe.