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Unbekannte Geschwister im Universum

Astronomie. – Seit einigen Jahren gehören vor allem Planeten ferner Sonnensysteme zu den begehrten Trophäen unter Astronomen. Doch die Jagd ist mühsam, denn weil die vergleichsweise winzigen Planeten selbst nicht leuchten, können sie bislang nur indirekt dargestellt werden. Dabei handelt es sich um gewaltige Gasplaneten von der Größe Jupiters, die sich zudem zumindest zeitweise sehr nahe an ihrer Sonne befinden. Doch bald wollen NASA-Astronomen mit neuen Konzepten direkt ein Auge auch auf kleinere und vor allem erdähnliche Welten werfen.

    "Inzwischen haben wir ungefähr 80 verschiedene Planeten außerhalb unseres eigenen Sonnensystems entdeckt", zieht Rolf Danner, selbst Astronom am Jet Propulsion Laboratory der US-Raumfahrtbehörde NASA, Zwischenbilanz. Doch dabei handele es sich um ausgesprochene Riesen von etwa der Größe des Jupiter und damit rund 300 mal größer als die Erde. "Wir suchen aber nach Planeten, auf denen Leben wie bei uns möglich ist." Denn die gewaltigen Gasriesen besitzen weder eine feste Oberfläche noch eine richtige Atmosphäre – und nach gängigen Vorstellungen ist Leben darauf nicht möglich. Mit Hilfe des "Terrestrial Planet Finder" aber wollen die US-Astronomen in rund zehn Jahren Planten aufspüren, die ein behaglicheres Zuhause für ET und Konsorten sein könnten. Über ein ähnliches Konzept wird auch in Europa nachgedacht, sein Name ist "Darwin".

    Derzeit grübeln die US-Experten noch, wie sich der geplante Satellit am besten auf die Lauer legt: "Die Suche ist schwierig, weil ein Stern mindestens zehn Millionen mal heller ist als der Planet. Überdies steht der Planet sehr nahe an der hellen Sonne. Wir suchen daher ein Instrument, das erstens Licht selektiv ausschließen kann und zweitens eine sehr hohe Auflösung besitzt, um beide Lichtquellen voneinander zu trennen", konstatiert Danner. Außerdem müsste "Terrestrial Planet Finder" besonders empfindlich sein für das extrem schwache Licht des Planeten. Damit ähnelt die Suche der Fahndung nach einem Glühwürmchen neben einem Flutlicht. Zwei Konzepte fassen die Planetenjäger in die engere Wahl. Eines sieht vor, mehrere Teleskope für den Infrarotbereich miteinander zu koppeln, sagt Danner: "Solche zusammen geschalteten Infrarot-Interferometer bieten die Auflösung eines einzigen Teleskops von Ausmaßen mehrerer Fußballfelder. Das Licht der im Orbit weit auseinander positionierten Teleskope wird dabei in einem gemeinsamen Brennpunkt zusammengefasst."

    "Durch Interferenzen der einfallenden Lichtwellen kann das Licht des Sterns quasi gelöscht werden." Was bleibe, sei dann nur noch die Reflektion des gesuchten Planeten. Das Problem bestehe jedoch in der nötigen, mikrometergenauen Ausrichtung der fliegenden Fernrohre. Der alternative Ansatz sieht dagegen vor, mittels eines so genannten Koronographen das Licht eines störenden Sterns auszublenden. "Dabei wird die Sonne abgedeckt und so selbst Objekte sichtbar, die sehr nahe an dem Stern stehen. In der Praxis ist das aber schwierig, weil oft Streulicht auftritt, dass von einer solchen Blende nicht sauber erfasst wird." Daher müssten die Optiken von außerordentlicher Präzision sein: Ein solches Teleskop müsste viermal größer als das Hubble-Weltraumteleskop und seine Linsen und Spiegel zehnmal genauer geschliffen sein. 2006 will die NASA entscheiden, welches Konzept zum Einsatz kommt und dann auch internationale Kooperationen zur Realisierung eingehen.

    [Quelle: Dirk Lorenzen]