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Umweltschutz als Arbeitsplatz - neue Umwelttechnik-Berufe

Der Umweltbereich ist, nach Angaben der Bundesanstalt für Arbeit, einer der wenigen Wirtschaftsbereiche in Deutschland, in denen die Beschäftigung in den vergangenen Jahren zugenommen hat. Wobei dieser Arbeitsmarkt in ganz besonderem Maße abhängig ist von politischen Entscheidungen. Bei neuen gesetzlichen Vorgaben steigt natürlich auch die Nachfrage nach entsprechenden Fachkräften.

von: Jan-Uwe Stahr |
    Der Umweltbereich ist, nach Angaben der Bundesanstalt für Arbeit, einer der wenigen Wirtschaftsbereiche in Deutschland, in denen die Beschäftigung in den vergangenen Jahren zugenommen hat. Wobei dieser Arbeitsmarkt in ganz besonderem Maße abhängig ist von politischen Entscheidungen. Bei neuen gesetzlichen Vorgaben steigt natürlich auch die Nachfrage nach entsprechenden Fachkräften.

    So auch im Wassersektor. Die immer ausgefeilteren Techniken zur Trinkwasseraufbereitung und Abwasserbehandlung beispielsweise erfordern neue spezialisierte Qualifikationen. Deshalb hat das Bundesinstitut für Berufsbildung zusammen mit der Wirtschaft in diesem Bereich drei neue Berufe geschaffen. Jan-Uwe Stahr stellt die neuen Tätigkeiten vor.

    Das ist die Rechenanlage, damit werden erstmal die Grobstoffe, wie Zeitungspapier, alles mögliche, was halt ins Klo geschmissen wird, im Kanal vorkommt, rausgefiltert.

    Jens Giebert trägt eine blaue Arbeitshose und Sicherheitsschuhe. Er ist Auszubildender im Klärwerk der Berliner Wasserbetriebe. Rund 160.000 Kubikmeter Hauptstadtabwässer pro Tag werden hier aufbereitet. "Fachkraft für Abwassertechnik" heisst der Beruf von Azubi Giebert seit dem ersten September dieses Jahres.

    Wenn trübe Abwasserbrühe in sauberes Wasser zurück verwandelt werden soll, ist die Fachkraft für Abwassertechnik gefragt. Proben-Entnahme aus den verschiedenen Klärstufen und ihre Untersuchung im Labor gehört ebenso zur alltäglichen Arbeit wie die Überwachung der Klärwerksanlagen am Computer der Leitwarte und Kontrollgänge in unterirdischen Abwasserkanälen. Zukünftiges Einsatzgebiet der Fachkräfte für Abwassertechnik sind kommunale und industrielle Kläranlagen. Wer glaubt, dass der neue Umwelttechnik-Beruf vielleicht etwas anrüchig sei, der irrt, sagt Hubert Hollschewski, Ausbilder bei den Berliner Wasserbetrieben.

    Viele denken ja, wir würden in den Fäkalien der Bürger umrühren und dann hätten wir nachher ein sauberes Abwasser, das ist natürlich nicht der Fall. Wir haben in den Klärwerken richtig Hightech. Das heißt auch die Klärwerke werden bedient, zum größten Teil per Mausklick. Wir beobachten diese Prozesse und nur dann, wenn es irgendwo kleinere Störungen gibt, dann sind wir vor Ort präsent. Und es ist längst nicht mehr so, dass es eklig wäre.

    Einen Realschulabschluss erwartet Ausbilder Hollschewski von den Berufsanwärtern. Dazu ein gutes Verständnis für Chemie, Biologie und Technik. Garantiert nur frisches Wasser steht im Mittelpunkt des zweiten neuen Berufsbildes, bei der "Fachkraft für Wasserversorgungstechnik". Auch hier ist die Elektrotechnik neu hinzugekommen. Ansonsten lernen die Auszubildenden alles über Trinkwasseraufbereitung mittels modernster Technologie und die zuverlässige Verteilung des Wassers durch die Rohrnetze..

    Natürlich muss man so ein Wasserwerk auch optimal fahren. Das heißt, mit Energie gut haushalten, mit Materialien gut haushalten. Und all die Prozesse, die dazu gehören, die müssen natürlich von einem Fachmann bedient werden, so dass wir praktisch immer optimale Werte im Auge haben.

    Körperlich schwere Arbeiten fallen bei der Wassertechnik ebenso wie bei der Abwassertechnik heute kaum noch an. Weshalb junge Männer und Frauen für beide Berufe gleichermaßen geeignet sind. Technisches Verständnis, Abstraktionsvermögen und einen Realschulabschluß sollten auch die angehenden Fachkräfte für Wassertechnik mitbringen. Und dazu die Bereitschaft, manchmal auch nachts zu arbeiten, zum Beispiel weil eine Rohrbruch schnell repariert werden muss.

    Der Spülwagen der arbeitet mit einem Druck von ungefähr von 100 bar. Und das kommt aus Düsen, die haben einen Durchmesser von ungefähr 0,1 Millimeter. Da kann man sich schon vorstellen, was da für Gewalten hinter stecken.

    Hochdruck-Rohrreinigung: Was bei Jens Giebert noch mit zur Ausbildung zum Ver- und Entsorger gehörte, ist jetzt ein Schwerpunkt des dritten neuen Umwelttechnik-Berufes: "Der Fachkraft für Rohr-, Kanal- und Industrieservice".

    Was sich dort geändert hat - im Kanalbetrieb insgesamt - ist, dass eine Vielzahl von neuer Technik hinzugekommen ist. Man kann es auch beobachten im Straßenbild sieht man es öfters: Spülwagen, man sieht Saugwagen, die mit sehr hohem Druck Rohre und Kanäle sauber machen kann und auch warten kann und diese Technik ist also relativ schwierig. Das haben also vorher mehrere andere verschiedene Berufe durchgeführt. Jetzt möchte man eine Person ausbilden, die im Grunde genommen alles kann, was im Kanal anfällt. Das beginnt dann mit der Kamerafahrt durch den Kanal bis hin zur Instandhaltung und auch zur Wartung dieser Anlagen.

    Der Bedarf an Fachkräften für Rohr- Kanal und Industrieservice ist groß, sagt Ausbilder Hollschewski. Nicht nur öffentliche Abwassersysteme müssen überprüft, gepflegt und ausgebessert werden, auch die von Industrie und privaten Haushalten. Hauptsächlich sind es kleine und mittlere Unternehmen, die diese Service- Aufgaben übernehmen. Ein Beruf für Leute, die auch schwere Arbeit nicht scheuen.

    Sie müssen nicht körperlich schwer arbeiten, aber hin und wieder gibts auch mal eine Bewegung, die ein bißchen schwerer sein kann. Und man muß natürlich in den Kanal einsteigen und muß fit sein. Also man sollte vom Körper her schon gesund sein. Und auch hier ist es wichtig einen technischen Sachverstand zu haben, also ein gutes abstraktes Denkvermögen zu haben. So dass man diese technischen Prozesse auch gut verstehen kann. Und der Rest ergibt sich dann selbst hier in der Ausbildung. Wer Interesse und Lust hat und einen guten Realschulabschluß, der - denke ich - wird hier auch gute Chancen haben in dem Beruf.

    Wo die neuen Berufe angeboten werden, erfährt man am besten bei der örtlichen Industrie- und Handelskammer oder bei der Berufsberatung der Arbeitsämter.