Burkhard Müller-Ulrich: Der erste US-Botschafter kam im Jahr 1785 nach London und hieß John Adams. Später wurde er sogar Präsident der Vereinigten Staaten. John Adams wohnte am Grosvenor Square im vornehmen Stadtteil Mayfair, und dort befindet sich die amerikanische Botschaft noch heute. Wenn auch nicht mehr ganz genau am selben Fleck, denn mittlerweile handelt es sich um ein neunstöckiges Gebäude, das die ganze Westseite des Platzes einnimmt, ein Riesenbauwerk, das seit 1960 zur Londoner Stadtgeschichte gehört. Aber bald nicht mehr. Denn während die Botschaft der USA in Berlin feierlich am traditionellen Platz gleich neben dem Brandenburger Tor wieder eingeweiht wurde, soll die Botschaft der USA in London von ihrem traditionellen Platz wegziehen. Jürgen Müller-Ulrich, wohin denn?
Jürgen Krönig: Man hat nach langer Suche und verschiedenen Erwägungen, was den neuen Standort betrifft, sich entschieden, auf die rechte Themseseite zu ziehen, dort wo eigentlich so ein bisschen Brachland ist, wo aber auf der anderen Seite in der Nachkriegszeit die neuen kulturellen Institutionen wie Royal Festival Hall, wie South Bank generell ja mit verschiedensten kulturellen und musealen Einrichtungen versehen ist. Dort will also auch die amerikanische Botschaft das neue, zeitgerechte, wie der Botschafter sagt, moderne und umweltverträgliche Gebäude errichten. Aber natürlich der eigentliche Grund für den neuen Ort der Botschaft ist Sicherheit. Das heutige Botschaftsgebäude kann eigentlich nicht mehr gesichert werden gegen potenzielle terroristische Attacken, Al-Kaidas oder islamische Terroristen, die werden ja als Gefahr gesehen. Und seit 2006 ist das Gebäude am Grosvenor Place im Herzen des West End, in Mayfair, mit einer Sicherheitsbarriere aus Stahl umgeben, aber das scheint nicht hinreichend zu sein oder scheint man nicht für hinreichend zu halten. Und deshalb will man an die Südseite der Themse, dort wo ein unbearbeiteter leerer Platz ist, ungefähr neben der berühmen Industrieruine der Battersea Power Station, des Kraftwerkes, das einmal …
Müller-Ulrich: Die man gut kennt, zumindest …
Krönig: …das Cover von "Animals", der Platte von Pink Floyd, zierte. Und das immer übrigens noch keine richtige Bestimmung gefunden hat, obwohl es schon Pläne seit 20, 30 Jahren gab.
Müller-Ulrich: Eine Riesenruine mit vier Schornsteinen.
Krönig: Richtig.
Müller-Ulrich: Ist ein bisschen schade eigentlich, wegzuziehen aus dem West End. Das Gebäude, man kann es sagen, Jürgen Krönig, war nicht sehr schön, aber für viele hängt doch eine Menge Nostalgie daran, zum Beispiel für die vielen Demonstranten während des Vietnamkriegs.
Krönig: Ja, natürlich. Ich meine, es ist sicherlich bedauerlich, was die Demonstranten betrifft, die dort immer wieder ihren Ärger abgelassen haben vor diesem doch, wie ich finde, ziemlich hässlichen Gebäude. Neungeschossig, wie ein zu breit geratenes Hochhaus, das man plattgedrückt hat.
Müller-Ulrich: In den 60er-Jahren geschaffen von einem finnischen Architekten, glaube ich.
Krönig: Von einem finnischen Architekten, der amerikanische Staatsbürgerschaft hatte, sonst hätte er den Auftrag gar nicht erhalten für diesen Bau. Und er wurde als pompös, einer Demokratie unwürdig damals empfunden. Aber heute interessanterweise gibt es Leute, die unbedingt dieses Gebäude als Beispiel der modernistischen Architektur erhalten wollen und auf die Liste der erhaltenswerten Gebäude setzen wollen. Darüber gibt es im Übrigen jetzt auch noch einen großen Konflikt, weil der Stadtrat von Westminster scharf dagegen ist. Er sagt, es ist ein furchtbares Gebäude. Innen ist es ein Wirrwarr von Korridoren, außen ist es unattraktiv und passt nicht in die Zeit, während auf der anderen Seite die Befürworter sagen, es ist dieses ein grandioses Beispiel der modernistischen Architektur, der moderne, und deshalb muss es erhalten werden.
Müller-Ulrich: Und jetzt wird ein neuer Wettbewerb ausgeschrieben für das neue Gebäude, und da haben Sie schon etwas interessantes gesagt, Jürgen Krönig, nämlich, wenn es kein amerikanischer Architekt wäre, dann dürfte er das gar nicht bauen.
Krönig: Weil sicherheitsempfindliche Bereiche in jeder Botschaft existieren, und deshalb trauen die Amerikaner keiner anderen Nation oder den Architekten einer anderen Nation dieses zu. Das ist übrigens eine weithin geübte Praxis, die ihren Ursprung im Kalten Krieg hat, wo ja allerlei garstige Abhöreinrichtungen eingebaut wurden. Und man muss heute natürlich mit möglicherweise noch Schlimmerem rechnen. Also deshalb nur amerikanische Short List, die erstellt worden ist. Da stehen neun Architektennamen drauf, unter anderem Richard Meier und Kieran Timberlake. Aber immerhin wirken die Briten und die Europäer, die Zunft der Architekten mit insofern, als Richard Rogers, der berühmte britische Architekt, der Chairman, der Vorsitzende der Jury ist.
Müller-Ulrich: Und wie geht es weiter, wann soll das Ganze werden?
Krönig: Die Entscheidung fällt in den nächsten Monaten. Dann rechnet man damit, dass die Bauzeit ungefähr fünf Jahre in Anspruch nehmen wird. Das Ganze ist ein 300-Millionen-Euro-Projekt.
Müller-Ulrich: Auskünfte von Jürgen Krönig in London zum geplanten Neubau der US-amerikanischen Botschaft in der britischen Hauptstadt.
Jürgen Krönig: Man hat nach langer Suche und verschiedenen Erwägungen, was den neuen Standort betrifft, sich entschieden, auf die rechte Themseseite zu ziehen, dort wo eigentlich so ein bisschen Brachland ist, wo aber auf der anderen Seite in der Nachkriegszeit die neuen kulturellen Institutionen wie Royal Festival Hall, wie South Bank generell ja mit verschiedensten kulturellen und musealen Einrichtungen versehen ist. Dort will also auch die amerikanische Botschaft das neue, zeitgerechte, wie der Botschafter sagt, moderne und umweltverträgliche Gebäude errichten. Aber natürlich der eigentliche Grund für den neuen Ort der Botschaft ist Sicherheit. Das heutige Botschaftsgebäude kann eigentlich nicht mehr gesichert werden gegen potenzielle terroristische Attacken, Al-Kaidas oder islamische Terroristen, die werden ja als Gefahr gesehen. Und seit 2006 ist das Gebäude am Grosvenor Place im Herzen des West End, in Mayfair, mit einer Sicherheitsbarriere aus Stahl umgeben, aber das scheint nicht hinreichend zu sein oder scheint man nicht für hinreichend zu halten. Und deshalb will man an die Südseite der Themse, dort wo ein unbearbeiteter leerer Platz ist, ungefähr neben der berühmen Industrieruine der Battersea Power Station, des Kraftwerkes, das einmal …
Müller-Ulrich: Die man gut kennt, zumindest …
Krönig: …das Cover von "Animals", der Platte von Pink Floyd, zierte. Und das immer übrigens noch keine richtige Bestimmung gefunden hat, obwohl es schon Pläne seit 20, 30 Jahren gab.
Müller-Ulrich: Eine Riesenruine mit vier Schornsteinen.
Krönig: Richtig.
Müller-Ulrich: Ist ein bisschen schade eigentlich, wegzuziehen aus dem West End. Das Gebäude, man kann es sagen, Jürgen Krönig, war nicht sehr schön, aber für viele hängt doch eine Menge Nostalgie daran, zum Beispiel für die vielen Demonstranten während des Vietnamkriegs.
Krönig: Ja, natürlich. Ich meine, es ist sicherlich bedauerlich, was die Demonstranten betrifft, die dort immer wieder ihren Ärger abgelassen haben vor diesem doch, wie ich finde, ziemlich hässlichen Gebäude. Neungeschossig, wie ein zu breit geratenes Hochhaus, das man plattgedrückt hat.
Müller-Ulrich: In den 60er-Jahren geschaffen von einem finnischen Architekten, glaube ich.
Krönig: Von einem finnischen Architekten, der amerikanische Staatsbürgerschaft hatte, sonst hätte er den Auftrag gar nicht erhalten für diesen Bau. Und er wurde als pompös, einer Demokratie unwürdig damals empfunden. Aber heute interessanterweise gibt es Leute, die unbedingt dieses Gebäude als Beispiel der modernistischen Architektur erhalten wollen und auf die Liste der erhaltenswerten Gebäude setzen wollen. Darüber gibt es im Übrigen jetzt auch noch einen großen Konflikt, weil der Stadtrat von Westminster scharf dagegen ist. Er sagt, es ist ein furchtbares Gebäude. Innen ist es ein Wirrwarr von Korridoren, außen ist es unattraktiv und passt nicht in die Zeit, während auf der anderen Seite die Befürworter sagen, es ist dieses ein grandioses Beispiel der modernistischen Architektur, der moderne, und deshalb muss es erhalten werden.
Müller-Ulrich: Und jetzt wird ein neuer Wettbewerb ausgeschrieben für das neue Gebäude, und da haben Sie schon etwas interessantes gesagt, Jürgen Krönig, nämlich, wenn es kein amerikanischer Architekt wäre, dann dürfte er das gar nicht bauen.
Krönig: Weil sicherheitsempfindliche Bereiche in jeder Botschaft existieren, und deshalb trauen die Amerikaner keiner anderen Nation oder den Architekten einer anderen Nation dieses zu. Das ist übrigens eine weithin geübte Praxis, die ihren Ursprung im Kalten Krieg hat, wo ja allerlei garstige Abhöreinrichtungen eingebaut wurden. Und man muss heute natürlich mit möglicherweise noch Schlimmerem rechnen. Also deshalb nur amerikanische Short List, die erstellt worden ist. Da stehen neun Architektennamen drauf, unter anderem Richard Meier und Kieran Timberlake. Aber immerhin wirken die Briten und die Europäer, die Zunft der Architekten mit insofern, als Richard Rogers, der berühmte britische Architekt, der Chairman, der Vorsitzende der Jury ist.
Müller-Ulrich: Und wie geht es weiter, wann soll das Ganze werden?
Krönig: Die Entscheidung fällt in den nächsten Monaten. Dann rechnet man damit, dass die Bauzeit ungefähr fünf Jahre in Anspruch nehmen wird. Das Ganze ist ein 300-Millionen-Euro-Projekt.
Müller-Ulrich: Auskünfte von Jürgen Krönig in London zum geplanten Neubau der US-amerikanischen Botschaft in der britischen Hauptstadt.