Archiv


Umweltbranche auf der Überholspur

Umweltschutz kostet nicht nur, er bringt auch etwas ein - und zwar neben sauberer Luft, klarem Wasser und gesunden Böden auch Geld und Arbeitsplätze. Die Umwelttechnikbranche ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gewachsen. Bei einer Konferenz der Zeitschrift "Wirtschaftswoche" in Berlin geht es um künftige Marktchancen für die Hersteller von Kraftwerken mit erneuerbaren Energien, von Filtern und ähnlichen Produkten.

Von Philip Banse |
    Die Zahl der Beschäftigten in der deutschen Umweltindustrie ist in den letzten Jahren stetig gestiegen und liegt derzeit bei gut 200.000. Die 'Öko-Branche' setzte vergangenes Jahr 20 Mrd. Euro um. In den Bereichen Windkraft und Solar wird deutschen Unternehmen eine Technologie- und Innovationsführerschaft zugeschrieben. Einige Segmente exportieren 75 Prozent ihrer Produkte ins weltweite Ausland. Dieses Wachstum wird nach Ansicht von Umweltstaatssekretär Matthias Machnig anhalten. Denn: Deutschland, die EU und - wenn in Bali alles klappt - auch die Weltgemeinschaft verfolgen ehrgeizige ökologische Ziele, um den Klimawandel aufzuhalten. Diese Vorgaben stellen für die deutsche Wirtschaft eine enorme Chance dar, sagte Machnig.

    " Wir haben heute ein Weltmarktvolumen grüner Technologien von etwa 1000 Milliarden. Dieses wird sich bis zum Jahre 2020 auf über 2000 Milliarden Euro steigern. Deutschland wird im Jahr 2025 20 Prozent seines Bruttoinlandsproduktes aus grünen Technologien erwirtschaften. Und deswegen brauchen wir eine strategische Forschungspolitik in dem Sektor und wir arbeiten daran mit dem Forschungsministerium Umwelt-Technik- Masterplan auf den Weg zu bringen. "

    Es sei mehr Forschung nötig, mehr Investitionen in Entwicklung. Denn bis heute existiere die Technik noch gar nicht, um das Ziel der Bundesregierung zu erreichen, nämlich die weltweiten Klimagasemissionen in den Industrieländern bis 2050 um bis zu 80 Prozent zu senken. Machnig skizzierte seine Pläne, um neue Techniken zu fördern und die deutsche Wirtschaft zu stärken. Der Emissionshandel werde den Innovationsdruck auf die Wirtschaft weiter erhöhen. Außerdem sei das Erneuerbare Energiengesetz (EEG) ein Erfolg. Mit diesem Gesetz werden Produzenten regenerativer Energien feste Preise garantiert.

    " Was dazu beigetragen hat, dass Deutschland heute im Bereich der erneuerbaren Energien die führende Nation der Welt ist. "

    Dass gesetzliche Vorgaben wie das EEG für Innovation und Arbeitsplätze gesorgt haben, bestätigt Günter Döhren von der Bielefelder Firma Schüco, die Fenster, Türen und Fassaden herstellt sowie Solartechnik vertreibt.

    " Nehmen wir mal den Bereich Photovoltaik, Stromerzeugung aus Sonnenlicht. Diese Einspeisvergütung des EEG hat enorm dazu beigetragen, dass der Markt sich so gut entwickelt hat und Deutschland diese führende Rolle in der Welt hat. "

    Angetrieben durch politische Vorgaben, habe Schüco Produkte entwickelt, die heute Exportschlager sind und Jobs schaffen.

    " Deswegen müssen wir darüber nachdenken, ob es solche Markteinführungsprogramme nicht auch für andere Bereiche gibt, etwa im Mobilitätssektor für die Brennstoffzelle und ähnliches. "

    So Umweltstaatsekretär Matthias Machnig. Deutschland müsse weiterhin bei zentralen Klima-Technologien führend sein, sagte der wichtigste Mann von Umweltminister Gabriel und bekannte sich zur Kohle und zur umstrittenen Technik CCS. Damit soll CO2 aus Kohlekraftwerken im Erdboden gespeichert werden. Kritiker sagen, das verlängere nur die Lebenszeit des Klimakillers Kohle, außerdem sei die Technik nicht ausgereift. Matthias Machnig entgegnet: Diese Co2-Speichertechnik sei eine Übergangslösung, aber eine enorm wichtige Übergangslösung, bei der Deutschland nicht fehlen dürfe:

    " Wir wollen Kohle nutzen. Denn was immer wir tun werden in Deutschland, eines ist völlig klar: Andere Länder wie China, die USA werden weiterhin Kohle nutzen. Global werden wir unsere CO2-Ziele nur dann erreichen, wenn Kohlenutzung spätestens ab 2015, 2020 mit dieser CCS-Technologie verknüpft wird. "

    Machnig lobt den in Bali beschlossenen Transferfond, mit dem Umwelttechnologien in Schwellen- und Entwicklungsländer gebracht werden sollen. Dieser Fond sei zwar noch etwas "schwachbrüstig" ausgestattet. Langfristig bedeute dieser Mechanismus aber sehr gute Chancen - auch für die deutsche Umwelt-Industrie.