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Ungleiche Bezahlung
US-Fußballerinnen drohen mit Streik

Die US-amerikanischen Fußballerinnen haben die Weltmeisterschaft gewonnen, sind Erste der FIFA-Rangliste. Ihre männlichen Kollegen kommen an diese Erfolgsbilanz nicht heran. Trotzdem verdienen sie mehr Geld. Deshalb drohen die US-Fußballerinnen mit Streik. Doch es geht ihnen um mehr als nur das Geld.

Von Jan Bösche |
    Die Mittelfeldspielerin und Kapitänin der US-amerikanischen Fußball-Nationalmannschaft, Carli Lloyd, während eines Freundschaftsspiels gegen die Schweiz in Minneapolis.
    Die Mittelfeldspielerin und Kapitänin der US-amerikanischen Fußball-Nationalmannschaft, Carli Lloyd, während eines Freundschaftsspiels gegen die Schweiz in Minneapolis. (imago - Nick Wosicka)
    Amerika ist das Land des Frauen-Fußballs: Während die Männer nur mittelmäßig erfolgreich sind, begeistert die Frauen-Nationalmannschaft die Nation immer wieder, sie sind die amtierenden Weltmeisterinnen.
    Hinter den Kulissen tobt aber ein Kampf, und das schon seit vielen Monaten. Die Spielerinnen drohen sogar mit Streik. In der renommierten Fernseh-Sendung "60 Minutes" des Senders CBS machten sie jetzt noch einmal Druck. Kapitänin Carli Lloyd sagte, sie fühlten sich behandelt wie Bürger zweiter Klasse. Der Verband kümmere sich um sie nicht so sehr wie um die Männer.
    Unterschiedliche Vertragsstrukturen bei Männer- und Frauen-Teams
    Im Unterschied zu anderen Sportverbänden in den USA ist der Fußballverband für Männer und Frauen zuständig, Medien-Verträge werden für beide Teams gebündelt vergeben. Allerdings haben Männer-Team und Frauen-Team unterschiedliche Vertragsstrukturen. Torhüterin Hope Solo sagte, die Verbandsfunktionäre seien verärgert, wenn sie die Männer anführten.
    In der Fernsehsendung diente Solos Gehalt als Beispiel: 2015 habe sie insgesamt 366.000 Dollar bekommen. 2014, Weltmeisterschafts-Jahr der Männer, gab es für ihren Kollegen Tim Howard über 398.000 Dollar. Er habe acht Spiele bestritten, sie dagegen 23. Wenn man das aufs Spiel herunterbreche, habe er dreimal so viel Geld bekommen.
    Es geht um Fairness
    Die Spielerinnen betonen, sie stritten mit dem Verband, nicht mit den männlichen Spielern. Außerdem räumten sie ein, den alten Vertrag mit diesen Bedingungen einmal unterschrieben zu haben. Spielerin Becky Sauerbrunn sagte: "Wenn man diesen Verband mit anderen auf der Welt vergleicht, haben sie das meiste Geld ins Frauen-Programm investiert. Darum sind wir so weit gekommen. Aber gleiche Bezahlung: Es geht nicht darum, was sie für fair halten - es geht darum, was fair ist."
    Die Spielerinnen kämpfen an mehreren Fronten: Zum einen haben sie bei einer Bundesbehörde geklagt, die gegen Diskriminierung am Arbeitsplatz vorgeht. Außerdem läuft Ende des Jahres der bisherige Vertrag aus. Die Verhandlungen laufen, der Verband teilte mit, man arbeite an einem neuen Vertrag. Die Spielerinnen sagen, nur ein Ergebnis sei akzeptabel: Das gleiche Geld wie für die Männer. Kapitänin Carli Lloyd: "Hier geht's um Geschichte, was wir tun, wofür wir kämpfen. Es strahlt nicht nur auf Team aus, auf zukünftige Generationen - es ist global."