Sie sind zusammengekommen, um zu reden und zu verhandeln - über ein Ritual, das regelmäßig Leben kostet. Rund 30 Männer haben Holzbänke nach draußen gestellt, in den Schatten eines Hauses in Gugulethu, einer Township am Rande von Kapstadt. Die Gruppe ist zweigeteilt - räumlich und inhaltlich. Auf der einen Seite sitzen traditionelle Führer der Region und auf der anderen Seite Vertreter der Kirchen und Mitglieder von Menschenrechtsorganisationen. Unter ihnen ist auch Leo Mbombi von der Organisation Sonke Gender Justice Network.
"Ich wurde auf die traditionelle Art und Weise beschnitten. Ich habe damit gar kein Problem. Es ist Teil meiner Kultur, deshalb respektiere ich das. Allerdings bin ich auch ein Aktivist, der sich Gedanken macht um HIV/Aids und die gesundheitliche Verfassung von Männern. Ich fühle mich deshalb dazu verpflichtet, nach einer innovativen Lösung für die Probleme zu suchen."
Es ist eine alte Tradition, die vor allem von den beiden großen Volksgruppen den Xhosas und den Ndebele praktiziert wird. Mit der Bescheidung wird der Junge zum Mann. Und nur wer traditionell beschnitten wurde, gilt in ihrer Kultur als echter Mann. Die Beschneidung bestimmt den Platz in der Gesellschaft. Die, die nicht beschnitten wurden, sind Hohn und Spott ausgesetzt. Tausende Jungen besuchen deshalb jedes Jahr sogenannte Initiationsschulen. Dort führen traditionelle Führer die Bescheidung durch, ohne Betäubung. Die Jungen dürfen danach für 8 Tage keine Flüssigkeit zu sich nehmen. In den vergangenen Jahren sind Hunderte Jungen in solchen Schulen gestorben, erzählt Reverend Gidi vom Südafrikanischen Kirchenrat:
"Wir haben es hier mit einem schwerwiegenden Thema zu tun. Ein Thema, das eine kulturelle, eine religiöse und auch eine medizinische Dynamik hat. Es sterben Menschen. Es kann nicht sein, dass Jungen in diese Schulen gehen, und wir nicht wissen, wie es ihnen gesundheitlich geht. Sie wurden vorher nicht untersucht. Keiner weiß, ob sie vielleicht Diabetes haben und oder irgendwelche anderen Krankheiten."
Bis zu 5 Wochen verbringen die Jungen in den Initiationsschulen, ohne Kontakt zur Außenwelt, so besagt es die Tradition. Dort werden sie nicht nur beschnitten, sie werden auch vorbereitet auf ihre Rolle als Mann in der Gesellschaft. Das Problem in Südafrika sind die selbst ernannten Beschneider. Männer, die hoffen mit Initiationsschulen leichtes Geld zu machen, und die nicht das nötige medizinische Wissen mitbringen.
Prince Kote ist der Vorsitzende der traditionellen Führer in der Provinz Westkap und verurteilt diese, wie er sie nennt, Pfuscher. Kote ist zu der Diskussionsveranstaltung gekommen, weil er findet, dass sein Stand und der Ritus unter einen Generalverdacht gestellt werden:
"Wir können unsere Traditionen nicht einfach ändern, wir müssen einer Routine folgen. Das wäre sonst eine Bedrohung unserer Kultur. Schon unsere Vorfahren haben das so gemacht und uns überliefert. Es geht darum, zu lernen ein Mann zu sein. Das können wir nicht einfach so ändern."
Der Druck auf die traditionellen Führer hat in den vergangenen Jahren angesichts der jährlich wiederkehrenden Negativschlagzeilen zugenommen. Im Juni, Juli und im November und Dezember, dann wenn Ferien sind, ziehen die Jungen in die Initiationsschulen. Immer dann ist in den Zeitungen von Verstümmelungen, Infektionen und Amputationen zu lesen. Dazu kommt, dass die Regierung seit 2010 sich für die medizinische Beschneidung in Kliniken starkmacht. Sie ist Teil der nationalen Strategie im Kampf gegen Aids. Durch eine Beschneidung sinkt die Chance sich mit Aids anzustecken um bis zu 60 Prozent, so eine Studie. Allein in den vergangenen beiden Jahren haben sich in Südafrika deshalb mehr als 100.000 Männer beschneiden lassen - von einem Arzt und samt lokaler Betäubung.
Eric ist traditioneller Führer und Inspektor von Initiationsschulen. Er verweist darauf, dass sich in den vergangenen Jahren viel getan hat in Sachen traditionelle Beschneidung:
"Die traditionellen Führer haben früher ein Messer für zehn Jungs benutzt. Die Messer waren auch nicht sterilisiert, um Krankheiten zu verhindern. Heute ist das anders. Wir werben dafür, dass sie sterilisierte Instrumente nehmen. Es ist ja auch nicht in unserem Interesse, dass jemand stirbt. Die Regierung hat uns diesbezüglich aufgeklärt."
Mehr als zwei Stunden haben die traditionellen Führer, Kirchenvertreter und Mitglieder von Menschenrechtsorganisationen miteinander diskutiert, und sich auf zwei Dinge geeinigt: Sie wollen den Dialog fortsetzen, angesichts der problematischen Lage. Außerdem sollen die Jungen künftig nur in die Initiationsschulen aufgenommen werden, wenn sie die schriftliche Erlaubnis ihrer Eltern vorweisen können und auf Aids getestet wurden. Hinzukommt die Bescheinigung eines Arztes, für den Fall, dass sie Medikamente nehmen müssen. Bislang war es den Jungen untersagt, während ihres Aufenthalts in den Schulen Medikament einzunehmen.
Für Patrick Gondana von der Organisation Sonke Gender Network sind all diese Schritte in die richtige Richtung. Um die Jungen hundertprozentig zu schützen, seien allerdings weitere Schritte nötig:
"Wir sind uns darüber im Klaren, dass die Bevölkerung die traditionelle Beschneidung bevorzugt. Wir machen uns deshalb für einen Kompromiss stark. Wir wollen, dass die medizinische Beschneidung Teil der Initiationsschulen wird. Es geht uns darum, unsere Tradition so zu gestalten, dass sie nicht gesundheitsgefährdend ist. Die Menschen glauben daran, wir wollen ihnen das nicht nehmen. Wir wollen das Ganze nur sicherer machen."
"Ich wurde auf die traditionelle Art und Weise beschnitten. Ich habe damit gar kein Problem. Es ist Teil meiner Kultur, deshalb respektiere ich das. Allerdings bin ich auch ein Aktivist, der sich Gedanken macht um HIV/Aids und die gesundheitliche Verfassung von Männern. Ich fühle mich deshalb dazu verpflichtet, nach einer innovativen Lösung für die Probleme zu suchen."
Es ist eine alte Tradition, die vor allem von den beiden großen Volksgruppen den Xhosas und den Ndebele praktiziert wird. Mit der Bescheidung wird der Junge zum Mann. Und nur wer traditionell beschnitten wurde, gilt in ihrer Kultur als echter Mann. Die Beschneidung bestimmt den Platz in der Gesellschaft. Die, die nicht beschnitten wurden, sind Hohn und Spott ausgesetzt. Tausende Jungen besuchen deshalb jedes Jahr sogenannte Initiationsschulen. Dort führen traditionelle Führer die Bescheidung durch, ohne Betäubung. Die Jungen dürfen danach für 8 Tage keine Flüssigkeit zu sich nehmen. In den vergangenen Jahren sind Hunderte Jungen in solchen Schulen gestorben, erzählt Reverend Gidi vom Südafrikanischen Kirchenrat:
"Wir haben es hier mit einem schwerwiegenden Thema zu tun. Ein Thema, das eine kulturelle, eine religiöse und auch eine medizinische Dynamik hat. Es sterben Menschen. Es kann nicht sein, dass Jungen in diese Schulen gehen, und wir nicht wissen, wie es ihnen gesundheitlich geht. Sie wurden vorher nicht untersucht. Keiner weiß, ob sie vielleicht Diabetes haben und oder irgendwelche anderen Krankheiten."
Bis zu 5 Wochen verbringen die Jungen in den Initiationsschulen, ohne Kontakt zur Außenwelt, so besagt es die Tradition. Dort werden sie nicht nur beschnitten, sie werden auch vorbereitet auf ihre Rolle als Mann in der Gesellschaft. Das Problem in Südafrika sind die selbst ernannten Beschneider. Männer, die hoffen mit Initiationsschulen leichtes Geld zu machen, und die nicht das nötige medizinische Wissen mitbringen.
Prince Kote ist der Vorsitzende der traditionellen Führer in der Provinz Westkap und verurteilt diese, wie er sie nennt, Pfuscher. Kote ist zu der Diskussionsveranstaltung gekommen, weil er findet, dass sein Stand und der Ritus unter einen Generalverdacht gestellt werden:
"Wir können unsere Traditionen nicht einfach ändern, wir müssen einer Routine folgen. Das wäre sonst eine Bedrohung unserer Kultur. Schon unsere Vorfahren haben das so gemacht und uns überliefert. Es geht darum, zu lernen ein Mann zu sein. Das können wir nicht einfach so ändern."
Der Druck auf die traditionellen Führer hat in den vergangenen Jahren angesichts der jährlich wiederkehrenden Negativschlagzeilen zugenommen. Im Juni, Juli und im November und Dezember, dann wenn Ferien sind, ziehen die Jungen in die Initiationsschulen. Immer dann ist in den Zeitungen von Verstümmelungen, Infektionen und Amputationen zu lesen. Dazu kommt, dass die Regierung seit 2010 sich für die medizinische Beschneidung in Kliniken starkmacht. Sie ist Teil der nationalen Strategie im Kampf gegen Aids. Durch eine Beschneidung sinkt die Chance sich mit Aids anzustecken um bis zu 60 Prozent, so eine Studie. Allein in den vergangenen beiden Jahren haben sich in Südafrika deshalb mehr als 100.000 Männer beschneiden lassen - von einem Arzt und samt lokaler Betäubung.
Eric ist traditioneller Führer und Inspektor von Initiationsschulen. Er verweist darauf, dass sich in den vergangenen Jahren viel getan hat in Sachen traditionelle Beschneidung:
"Die traditionellen Führer haben früher ein Messer für zehn Jungs benutzt. Die Messer waren auch nicht sterilisiert, um Krankheiten zu verhindern. Heute ist das anders. Wir werben dafür, dass sie sterilisierte Instrumente nehmen. Es ist ja auch nicht in unserem Interesse, dass jemand stirbt. Die Regierung hat uns diesbezüglich aufgeklärt."
Mehr als zwei Stunden haben die traditionellen Führer, Kirchenvertreter und Mitglieder von Menschenrechtsorganisationen miteinander diskutiert, und sich auf zwei Dinge geeinigt: Sie wollen den Dialog fortsetzen, angesichts der problematischen Lage. Außerdem sollen die Jungen künftig nur in die Initiationsschulen aufgenommen werden, wenn sie die schriftliche Erlaubnis ihrer Eltern vorweisen können und auf Aids getestet wurden. Hinzukommt die Bescheinigung eines Arztes, für den Fall, dass sie Medikamente nehmen müssen. Bislang war es den Jungen untersagt, während ihres Aufenthalts in den Schulen Medikament einzunehmen.
Für Patrick Gondana von der Organisation Sonke Gender Network sind all diese Schritte in die richtige Richtung. Um die Jungen hundertprozentig zu schützen, seien allerdings weitere Schritte nötig:
"Wir sind uns darüber im Klaren, dass die Bevölkerung die traditionelle Beschneidung bevorzugt. Wir machen uns deshalb für einen Kompromiss stark. Wir wollen, dass die medizinische Beschneidung Teil der Initiationsschulen wird. Es geht uns darum, unsere Tradition so zu gestalten, dass sie nicht gesundheitsgefährdend ist. Die Menschen glauben daran, wir wollen ihnen das nicht nehmen. Wir wollen das Ganze nur sicherer machen."