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Umweltschonende Autos

"Nicht sonderlich innovativ" - so nannte Wirtschaftsminister Clement den Partikelfilter für Dieselfahrzeuge gestern im wiederaufgeflammten Streit um den Ruß. Unbestreitbar ist aber: Die Filter tun ihre Arbeit, und sie tun sie gut. Viele umweltfreundliche Wagen fahren schon jetzt damit. Welche das sind, das steht in der Auto-Umweltliste, die der Verkehrsclub Deutschland alljährlich herausgibt. Darin werden die Autos vom ökologischen Standpunkt her beurteilt. Die Liste für 2004/2005 ist gerade erschienen. Heute wurde sie in Berlin vorgestellt.

Von Dieter Nürnberger |
    Es ist inzwischen die 15. Auto-Umweltliste, die der VCD vorlegt. Und 300 Modelle wurden bewertet – nach Kriterien wie Verbrauch, Schadstoffemissionen und auch Lärmerzeugung. Wobei letztendlich nicht einmal die Frage im Vordergrund stand, mit welchem Antrieb ein Auto fährt, sondern eben die genannten Umwelteigenschaften. Auffällig ist aber schon, dass sich bei den Testsiegern die Hybridtechnik, das ist der Antrieb mit einem Elektromotor, oder eben auch die Erdgastechnik am erfolgreichsten in diesem Jahr durchgesetzt haben. Der VCD hat die Listen auch noch mal unterteilt – in Wagen der Kompaktklasse oder auch größere Familienautos. Generell aber heißt in diesem Jahr der Testsieger "Toyota Prius". Gerd Lottsiegen, der Autoexperte des VCD über die Vorteile der Nummer eins.

    Der Strom für den Elektromotor wird an Bord produziert. Man ist also nicht irgendwo auf eine Steckdose angewiesen. Entweder über den Benzinmotor oder über die Nutzung der Schwungenergie. Wenn der Fahrer also kein Gas gibt, wird die Batterie geladen. Der Bordcomputer überwacht ständig den Ladevorgang der Batterie und steuert so den Einsatz der beiden Motoren. Der Elektroantrieb kommt immer beim Anfahren zum Einsatz, weil er im niederen Geschwindigkeitsbereich über eine effizientere Energiebeschleunigung verfügt als ein Ottomotor.

    In der Kompaktklasse heißt der Gewinner "Honda Civic IMA" und bei den Mini-Vans hat der "Opel Zafira 1.6 CNG" die Nase vorn. Wie gesagt - 300 Modelle wurden untersucht - und aus Sicht des Umweltverbandes ist gerade der Verkehrsbereich in den vergangenen Jahren wieder zu einem Problem geworden. Die Schadstoffemissionen nehmen hier wieder zu, während andere Verursacher wie beispielsweise die Industrie doch Erfolge aufweisen können. Somit ist natürlich eine solche Auto-Umweltliste vor dem Hintergrund des derzeitigen Klimawandels und den damit verbundenen negativen Folgen zu sehen. Mit einem Vorurteil wollte man deshalb auch heute aufräumen, dass nämlich diese umweltfreundlichen Mobile teurer sein als die Konkurrenz.

    Insgesamt kosten sechs Fahrzeuge in den Top Ten unserer Liste weniger als 12.000 Euro. Zwei kosten sogar weniger als 10.000 Euro. Beim "Prius" ist klar: die Technik hat ihren Preis – 23.900 Euro. Allerdings muss man den "Prius" eben mit vergleichbaren Modellen bewerten, mit einem ähnlich ausgestatteten PKW seiner Klasse vergleichen. Beim Fahrkomfort, beim Platzangebot ist der "Prius" mindestens mit einem "3er BMW" vergleichbar. Der BMW hat beispielsweise eine schlechtere Beschleunigung, aber eine größere Höchstgeschwindigkeit.

    Und vor dem Hintergrund der derzeitigen Diskussionen bleibt der Verkehrsclub Deutschland auch bei seiner Empfehlung, auf jeden Fall nur Dieselfahrzeuge mit Rußpartikelfilter zu kaufen. Auch wenn die staatliche Förderung noch nicht endgültig unter Dach und Fach sei. Verbunden ist dieser Rat auch wieder mit Kritik an den deutschen Herstellern. Mit deren Umweltbewusstsein sei es nicht so weit her, sagt Gerd Lottsiepen.

    Aber bei 300 Testautos gibt es natürlich auch deutsche Fabrikate, die das Wohlwollen des VCD finden - Autos, auch vom so oft kritisierten VW-Konzern, die für umweltbewusste Fahrer akzeptabel sind. Dazu gehört der "VW Lupo" oder auch Varianten des "Polo" oder des Modells "Golf". Übrigens gibt es viele Möglichkeiten, auch anders zu sparen – allein durch das Fahrverhalten oder auch die Bereifung sind Verbrauchs- und Schadstoffverminderungen von bis zu 30 Prozent möglich. Beim Neukauf allerdings hofft der VCD, dass diese Umweltliste 2004 zur Pflichtlektüre vieler Autofahrer werden wird.