Sozusagen ein "niedrigschwelliges Literatur-Angebot", erklärt Redakteurin Àgnes Pajtók.
" Das Problem in Ungarn ist, dass die meisten Leute die zeitgenössische Literatur links liegen lassen. Vielleicht fünf oder sechshundert Leute kaufen heute eine Literaturzeitschrift. Wir möchten das ändern. Wir möchten, dass die Literaten und die Literaturwissenschaftler nicht nur in die Vergangenheit denken, wir wollen sie aus dem Elfenbeinturm holen. Jeder braucht auch geistige Nahrung. Und wir glauben: Wenn die Zeitschrift zu den Leuten kommt, umsonst, sie nicht hinterherlaufen müssen, dass sich dann mehr für Literatur interessieren, "
sagt die junge Frau, die die Zeitung zusammen mit Chefredakteur Zoltán Mártonyi macht. Eine Ich-und-Du-AG. Der 40-jährige Arzt hat Erfahrung mit dem Zeitungmachen, er hat eine Werbeagentur und nebenbei betreibt er ein Internet-Fernsehen in mehreren Sprachen. Die Nachrichten für Europa. TV liefern New York Times und die größte spanische Tageszeitung "El País" zu. Der Mann ist Unternehmer. Und wie ein solcher spricht er auch:
" Wir haben eine Startauflage von 15.000 Exemplaren. Das Doppelte wäre mir noch lieber. Aber wir müssen erst mal sehen, was der Markt hergibt, wie es mit dem Anzeigengeschäft läuft. Aber in Sachen Auflage war auch "Nyugat" seinerzeit klein, ein paar hundert Exemplare. Die Zeitschrift lebte von den großen Namen von Ady bis Babits. "
Mártonyi hat eine Mission: Wir bauen eine Zivilisation auf, kündigt er großspurig in der neuen Literaturzeitschrift "Megint Nyugat" an. Dafür will er den Kulturpegel der Ungarn heben: Elf Mal im Jahr. Deshalb ist ein Text des tschechischen Underground-Literaten Jachym Topol auch in der Originalsprache abgedruckt - ein kleines Glossar erklärt die wichtigsten Redewendungen. Die Latte für die Leser hängt hier schon sehr hoch. Doch das ist die einzige schwere Kost, ansonsten dominieren Appetithäppchen, erläutert Mártonyi das Konzept:
" Wir sagen: Zwei Seiten maximal pro Artikel. Denn auch "Krieg und Frieden" liest heute keiner mehr. Das ermüdet die meisten. Und es gibt ja auch gute, kurze Sachen, nehmen Sie die "Minutennovellen" von István Örkény. Also: 2 Seiten pro Artikel, maximal. Dazwischen Grafiken, Fotos, damit sich das Auge erholen kann. Wir wollen die Buchstaben-Monotonie vermeiden. Es soll kleine Novellen geben, Essays, was den Geist interessiert. Das Wichtige ist, dass wir soviel Neugierde wecken, dass jemand dann das Heft abonniert, um nicht die nächste Ausgabe zu verpassen. "
Interesse wecken sollen ein paar "Big Names", große Namen. Die hat "Megint Nyugat" zu bieten: Endre Kukorelly sinniert über Fußball und Machismo, über das Gute und Böse und was das mit Schimpfwörtern zu tun hat. Interessant sind Bohumil Hrabals Gedanken auf dem Sterbebett. Gedanken über das Leben, die Arbeit, den Tod und das Jenseits. Das sind die Zugpferde, erklärt Mártonyi.
" Es wird immer eine Gastkolumne aus dem Ausland geben. Wir vertrauen auf die hiesigen "Elefanten", drei, vier große ungarische Namen sollten in jeder Ausgabe sein. Und der übrige Platz ist für die reserviert, die noch keine großen Namen sind, aber es werden können. So können wir das aktuelle ungarische Literaturgeschehen umfassend wiedergeben. "
Und das tut das Blatt: Junge, frische Autoren wie Christian Grecsó aus Békéscsaba, dessen Debütroman jetzt auch auf Deutsch erschienen ist. Die Budapesterin Virág Erdös, deren Gedichte im besten Sinne urban sind: Wortsequenzen wie ein Gangsta Rap, frech, rhythmisch, modern. Oder Tamás Nándor. Der Sänger der Metal-Band "Bearfood" hat einen sehr ironischen Text geschrieben. Die Puszta-Kulisse Hortobágy ist Bühne für eine Provinzposse. Es treten auf: Vollgesoffene Bauern, die sich prügeln, und ein Junge, der davon träumt, Husar zu sein. Den Text hat Nándor zweideutig "Tájboxen" genannt - ein Wortspiel: Aus Thai-Boxen wird "Landschaftsboxen".
" Für uns ist wichtig, jungen Literaten eine Chance zu geben. Denn die Verlage publizieren viel, es wird auch viel gekauft. Aber die Schriften, die Gedichte der Jungen betrifft das leider nicht. Und die sollen einen Platz bei uns haben. "
Die Literaturszene in Ungarn werde von Vetternwirtschaft beherrscht, erklärt sie. "Megint Nyugat" als Ersatzdroge für Vitamin B. Doch: Die meisten Autoren publizieren bereits in den intellektuellen Leitmedien Ungarns. Regelrechte No-Names à la Judit Herbáy ist selten. Ihr sehr sinnliches Gedicht mit dem Titel "Innerlich verbrannt" vibriert vor Sehnsucht und Erotik. Der gelungenste Text im Magazin. Lyrik und Prosa - gleichberechtigt stehen sie nebeneinander in "Megint Nyugat" - wie im großen Vorbild "Nyugat". Und noch etwas ist ähnlich, sagt die Redakteurin:
" Vom Geist in der Redaktion her ist das ganz ähnlich: Auch Ignotus und Fenyö - die Herausgeber von Nyugat - hat nicht interessiert, wo einer politisch stand. Sondern ausschließlich die literarische Qualität. Und so konnten sie eine sehr breit gefächerte Garde um sich scharen. Und das sehen wir ähnlich. Wir haben jetzt Pressefreiheit. Wir sind EU-Mitglied - und wir schauen nach Westen, auf die geistigen Strömungen von dort. "
Eine Konstante in der ungarischen Intelligentsia: Schau, was kommt von Westen ? Jetzt ist der Westen dran: Lies, was kommt von Osten: Megint Nyugat. Chapeau.
" Das Problem in Ungarn ist, dass die meisten Leute die zeitgenössische Literatur links liegen lassen. Vielleicht fünf oder sechshundert Leute kaufen heute eine Literaturzeitschrift. Wir möchten das ändern. Wir möchten, dass die Literaten und die Literaturwissenschaftler nicht nur in die Vergangenheit denken, wir wollen sie aus dem Elfenbeinturm holen. Jeder braucht auch geistige Nahrung. Und wir glauben: Wenn die Zeitschrift zu den Leuten kommt, umsonst, sie nicht hinterherlaufen müssen, dass sich dann mehr für Literatur interessieren, "
sagt die junge Frau, die die Zeitung zusammen mit Chefredakteur Zoltán Mártonyi macht. Eine Ich-und-Du-AG. Der 40-jährige Arzt hat Erfahrung mit dem Zeitungmachen, er hat eine Werbeagentur und nebenbei betreibt er ein Internet-Fernsehen in mehreren Sprachen. Die Nachrichten für Europa. TV liefern New York Times und die größte spanische Tageszeitung "El País" zu. Der Mann ist Unternehmer. Und wie ein solcher spricht er auch:
" Wir haben eine Startauflage von 15.000 Exemplaren. Das Doppelte wäre mir noch lieber. Aber wir müssen erst mal sehen, was der Markt hergibt, wie es mit dem Anzeigengeschäft läuft. Aber in Sachen Auflage war auch "Nyugat" seinerzeit klein, ein paar hundert Exemplare. Die Zeitschrift lebte von den großen Namen von Ady bis Babits. "
Mártonyi hat eine Mission: Wir bauen eine Zivilisation auf, kündigt er großspurig in der neuen Literaturzeitschrift "Megint Nyugat" an. Dafür will er den Kulturpegel der Ungarn heben: Elf Mal im Jahr. Deshalb ist ein Text des tschechischen Underground-Literaten Jachym Topol auch in der Originalsprache abgedruckt - ein kleines Glossar erklärt die wichtigsten Redewendungen. Die Latte für die Leser hängt hier schon sehr hoch. Doch das ist die einzige schwere Kost, ansonsten dominieren Appetithäppchen, erläutert Mártonyi das Konzept:
" Wir sagen: Zwei Seiten maximal pro Artikel. Denn auch "Krieg und Frieden" liest heute keiner mehr. Das ermüdet die meisten. Und es gibt ja auch gute, kurze Sachen, nehmen Sie die "Minutennovellen" von István Örkény. Also: 2 Seiten pro Artikel, maximal. Dazwischen Grafiken, Fotos, damit sich das Auge erholen kann. Wir wollen die Buchstaben-Monotonie vermeiden. Es soll kleine Novellen geben, Essays, was den Geist interessiert. Das Wichtige ist, dass wir soviel Neugierde wecken, dass jemand dann das Heft abonniert, um nicht die nächste Ausgabe zu verpassen. "
Interesse wecken sollen ein paar "Big Names", große Namen. Die hat "Megint Nyugat" zu bieten: Endre Kukorelly sinniert über Fußball und Machismo, über das Gute und Böse und was das mit Schimpfwörtern zu tun hat. Interessant sind Bohumil Hrabals Gedanken auf dem Sterbebett. Gedanken über das Leben, die Arbeit, den Tod und das Jenseits. Das sind die Zugpferde, erklärt Mártonyi.
" Es wird immer eine Gastkolumne aus dem Ausland geben. Wir vertrauen auf die hiesigen "Elefanten", drei, vier große ungarische Namen sollten in jeder Ausgabe sein. Und der übrige Platz ist für die reserviert, die noch keine großen Namen sind, aber es werden können. So können wir das aktuelle ungarische Literaturgeschehen umfassend wiedergeben. "
Und das tut das Blatt: Junge, frische Autoren wie Christian Grecsó aus Békéscsaba, dessen Debütroman jetzt auch auf Deutsch erschienen ist. Die Budapesterin Virág Erdös, deren Gedichte im besten Sinne urban sind: Wortsequenzen wie ein Gangsta Rap, frech, rhythmisch, modern. Oder Tamás Nándor. Der Sänger der Metal-Band "Bearfood" hat einen sehr ironischen Text geschrieben. Die Puszta-Kulisse Hortobágy ist Bühne für eine Provinzposse. Es treten auf: Vollgesoffene Bauern, die sich prügeln, und ein Junge, der davon träumt, Husar zu sein. Den Text hat Nándor zweideutig "Tájboxen" genannt - ein Wortspiel: Aus Thai-Boxen wird "Landschaftsboxen".
" Für uns ist wichtig, jungen Literaten eine Chance zu geben. Denn die Verlage publizieren viel, es wird auch viel gekauft. Aber die Schriften, die Gedichte der Jungen betrifft das leider nicht. Und die sollen einen Platz bei uns haben. "
Die Literaturszene in Ungarn werde von Vetternwirtschaft beherrscht, erklärt sie. "Megint Nyugat" als Ersatzdroge für Vitamin B. Doch: Die meisten Autoren publizieren bereits in den intellektuellen Leitmedien Ungarns. Regelrechte No-Names à la Judit Herbáy ist selten. Ihr sehr sinnliches Gedicht mit dem Titel "Innerlich verbrannt" vibriert vor Sehnsucht und Erotik. Der gelungenste Text im Magazin. Lyrik und Prosa - gleichberechtigt stehen sie nebeneinander in "Megint Nyugat" - wie im großen Vorbild "Nyugat". Und noch etwas ist ähnlich, sagt die Redakteurin:
" Vom Geist in der Redaktion her ist das ganz ähnlich: Auch Ignotus und Fenyö - die Herausgeber von Nyugat - hat nicht interessiert, wo einer politisch stand. Sondern ausschließlich die literarische Qualität. Und so konnten sie eine sehr breit gefächerte Garde um sich scharen. Und das sehen wir ähnlich. Wir haben jetzt Pressefreiheit. Wir sind EU-Mitglied - und wir schauen nach Westen, auf die geistigen Strömungen von dort. "
Eine Konstante in der ungarischen Intelligentsia: Schau, was kommt von Westen ? Jetzt ist der Westen dran: Lies, was kommt von Osten: Megint Nyugat. Chapeau.