Immer wenn ein prall gefülltes Netz aus dem Ozean auf das Arbeitsdeck des norwegischen Forschungsschiffes gezogen wurde, herrschte gespannte Erwartung unter den mitfahrenden Wissenschaftlern. So wenig wissen wir über die Welt unter Wasser, dass die Chance groß ist, in dem Netz eine unbekannte Art zu finden. Sofort wurden die nach Luft schnappenden Tiere in Eimer sortiert – nach Art und Größe getrennt – und ins Fischlabor gebracht. Dort vermaßen Laborantinnen den Fang: An elektronischen Messtischen wurden Gewicht und Größe des Exemplars vermerkt und per Knopfdruck abgespeichert, Gewebeproben und der Mageninhalt zur späteren Analyse eingepackt und eingefroren. Auf der zweimonatigen Reise der "G.O. Sars" war das tägliche Routine. Odd Aksel Bergstad vom norwegischen Institut für Meeresforschung IMR in Bergen: "Wir arbeiten im Untersuchungsgebiet zwischen Island und den Azoren in einer felsigen Landschaft, die an Land durchaus ein Hochgebirge wäre. In diesem Gelände würde der Großglockner problemlos verschwinden: Die tiefsten Schluchten reichen 4500 Meter hinab, und die höchsten Berge ragen bis in 600 Metern Wassertiefe hinauf."
Am meisten erstaunte die Forscher die große Vielfalt von Tieren, die sich von dem Plankton ernähren. Bergstad: "Auf den submarinen Bergketten leben zahllose Korallen, Schwämme, Seesterne, Krebse, Kalmare und etliche Oktopus-Arten. Diese wirbellosen Tiere bilden in der lichtlosen Tiefsee bunte Gärten, in denen viele Fische leben." Rund 320 verschiedene Arten bei den großen Tieren gingen den Forschern auf der Fahrt ins Netz. Darunter waren auch unbekannte wie etwa ein handgroßer, aalförmiger Fisch, der zu den Bartmännchen gehört, oder ein intensiv braunrot gefärbter Tiefseekalmar. An seinen Fangarmen sind kleine Fortsätze, über deren Funktion die Biologen rätseln. Mit dieser großen Vielfalt hatten sie nicht gerechnet. Der Grund dafür liegt in den zahllosen ökologischen Nischen des mittelatlantischen Rückens. Franz Uiblein vom IMR: "Es sieht mosaikartig aus, es wechselt einerseits der Bodentyp ab, es wechselt ab der Bewuchs des Bodens, die verschiedenen Tierarten, die dort leben, die Epifauna, Korallen zum Beispiel oder Schwämme, die man in bestimmten Bereichen in großer Zahl findet, dann wieder nicht, dann wieder blanken Fels."
In den schier endlosen und ungeschützten Schlammflächen der Tiefsee wirkt die abwechslungsreiche, rauhe Basaltlandschaft des mittelatlantischen Rückens wie ein Magnet. Bergstad: "Bei den Fischen haben wir das ganze Spektrum gefangen, von den wenige Millimeter kleinen Larven bis zu einem fast fünf Meter langen Grönlandhai. Bei Arten wie etwa dem Grenadierfisch haben wir sogar alle Lebensstadien gefunden. Das bedeutet, dass der mittelatlantische Rücken als Kinderstube dient und den Erwachsenen Schutz bietet." Auch gesuchte Speisefische wie der Granatbarsch finden sich dort, dicht neben anderen Arten wie dem Grenadierfisch. Sie nützen die Bergkette zum Ausruhen und bewegen sich kaum, ehe sie wieder zum Fressen ins Wasser aufsteigen. Der Granatbarsch zählt zu den Tiefseearten, die durch die Industriefischerei massiv bedroht sind. Schließlich wird er mehr als 150 Jahre alt und pflanzt sich mit 30 Jahren erstmals fort. Je mehr die Meeresbiologen über diese Tiere lernen, umso besser hofft man sie schützen zu können.
[Quelle: Dagmar Röhrlich]
Am meisten erstaunte die Forscher die große Vielfalt von Tieren, die sich von dem Plankton ernähren. Bergstad: "Auf den submarinen Bergketten leben zahllose Korallen, Schwämme, Seesterne, Krebse, Kalmare und etliche Oktopus-Arten. Diese wirbellosen Tiere bilden in der lichtlosen Tiefsee bunte Gärten, in denen viele Fische leben." Rund 320 verschiedene Arten bei den großen Tieren gingen den Forschern auf der Fahrt ins Netz. Darunter waren auch unbekannte wie etwa ein handgroßer, aalförmiger Fisch, der zu den Bartmännchen gehört, oder ein intensiv braunrot gefärbter Tiefseekalmar. An seinen Fangarmen sind kleine Fortsätze, über deren Funktion die Biologen rätseln. Mit dieser großen Vielfalt hatten sie nicht gerechnet. Der Grund dafür liegt in den zahllosen ökologischen Nischen des mittelatlantischen Rückens. Franz Uiblein vom IMR: "Es sieht mosaikartig aus, es wechselt einerseits der Bodentyp ab, es wechselt ab der Bewuchs des Bodens, die verschiedenen Tierarten, die dort leben, die Epifauna, Korallen zum Beispiel oder Schwämme, die man in bestimmten Bereichen in großer Zahl findet, dann wieder nicht, dann wieder blanken Fels."
In den schier endlosen und ungeschützten Schlammflächen der Tiefsee wirkt die abwechslungsreiche, rauhe Basaltlandschaft des mittelatlantischen Rückens wie ein Magnet. Bergstad: "Bei den Fischen haben wir das ganze Spektrum gefangen, von den wenige Millimeter kleinen Larven bis zu einem fast fünf Meter langen Grönlandhai. Bei Arten wie etwa dem Grenadierfisch haben wir sogar alle Lebensstadien gefunden. Das bedeutet, dass der mittelatlantische Rücken als Kinderstube dient und den Erwachsenen Schutz bietet." Auch gesuchte Speisefische wie der Granatbarsch finden sich dort, dicht neben anderen Arten wie dem Grenadierfisch. Sie nützen die Bergkette zum Ausruhen und bewegen sich kaum, ehe sie wieder zum Fressen ins Wasser aufsteigen. Der Granatbarsch zählt zu den Tiefseearten, die durch die Industriefischerei massiv bedroht sind. Schließlich wird er mehr als 150 Jahre alt und pflanzt sich mit 30 Jahren erstmals fort. Je mehr die Meeresbiologen über diese Tiere lernen, umso besser hofft man sie schützen zu können.
[Quelle: Dagmar Röhrlich]